Holm Weichold hat seine Gäste mit einer überraschenden Nachricht konfrontiert. „Ich werde der Baguetterie und Dresden Ende des Monats den Rücken kehren.“ So steht es auf kleinen A-5-Flyern, die dieser Tage auf den Tischen zu finden waren. Das blieb nicht ohne Echo. „Viele Kunden wünschten mir Glück“, sagt er. Und sie waren erleichtert darüber, dass es auch ohne ihn Baguettes. Salate und die tägliche Suppe geben wird. Sarah Simon, eine Mitarbeiterin aus den vergangenen Jahren und vielen bereits aus ihrer Arbeit bekannt, will das Geschäft übernehmen. „Sarah ist die richtige Frau für die Baguetterie“, ist Holm überzeugt.
Holm ist einer von vielen, die während des Corona-Stillstands neue Pläne geschmiedet haben. Darüber haben wir hier schon öfter berichtet. So sind in Pieschen ein Hochzeitsladen, ein Geschäft für besonderes Hundefutter, ein Kinderservice oder ein Schönheitssalon entstanden. „Für mich geht es jetzt karrieretechnisch ganz weit nach oben“, schreibt er. Von 110 Metern in der Bürgerstraße auf 980 Meter. Dort, in Oberwiesenthal, an der Talstation des Himmelleiterlifts, steht das „Waldeck“, bisher bekannt als Sportbaude Waldeck. Künftig wird es nur „Waldeck“ heißen. Darauf haben sich die neuen Betreiber, zu denen Holm jetzt gehört, geeinigt. Er wird für „alle gastronomischen Belange“ zuständig sein. Der urige Baudencharakter soll aber bleiben, betont er.
In der Baguetterie entspinnen sich jetzt plötzlich längere Gespräche. Viele fragen neugierig nach seinen Motiven und wollen wissen, ob hier wirklich alles so bleibt. In der Mittagszeit ist dafür sonst kaum Zeit, wenn Baguettes im Sekundentakt belegt werden müssen, die Salate frisch zubereitet werden oder die Suppe noch liebevoll garniert wird. Holm behielt auch bei größtem Andrang und 40 Grad die Ruhe, blieb immer freundlich. Bei vielen Stammgästen wusste er auch ohne große Wortwechsel Bescheid. Der eine wollte nie Baguettescheiben zur Suppe, der andere immer das Honig-Senf-Dressing zum Salat, die junge Frau mit dem Fahrrad nahm immer nur eine halbe Portion.
In den vergangenen acht Jahren habe sich mit den Gästen „eine enge Verbindung ergeben“, beschreibt Holm einen der Gründe, warum ihm die Arbeit hier so viel Spaß gemacht hat. Darum war es ihm auch wichtig, dass es mit der Baguetterie weiter geht. Schließlich wolle man niemanden enttäuschen und in guter Erinnerung bleiben. „Dann werden mir die Gäste meinen Abschied nicht übelnehmen“, hofft er. Natürlich wäre ihm ein fließender Übergang lieber gewesen. Aber Sarah muss erst ihre Kreuzband-Verletzung auskurieren. Darum macht die Baguetterie jetzt zwei Monate Pause und startet erst im neuen Jahr.
Einige Gäste erzählten, dass sie die Sportbaude Waldeck kennen und versprachen, sich beim nächsten Besuch dort oben mal bei ihm zu melden. Auf dem Abschieds-Flyer wird auch gleich ein bisschen Werbung für die neue Wirkungsstätte des beliebten Baguetterie-Chefs gemacht. Ein wunderschöner Biergarten, eine urige Gaststube, sechs Zimmer mit 18 Betten, ein Bettenlager für 10 Personen, ein Caravan-Stellplatz, auf dem man auch zelten kann. Am ersten Adventswochenende öffnet das „Waldeck“ wieder. Bis dahin müssen die Vorbereitungen und auch der Umzug abgeschlossen sein. „Ich bin ledig, da geht das jetzt ohne größere Probleme“, sagt er. Und wir sagen. „Danke und alles Gute. Wir sehen uns, Holm!“
2 Kommentare zu “Holm Weichold übergibt die Baguetterie in neue Hände und geht nach Oberwiesenthal”
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Alles Gute!
Wir kommen hier immer wieder gerne zum leckeren Mittagsimbiss zum fairen Preis vorbei. Lecker und reichhaltig war es immer. Natürlich werden wir auch der neuen Betreiberin einen Besuch abstatten und wünschen dem alten und der neuen Besitzerin alles gute und Liebe.