So wird die Fahrzeugauslastung gemessen und ausgewertet. Grafik: DVB

Wie voll wird die Straßenbahn

Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) erweitern ihren Kundeservice: Von jetzt an kann man per App im Voraus checken, ob noch ein Sitzplatz frei oder ob die Straßenbahn vielleicht schon überfüllt ist.

Oberhalb der Eingangstüren in Bussen und Bahnen verzeichnet ein Sensor wie viele Räder, Kinderwägen, Körper in der jeweiligen Bahn zugestiegen sind. „Wir haben ab Mai Fahrgastemessungen durchgeführt und nehmen diese Werte zunächst als Grundlage“, sagt Pressesprecher Falk Lösch. Gesichter und Bewegungen verzeichnet der Sensor dabei nicht. Die Zähldaten werden vom jeweiligen Bordrechner verarbeitet und ins System übermittelt. Anders als bei der Eisenbahn, bei der die voraussichtliche Auslastung von Zügen vor allem anhand der verkauften Fahrkarten ermittelt wird, zeigt das DVB-System die Auslastung in Echtzeit an.

Die ab Mai stichprobenartig gesammelten Zahlen gelten als „historischer Wert“. Daran messen sich die von nun an live und via App vermittelten Zahlen. So ergibt sich ein Auslastungsbild, das sich stetig verfeinert und dem Kunden Entscheidungsfreiheit einräumt: „So kann man im Vorhinein entscheiden, ob man die geplante Bahn nimmt oder vielleicht doch die Bahn drei Minuten später, aber dafür ist ein Sitzplatz garantiert“, erklärt Verkehrsmanager Martin Gawalek das neue System.

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Projektleiter Christian Gassel demonstriert die Verbindung von Sensor und Handy-App.

Projektleiter Christian Gassel demonstriert die Verbindung von Sensor und Handy-App.

Einfaches Prinzip

Bei Nutzung der App und auf der Interneite erscheinen nun drei graue Figuren. Leuchtet eines dieser Figuren bei ausgewähler Route dunkler auf, bedeutet das eine 30-prozentige Auslastung. Leuchten zwei Figuren dunkel, bis zu 70 Prozent: „Dre Männchen bedeuten, dass sich drei Menschen einen Quadratmeter teilen und somit ist ein Sitzplatz eigentlich ausgeschlossen“, so Gawalek. Insgesamt sind 330 Fahrzeuge bereits mit dem Sensor ausgestattet, das sind rund 85 Prozent aller DVB-Fahrzeuge, die Ausstattung ist bei den Bahnen ein bisschen weiter vorangeschritten als bei den Bussen. Die noch fehlenden Wagen werden bis zum Jahresende fol-gen. Busse und Straßenbahnen, die demnächst zur Aussonderung anstehen, erhalten keine Zählanlagen mehr.

Wenn nur eins von drei Mänchen dunkelgrau ist, gibt es genug Platz in der Bahn.

Wenn nur eins von drei Mänchen dunkelgrau ist, gibt es genug Platz in der Bahn.

DVB nimmt sich selbst unter die Lupe

Der Sensor funktioniert auch für die DVB als wohl bisher bestes Brennglas hinsichtlich Fahrgast- und Flotteninformationen: „Es ist denkbar, dass eine Kita-Gruppe an einer Haltestelle einsteigt und zwei Stationen später will noch eine Reisegruppe Senioren mitfahren. Dann sehen wir das und können entscheiden, eine weitere Bahn bereitzustellen“, erklärt Projektleiter Christian Gassel den technischen Fortschritt durch die Software. Voraussetzung dafür ist, dass es dann genügend Hardware (Busse, Bahnen und Fachkräfte) gibt.

7 thoughts on “Wie voll wird die Straßenbahn

  1. Martin O sagt:

    Meiner Meinung ist das eine nette Technik, aber sie geht doch vollkommen an der Realität der Nutzung der DVB Angebote vorbei. Der durch die DVB bereitgestellte ÖPNV wird spontan genutzt. Niemand wird im Voraus planen, ob er eine Bahn benutzt die zu voll ist. Ich hoffe aber, dass diese Technik zum Fahrgastmonitoring eingesetzt wird. Dies würde der DVB erlauben ihr Angebot anzupassen und zu verbessern. Ich sehe derzeit eigentlich nur großen Handlungsbedarf beim Optimieren der Anschlüsse zwischen S-Bahn, Straßenbahn und Bussen. Hier entstehen unnötige Wartezeiten für die Fahrgäste. Ein anderer wichtiger Punkt wäre die Einführung von Express-Linien, die nur an den zentralen Haltestellen stoppen. Dies würde es erlauben die Stadt viel schneller zu durchqueren und eine bessere Alternative zum Auto bieten. Sind diese Punkte alle umgesetzt, würde mir auch eine Bereitstellung eines Hotspots in den Bahnen wünschen.

