Linke, Grüne und SPD im Stadtrat wollen morgen das endgültige Aus für den Globus SB-Markt in der Leipziger Vorstadt beschließen. In einem heute vorgestellten gemeinsamen Antrag wird das Ziel formuliert, das Areal am Alten Leipziger Bahnhof „als Standort für preisgünstige, familienfreundliche und behindertengerechte Wohnungen“ zu entwickeln. Die drei Kooperationspartner wollen zudem am 28. Juni auf der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause die Vorlage zum Masterplan Leipziger Vorstadt in der Variante 1 ohne Globus SB-Markt verabschieden. „Wir freuen uns, dass jetzt endlich der Weg frei ist, das Gebiet am Alten Leipziger Bahnhof zu einem neuen Stadtquartier für Dresden zu entwickeln. Neben bezahlbarem Wohnraum für Familien und Platz für kleineres Gewerbe und die Kreativwirtschaft, wollen wir in Zeiten der Klimaerwärmung eine durchgrünte Bauweise, die auch in Punkto Baukultur Maßstäbe setzt, durchsetzen“, erklärte Grünen-Fraktionschef Thomas Löser. Die Globus Holding soll bei der Suche nach einem alternativen Standort aktiv von der rot-grün-roten Stadtratskooperation unterstützt werden, ergänzte Dana Frohwieser, Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion.
Unbeantwortet blieb die Frage, ob es bereits einen neuen Standort für den geplanten Globus-Markt gibt. Viele Beteiligte gehen davon aus, dass die Suche weit fortgeschritten sei und sich auf drei Standorte konzentriere. Sonst würde es diesen Antrag so nicht geben, hieß es mehrfach hinter vorgehaltener Hand. „In Dresden gibt es einen großen Bedarf an preiswerten Wohnungen. Hier haben wir die Chance, zahlreiche preisgünstige, familienfreundliche und behindertengerechte Wohnungen zu realisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Frage eines geeigneten Alternativstandortes geklärt werden“, sagte André Schollbach, Vorsitzender der Linke-Fraktion. „Politisch ist das Thema mit Globus in der Leipziger Vorstadt jetzt durch“, betonte Löser.
Bis zum 15. August soll nun Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) über die Standortsuche für Globus berichten. Ausserdem wird der Auftrag formuliert, bis Mitte August einen Maßnahmenplan vorzulegen, in welchen Schritten am Alten Leipziger Bahnhof ein neues Wohnquartier entstehen kann. Gleichzeitig erwarten die rot-grün-roten Kooperationspartner dann auch Vorschläge, wie die Planung für einen Alternativstandort von Globus fortgeführt werden könne.
Unberücksichtigt lässt der jetzt vorgelegte interfraktionelle Antrag die am Montag und Dienstag in den Ortsbeiräten Neustadt und Pieschen beschlossenen Ergänzungen. In beiden Ortsbeiräten war parteiübergreifend die Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses für den Globus SB-Markt gefordert worden. „Zum wiederholten Male hat der Ortsbeirat klar gemacht, dass die Bürgerinnen und Bürger in Pieschen keinen riesigen Globus-Markt in der Leipziger Vorstadt möchten“, erklärte SPD-Ortsbeirat Stefan Engel. „Es freut mich, dass auch bei der Linken endlich Bewegung in die Sache gekommen ist. Wer riesige Einkaufsmärkte einer vierstelligen Zahl an Wohnungen vorzieht, macht keine linke Politik. Wäre es nach SPD und Grünen gegangen, hätte diese Hängepartie schon lange ein Ende gefunden. Ein neues Wohngebiet mit etwa 1.700 Wohnungen bietet ein enormes Potenzial, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und Pieschen noch besser mit der Innenstadt zu verbinden“, fügte er hinzu.
In die weitere Diskussion sollen nun neben Globus auch die anderen Grundstückseigentümer einbezogen werden, um „einvernehmliche Lösungen“ zu entwickeln, heißt es in dem gemeinsamen Antrag. Darauf zielt auch die Bürgerinitiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“. „Das nördliche Masterplangebiet Nr. 786 ist wie geschaffen für die modellhafte Integration sozialer, ökologischer und ökonomischer Belange bei der Entwicklung urbaner Quartiere“, sagte deren Sprecherin Judith Brombacher. In einem Positionspapier „BAU-KULTUR-STADT-DRESDEN“ habe die Initiative ihre Ziele formuliert und allen Stadtratsfraktionen übermittelt.