Das Betten- und Wäschehaus „Chic“ in der Konkordienstraße wird schließen. Werner Talkenberg organisiert jetzt den Räumungsverkauf. Bettwäsche, Nachtwäsche, Bademäntel, Handtücher, Betten aus Daunen und Federn oder Synthetik stehen zum Verkauf. Gerade ist noch eine Lieferung von Calida eingetroffen. Auch die Möbel im Geschäft suchen einen neuen Eigentümer.
„Das Geschäft ist der ganze Stolz meiner Frau Renate. Es war ihr Leben. Jetzt ist sie so krank, dass wir uns entschlossen haben, einen Schlussstrich zu ziehen“, erzählt Werner Talkenberg. Beide sind schon lange Rentner, er wir dieses Jahr 90, seine Frau 86. Jeden Tag sind sie von ihrer Zwei-Raum-Wohnung in Radebeul in ihr Geschäft nach Pieschen gefahren. „Wir haben immer wieder nach einem Nachfolger gesucht, auch mit Hilfe der IHK. Einmal hatte es fast geklappt. Dann wurde die potenzielle Nachfolgerin krank“, erinnert sich Werner Talkenberg.
Seit er 1999 in Rente ging, unterstützt er seine Frau im Geschäft, kümmert sich um die Buchhaltung und alles Organisatorische. Den Räumungsverkauf und die Abwicklung des Geschäftes muss er nun allein stemmen. Seine Frau liegt noch im Krankenhaus. Kinder und Angehörige haben die beiden nicht. Hilfe kommt von Freunden und Geschäftspartnern.
Als Renate Talkenberg 1962 hier zu arbeiten begann, hieß das Geschäft noch Betten-Wilhelm. 20 Jahre später hat sie alles übernommen und war nun selbst die Chefin. Fachkundige Beratung und hochwertige Materialien – darin wollte sich Renate Talkenberg von den Wäsche-Discountern unterscheiden. Zeitweise wurde sie von drei Verkäuferinnen unterstützt. Mit den Jahren musste sie jedoch reduzieren. „Die Einnahmen hätten die Ausgaben nicht mehr decken können“, erzählt sie. Auf der Konkordienstraße wurde es mit der Zeit ruhiger und ruhiger. Laufkundschaft gab es kaum noch. Immer mehr Geschäfte schlossen für immer.
Der Niedergang des Geschäftsviertels rings um die Oschatzer Straße begann in den neunziger Jahren, als der Elbepark am Stadtrand und Karstadt und später die Altmarkt-Galerie im Zentrum das Viertel praktisch in die Zange nahmen. Anfang der 90er Jahre gab es noch einen Pieschener Gewerbeverein mit fast einhundert Mitgliedern. Das ist lange her. Die Neueröffnungen der letzten Jahre geben Hoffnung, eine Kehrtwende ist das jedoch noch nicht. Das Betten- und Wäschehaus „Chic“ hat über lange Zeit den Charakter des Geschäftsviertels mit geprägt. Jetzt hoffen Renate und Werner Talkenberg auf einen letzten Kundenansturm und ein gutes Ende für die unglaublich lange „Chic“-Geschichte.
Betten- und Wäschehaus „Chic“
Konkordienstraße 41
Öffnungszeiten zum Räumungsverkauf: Di, Mi, Do – 10 bis 17 Uhr
6 Kommentare zu “Betten- und Wäschehaus „Chic“ schließt – Räumungsverkauf hat begonnen”
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Es ist doch immer wieder bemerkenswert, wie ausdauernd, still und konsequent viele alte Geschäftsinhaber über die Jahrzehnte ihr Tagesgeschäft geführt haben und manche teilweise noch führen. Ich hatte das Ehepaar vor ca. 15 Jahren bei einem längeren Gespräch kennengelernt, bekannt war mir das Geschäft schon lange.
Schon damals waren wir uns einig, dass die Wäschebranche im Einzelhandel kaum Chancen hat. Billige Handtuchsets bei Ikea, Aldi und Co. reizen eben mehr, als preisintensivere Ware im Fachgeschäft. Trotzdem haben die Talkenbergs weiter gemacht – wie ich jetzt lese bis ins hohe Alter. Respekt.
schon eine bewegende Geschichte, klasse die beiden, in dem Alter Hochachtung. Alles Gute den beiden!
Endlich verdient die Rente genießen Hoffentlich noch einige schöne Jahre! Alles Gute.
Da kann man nur sagen,Hochachtung!
Wir kennen das Geschäft schon seit DDR Zeiten und haben uns schon immer gesagt ,wie lange sie in der Marktwirtschaft überleben. Das Schaufenster war auch immer super dekoriert. Also alles gute für die Jahre in der Rente.
Ich bin eine langjährige Kundin. Es war mein lieblingsladen und alle waren sehr begeistert, welch gute Qualität ich so verschenke. Es war ihr Anlass nur das Beste anzubieten. Schon der Stil wie alles im Regal lag, so lernte ich es auch für mich. Ich wünsche den beiden Talken bergs ein gutes Ende. Für Frau Falkenberg alles Gute und gemeinsame Zeit. Herzlichst Frau nitschmann
Respekt für diese Leistung ! Und das Alter, das hätte ich nie im Leben gedacht. Die Schaufenstergestaltung inspirierte immer stehen zu bleiben und die Feinheiten zu bewundern. Gerade aktuell ist sie besonders gut gelungen. So werde ich mir wohl in den nächsten paar Tagen ein paar hochwertige Handtücher oder sonstiges zulegen, bevor nun auch dieser Laden in der Vergangenheit verschwindet. Den Inhabern wünsche ich noch wunderschöne gemeinsame Jahre und vor allem, dass sich die Gesundheit bald bessert . Herzliche Grüße.