Transparenz und Wiederherstellung von verloren gegangenem Vertrauen – das waren zwei wichtige Forderungen in der Mitglieder des Stadtbezirksbeirates Pieschen in der Debatte um die Sanierung des Sachsenbades Anfang Mai. Viele Fragen der Beiräte wurden bereits von Vertretern der Stadt und seitens des Sachsenbad-Eigentümers beantwortet.
Eine umfangreiche Informationsvorlage für die Mitglieder des Stadtrats-Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften und die Fraktionen des Stadtrates erklärt jetzt für alle Interessierten Details zum Bauzustand des Sachsenbades, blickt auf die einzelnen Schritte im Baugenehmigungsverfahren, gibt Auskunft über den Standort für den Schwimmhallen-Neubau und listet die untersuchten Alternativen für den Umzug der Tennisanlage in der Wüllnerstraße auf.
Das Dokument liegt der Redaktion von Pieschen Aktuell vor.
Bauzustand des Sachsenbades
In vier Gutachten aus den Jahren 2023 und 2024 werden der Bauzustand und Statik im Untergeschoss, im Erdgeschoss, im 1. bis 3. Obergeschoss und in den Treppenhäusern bewertet und die Ergebnisse dargelegt:
- fehlende Standsicherheit wegen starker Schädigung der Stahlbetondecken in allen untersuchten Bereichen
- gesundheitsgefährdende Schadstoffbelastung
- nicht vorhandene Tragfähigkeit des Hauptgebäudes bezüglich der geplanten Nutzungen aufgrund umfangreicher Schäden der Tragwerksstruktur insbesondere an den Stahlbetonteilen im
Untergeschoss, in der südwestlichen Gebäudeecke und im Westflügel
Das zusammengefasste Ergebnis ist ernüchternd:
- im Ostflügel und südöstlichen Untergeschoss/Erdgeschoss sind Tragfähigkeitsprobleme vorhanden, teils mit akutem Handlungsbedarf.
- die gesamte Tragstruktur weist defizitäre Bedingungen aus früher Stahlbetonbauweise auf.
- eine künftige Nutzung ist nur bei systematischer Instandsetzung und struktureller Ertüchtigung möglich
- aufgrund des schlechten Zustandes gibt es mehrere Bereiche mit Zutrittsverbot wegen Einsturzgefahr
- Abbruchs des Anbaus Nord einschließlich der Gründung und Ersatzneubau aus wirtschaftlichen und technischen Gründen erfoderlich.
Wegen der laufenden Untersuchungen hat die Stadtverwaltung den im Januar 2023 erteilten Bauvorbescheid insgesamt dreimal verlängert.
Wie das Gebäude gesichert wurde
Im Zeitraum der Untersuchungen des Bauzustandes sind durch den Eigentümer verschiedene Maßnahmen zur Sicherung des Gebäudes realisiert worden:
- Dezember 2022: Sicherungsmaßnahmen Anbau Nord Dach und Schutzplane Fassade Wurzener Straße
- August 2024: Sicherungsmaßnahmen Zugänglichkeit Dachgeschoss
- Oktober und November 2024: Sicherungsmaßnahmen Hallendach Unterdecke sowie Pultdach Westflügel südlich
- Dezember 2024: Sicherungsmaßnahmen Verbinderbau Dach
- Februar 2025: Sicherungsmaßnahmen Kellerabgang Westseite
- zeitnah stehen Sicherungsmaßnahmen für den Kohlebunker an.
- zudem Reparaturen nach verschiedenen Einbruchversuchen und Vandalismus
Gründe für den Erweiterungsbau
Die vorhandenen Schäden an der Bausubstanz schränken die geplanten Nutzungen im alten Sachsenbad deutlich ein. Für Küche, Sanitäranlagen, Gastronomie, Co-Workingbereiche, Spa und Yoga waren insgesamt 5.400 Quadratmeter sogenannte Ertragsfläche vorgesehen. Rund 1.800 Quadratmeter sind entfallen. Diese können nun nicht mehr vermietet werden, die Einnahmen fehlen in der Wirtschaftlichkeitsberechnung für das Objekt.
Als Kompensation für diesen Verlust und den zusätzlichen, im Kaufvertrag nicht berücksichtigten Aufwand für Gutachten und Sanierung des stark beschädigten Gebäudes wurde ein Erweiterungsbau empfohlen. Mit diesem erhöht sich die Nutzfläche um insgesamt 3.000 Quadratmeter. Für den Erwerb der Flächen im Norden des Sachsenbades wird derzeit ein Stadtratsvorlage erarbeitet, über die nach der Sommerpause im Stadtrat entschieden werden soll.
„Es war ein gemeinsamer Leidensweg, den wir seit Abschluss des Kaufvertrages im November 2021 gegangen sind“, hatte Kerstin Zimmermann, Leiterin des Amtes für Stadtstrategie, Internationales und Bürgerschaft, im Stadtbezirksbeirat Pieschen erklärt. Man sei mit Überraschungen konfrontiert worden, die keiner vorhersehen konnte. Die Begründungen für den geplanten Erweiterungsbau seien für sie darum „einleuchtend“.
Standort für das neue Sachsenbad

Nördlich von Sachsenbad mit Anbau ist der Standort für einen Schwimmhallen-Neubau eingeordnet. Quelle: zanderarchitekten
Der Standort Wüllnerstraße ist der einzige, über den noch ernsthaft nachgedacht wird. Alle anderen Varianten sind aus verschiedenen Gründen verworfen worden. Der Platz für den Neubau reicht aus, auch wenn das alte Sachsenbad einen Erweiterungsbau erhält. Diese Variante sei mit der Bäder GmbH und den zuständigen Ämtern der Stadt abgestimmt, hatte Zimmermann im Stadtbezirksbeirat erklärt. Um die Anfahrt und Abfahrt zum Schwimmbad zu erleichtern, hatte sich der Sachsenbad-Eigentümer bereit erklärt, die Zufahrt über sein Gelände – also von der Wurzener Straße aus – zu ermöglichen. „Grundsätzlich sind in dem aktuellen Planstand keine Belange erkennbar, die einer Weiterverfolgung der Planung entgegenstehen“, heißt es in dem Dokument vom 6. Mai 2025, das allen Stadtratsfraktionen vorliegt.
Alternativen für die Tennisplätze und das Vereinsheim
Der Schwimmhallen-Neubau an der Wüllnerstraße setzt einen Umzug der Tennisanlage des SV TuR Dresden mit seinen Plätzen und dem Vereinsheim voraus. Dazu gibt die Informationsvorlage keine genaue Auskunft. Es gebe mehrere Standortvorschläge, „von denen unter anderem ein Standort am Leipziger Bahnhof in der engeren Wahl ist. Dieser Vorzugsstandort wird aus insgesamt sieben betrachteten Alternativen benannt“, heißt es. Unter den sieben betrachteten Optionen taucht der Alte Leipziger Bahnhof jedoch nicht auf. Hier gibt es Klärungsbedarf.
Zum Thema:
Ausführliche Informationen in der Hausmitteilung an alle Fraktionen