Bis Ende März müssen die Hanse 3, der Wagenplatz und die „Ständige Vertretung“ das Gelände verlassen. Der Eigentümer des Grundstücks, die Globus Markthallen Holding GmbH & Co KG, hat die Nutzungsgenehmigungen gekündigt.
In den vergangenen Jahren hatte Globus als Grundstückseigentümer des Alten Leipziger Bahnhofs das Areal für verschiedene soziale und künstlerische Organisationen zur Verfügung gestellt. „Bedauerlicherweise mussten wir feststellen, dass sich die Gesamtsituation auf dem Areal in den vergangenen Monaten deutlich verändert hat“, sagt Enrico Wilde, der Bereichsleiter Standortplanung bei Globus. In der jüngeren Vergangenheit hätten sich Beschwerden von Anwohnern über Lärmbelästigungen und Ruhestörungen gehäuft, die vom Areal „Alter Leipziger Bahnhof“ ausgehen.

35 Künstler*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen, haben sich in im Hanse 3 e.V. zusammengeschlossen, sie nutzen das alte Eisenbahngebäude als Atelier- und Proberaumhaus. Foto: J. Frintert
Ob die Ruhestörungen tatsächlich von den drei Nutzergruppen verursacht werden, lässt sich schwer feststellen. Das Gelände ist groß und wird auch von anderen Gruppen ohne Genehmigung genutzt. Auffällig ist jedoch, dass sich der Wagenplatz in den vergangenen Monaten vergrößert hat.
Verkehrssicherung und Haftungsrisiken
„Für uns als Grundstückseigentümerin wird es auf dem gesamten Areal zunehmend schwieriger, unseren Pflichten, insbesondere im Bereich der Verkehrssicherung, Rechnung zu tragen“, sagt Wilde. Rettungswege würden regelmäßig blockiert, wodurch die Sicherheit auf dem Gelände nicht mehr ausreichend gewährleistet sei. Aufgrund dieser Situation und möglicher Haftungsrisiken habe das Unternehmen nach intensiver interner Prüfung beschlossen, sämtliche Nutzungen auf dem Areal zu beenden.
Für die Nutzer kommt diese Entscheidung überraschend. Der Kunst- und Kultur-Verein „Hanse 3“ hielt gestern eine Krisensitzung ab. Vom Vorstand des Vereins heißt es heute: „Wir als Hanse3 möchten an dieser Stelle Globus für die zehn Jahre guter Zusammenarbeit danken. Die Problematik auf dem Gelände haben wir erkannt, gesehen und versuchen damit umzugehen.“
Dabei sieht sich der Verein als Teil einer Lösung dieser Probleme und freut sich auf noch mehr Zusammenarbeit diesbezüglich.
Bisher habe sich Hanse3 immer um eine gute Nachbarschaftsarbeit bemüht, insbesondere was Lärmbelästigung bei Veranstaltungen betrifft.

Die „Ständige Vertretung“ ist derzeit in der Winterpause, aber auch diesem Projekt wurde zu Ende März gekündigt. Foto: J. Frintert
Auch die „Ständige Vertretung“, organisiert von der Geh8 hat eine Nutzungskündigung erhalten. Paul Elsner von Geh8 hofft, dass man im Gespräch mit Globus noch eine Lösung finden kann.
Der Wagenplatz „Schotter und Gleise“ existiert auf dem Gelände seit zehn Jahren. Damals war der Wagenplatz vom Gelände „Marina Garden“ geräumt worden und fand auf dem Globus-Gelände einen Unterschlupf (Pieschen-Aktuell vom 27. Februar 2015). Über das Leben auf dem Wagenplatz entstand vor vier Jahren sogar eine Dokumentation (Pieschen-Aktuell vom 8. Februar 2021).

Wagenplatz auf dem Gelände am Alten Leipziger Bahnhof – Foto: J. Frintert
Globus in der Friedrichstadt bis heute nicht verbindlich
Neben den offiziellen Gründen für die Kündigung vermuten die Nutzer, dass Globus damit auch Druck auf die Stadtverwaltung ausüben will. Das Unternehmen soll ursprünglich eine Ersatzfläche in der Friedrichstadt erhalten, um an der Bremer Straße den geplanten Einkaufsmarkt zu bauen.
Erste Ankündigungen für diesen Tausch gab es schon 2019. Zwei Jahre später sollte dann mittels eines Flächentausches die Lösung gefunden werden (Pieschen-Aktuell vom 9. Dezember 2021), allerdings klappte dieser Flächentausch bis heute nicht.
Nun gibt es zwar inzwischen in Bürgerwerkstätten entwickelte Pläne für das Gelände rund um den Alten Leipziger Bahnhof. Eine eine Lösung ist jedoch weiterhin nicht in Sicht.
Die betroffenen Nutzer*innen wollen sich nun in der kommenden Woche zusammensetzen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
2 Kommentare zu “Aus für Wagenplatz, Hanse 3 und Ständige Vertretung droht”
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Pieschen-Aktuell vom 27. Februar 2025 ein Zukunftstext über die Vergangenheit ;) 2015 ist wohl gemeint.
Danke. Ist korrigiert.