  2. Schweesdo Onie sagt:

    Für bestimmte Personengruppen wird diese Technik eine echte Hilfe sein. Statt sich mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator in eine überfüllte Bahn zu quetschen lieber auf eine mit Sitzplätzen warten, gute Sache. Das ist für Menschen, die darauf angewiesen sind vermutlich wichtiger als die spontane Nutzung.
    Die Behauptung, bei gleichzeitigem Zustieg von Wandervögeln und Kita mal eben eine zusätzliche Bahn bereitzustellen, halte ich allerdings für sehr weit hergeholt- das funktioniert allenfalls, wenn man auch die Bahnsteige filmt und alle paar Haltestellen ein Depot mit einer Ersatzbahn hätte…

    • Sabine H. sagt:

      Das System bringt nur einem Bruchteil an Personen etwas. Wer wie ich, jeden Tag mit der gleichen Bahn zur Arbeit fährt, kann sich nicht darum kümmern, wie voll die Bahn ist. An der Pünktlichkeit mancher Busse und an besseren Übergängen müsste gearbeitet werden.

    • Dresdner Gartenbank sagt:

      Klar doch, als Rollstuhlfahrer oder Mutter mit Kinderwagen bleibt man besonders jetzt im Winter ganz sicher gern ein wenig länger an der Haltestelle stehen, wenn (vielleicht) bald noch eine etwas weniger volle Bahn kommt.
      Sorry, wie realistisch ist das???

      Der Mehrwert dieser netten Spielerei dürfte für die Fahrgäste gegen Null gehen, im Gegensatz zum Unternehmen DVB. Ich schätze niedrigere Fahrpreise würden mehr Menschen nützen.

      „Oberhalb der Eingangstüren in Bussen und Bahnen verzeichnet ein Sensor wie viele Räder, Kinderwägen, Körper in der jeweiligen Bahn zugestiegen sind.“ Dieser Satz, wenngleich vermutlich vom Autor nur unglücklich formuliert, illustriert aber sehr schön die vorherrschende Technokraten-Denke: Der Mensch ist letztlich auch nur eine Sache, eine Verschiebungsmasse, eben ein „Körper“ (ohne Geist). ;-)

    • Schweesdo Onie sagt:

      Natürlich steht es jedem frei, die Welt beschränkt auf seine Sicht zu bewerten, sei es als Pendler oder Verschiebungsmasse 😉. Aber selbst wenn die Maßnahme nur für einen „Bruchteil“ der Passagiere eine Hilfe darstellt (und sei es auch erst wieder bei höheren Temperaturen), kann ich persönlich nichts Schlechtes daran finden. Die anderen hier angeführten Verbesserungswünsche sollten dadurch natürlich nicht hintangestellt werden.

  3. T. Wagner sagt:

    Wenn ich früh zur Arbeit fahre, kann ich nicht einfach mit der nächsten oder übernächsten Bahn fahren. So ein Blödsinn. Wie wäre es wenn einfach die Bahn durch kluge Taktung oder zusätzlichen Wagen nicht so voll wären. Dafür braucht man nicht mal einen Computer, einen Sensor oder eine App. Nur gesunden Menschenverstand.
    Die Bahnen früh sind seit Jahren immer randvoll und nix hat sich daran geändert.

    • Schweesdo Onie sagt:

      Na ja, „Blödsinn“ ist da doch was ganz anderes, oder? Ich weiß, es ist schwer- aber vielleicht versuchen Sie mal kurz über den engen Tellerrand der eigenen Befindlichkeit hinauszusehen? Für Pendler ist diese Maßnahme eher nicht gedacht- deswegen ist sie aber noch lange kein Blödsinn…
      (Aber „gesunden Menschenverstand“ behaupten- manchmal mag ich diese Art von unfreiwilligem Humor…)

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