Die Lust am Leben ist zurück. Die Freude an den Treffen mit Freunden, Verwandten und Bekannten auch. Und viele sind inzwischen wieder bereit, sich auf Begegnungen mit wildfremden Menschen einzulassen. Es gibt in unserem Stadtbezirk eine Unmenge an engagierten Leuten, die dafür gesorgt haben. Ihnen gehört mein Rückblick für das Jahr 2022.
Bereits eine Woche nach dem von Wladimir Putin befohlenen Überfall Russlands auf die Ukraine war der Ballsaal im Zentralwerk Pieschen zum Anlaufpunkt für viele spendenbereite Einwohner geworden. Ein mehrsprachiges Team ohne Hierarchien kümmerte sich in dem unbeheizten Saal um die Vermittlung von Unterkünften, Nahrung oder Medikamenten. Vor allem aber sortierten sie die vielen Sachspenden und koordinierten deren Transport in die Ukraine. Mit Denise Kunze haben wir damals stellvertretend eine der Akteurinnen vorgestellt. Sie sorgten dafür, dass die Bereitschaft der Menschen zur Hilfe auch eine Adresse fand. Einfallsreiche Spendenaktionen in Schulen oder Wohngemeinschaften führten an vielen Orten Menschen zusammen. Später kamen die vielen stillen Heldinnen und Helden hinzu. Vor allem die, die geflüchtete Frauen, Kinder oder ganze Familien bei sich zu Hause aufnahmen und ihnen oft auch noch bis heute ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben.
Es braucht aber keine außergewöhnlichen Umstände, um an allen Ecken engagierte Menschen zu finden. Gleich zu Jahresbeginn sorgte der Brief einer Leserin zum Thema „Bei Dir ist es aber schmutzig!“ für Diskussionsstoff. Während so mancher Kommentator auf Schuldsuche war, packten andere an und kümmerten sich um saubere Elbwiesen – nicht nur zum Neujahrsputz oder zu den stadtweiten Reinigungsaktionen, sondern regelmäßig über das ganze Jahr verteilt. „WirliebenElbe“ ist so eine Truppe, die nicht redet, sondern macht. Oder die Bürgerinitiative in Übigau. Ohne sie gäbe es bis heute keine Müllbehälter am Elbufer in Altübigau. Auch die Hochwassersäule würde nicht wieder wie neu glänzen.
Seit März 2021 steht auf der Rückseite des Trafohäuschens ein Büchertauschschrank. Hunderte oder vielleicht inzwischen sogar tausende Bücher haben hier seitdem die Besitzer gewechselt. Täglich werden alte und neuere Exemplare einsortiert und abgeholt. Zwischenzeitlich dachten einige, das wäre auch ein geeigneter Platz für allen möglichen Sperrmüll. Das hat sich nicht durchgesetzt. Die Initiatoren des Tauschschrankes, die BUND-Geschäftsstelle in der Bürgerstraße und deren Unterstützer sorgen dafür, dass der Schrank bis heute sauber geblieben ist und genutzt werden kann. Auch am Haus der Begegnung in der Großenhainer Straße ist das so. Hier wurde das Angebot gerade erweitert – jetzt kann man auch Geschirr bringen oder mitnehmen. Kristin Hofmann kümmert sich darum, dass daraus keine Müllhalde wird.
In diesem Jahr haben sich verschiedene Akteure gefunden, die die Oschatzer Straße und den Konkordienplatz wohnlicher machen möchten. Ein Nachbarschaftsbrunch hat stattgefunden, der Verein Pro Pieschen will bei Anwohnern, Händlern und Kunden erfragen, wie die einst beliebte Einkaufsstraße wieder attraktiver werden und die Aufenthaltsqualität verbessert werden könnte. Ein erstes Ergebnis der Aktionen gibt es bereits: Für die Umgestaltung des Trafohäuschens sind im Doppelhaushalt 2023/24 Gelder vorgesehen.
Beim Advent in Pieschen konnten sich Kinder und Erwachsene bei mehr als 30 ganz verschiedenen Veranstaltungen treffen. Märchen und Geschichten wurden am Lagerfeuer, an der Feuerschale oder unter der Leselampe erzählt. Auf dem Konkordienplatz an fast 24 Abenden. Wenn es zu kalt war, verlegte Initiator René Kaufmann die Märchenstunde auch mal in sein Büro. Ohne das Engagement von Ricardo Schwarz wäre der Advent in Pieschen wohl eingeschlafen. Seit 2018 sammelt er rechtzeitig die Ideen ein und sorgt mit seinen Helfern für Programmgestaltung und Verbreitung.
Kultur kommt ohne Engagement nicht aus. Unverdrossen meldet sich jedes Jahr eine langsam wachsende Truppe von Karnevalisten zu Wort – und aktiviert Kitas zum Mitmachen. Der diesjährige Sturm aufs Rathaus und das Programm danach begeisterte die kleinen Mädchen und Jungen, nicht nur wegen der Pfannkuchen.
Das Pantomime-Festival im Theaterhaus Rudi stellte wieder ein professionelles Programm auf die Beine. Dahinter steckt viel ehrenamtliche Arbeit von Michael Meinel und seinem Organisationsteam vom Verein Mimenstudio Dresden. Bis nach Indien hat sich die Qualität des Festivals bereits herumgesprochen.
Warum ich diese Beispiele aufschreibe? Ich möchte Ihnen Mut machen, ihre eigenen Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Helfen oder einfach nur Freude bereiten. Sie brauchen dabei Unterstützung? Kein Problem. Suchen Sie sich Verbündete im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft. Die Umsetzung Ihrer Idee würde auch etwas Geld kosten? Auch dafür gibt es Abhilfe.
Eine wichtige Unterstützung für alle engagierten Mitmenschen bieten die Gelder, die dem Stadtbezirksbeirat jedes Jahr zur Verfügung stehen. Sie wurden für die kommenden zwei Jahre noch einmal um je 50.000 Euro aufgestockt. Mehr als eine halbe Million Euro können künftig im Stadtbezirk für die Förderung von Projekten und Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur ausgegeben werden. In Pieschen und Mickten macht der Stadtteilbeirat Werbung für die Projektförderung und unterstützt die Antragsteller bei der Umsetzung ihrer Ideen. Etwas vergleichbares fehlt noch für die anderen Stadtteile.
Meine Wünsche für alle Leserinnen und Leser des Onlinejournals Pieschen Aktuell: Bleiben Sie gesund und offen für die Menschen neben Ihnen. Und vielleicht haben Sie eine Idee, mit der Ihre Lust am Leben auch die anderen erreicht?
3 thoughts on “Der Pieschen Aktuell Jahresrückblick 2022”
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heute ist es an der Zeit auch Herrn Schenk und seinen Helfern herzlich zu danken für die Regelmäßigkeit, mit der wir über Aktuelles informiert werden. wir nehmen es als selbstverständlich hin, nicht bedenkend, wie viel Mühe es wohl kostet. mögen sich hier jetzt viele anschließen die Wünsche für Gesundheit; Kraft, Zuversicht und Dankbarkeit der Leser mit einer Zustimmung zu unterstützen. Herzlichen Dank für Bisheriges
…..Recht hat Sie, die Gerda.
Danke Herr Schenk (und Team) für die vielen Infos rund ums Viertel.
Und natürlich….weiter so. :-)
Danke für den Bericht und gleich mal eine Frage: kann man denn dem kleinen und engagierten Team des Blogs auch ein paar Euro zukommen lassen?
Wenn ich unten auf „Unterstützer werden“ klicke, lande ich leider nicht dort, wo ich hin will :)