Die aktuellen Pläne für die Sanierung des Sachsenbades und einen Erweiterungsbau sind gestern Abend im Stadtbezirksbeirat Pieschen ausführlich vorgestellt und diskutiert worden. Zuvor hatten einige Mitglieder des Stadtbezirksbeirates die Möglichkeit zu einer Führung durch den seit mehr als 30 Jahren leerstehenden und maroden Bau genutzt. Im Mittelpunkt der Debatte stand die Frage nach der Notwendigkeit des geplanten Erweiterungsbaus und des Standortes für den versprochenen Schwimmhallen-Neubau. Vor einem Monat hatte der Stadtbezirksbeirat den Verkauf eines Grundstücks für den Erweiterungsbau abgelehnt und einen Fragenkatalog an Dresdens Oberbürgermeister verabschiedet.

Nördlich des Sachsenbades mit Anbau ist der Standort für einen Schwimmhallen-Neubau eingeordnet. Quelle: zanderarchitekten
Kerstin Zimmermann, Leiterin des Amtes für Stadtstrategie, Internationales und Bürgerschaft, räumte gestern Versäumnisse in der Kommunikation ein und sagte für die Zukunft regelmäßige Informationen der Beiräte zum Fortgang der Sanierung des Sachsenbades zu. Gleichzeitig stellte sie klar, dass die Stadt kein Interesse an einer Rücknahme der Immobilie hat. „In den vergangenen vier Jahren ist viel Vertrauen zum Sachsenbad-Eigentümer, der Montis Real Estate Gruppe, gewachsen“, betonte sie und warb für die Unterstützung der Erweiterung des alten Sachsenbades um einen Anbau.
Die Pläne für den Neubau eines Schwimmbades am Standort Wüllnerstraße seien dadurch nicht gefährdet. „Der Platz reicht aus, das hat das Stadtplanungsamt bestätigt“, erklärte sie. Auch die städtische Bäder GmbH habe dem zugestimmt. „Wir werden eine Zufahrt über unser Gelände ermöglichen“, betonte André Powilleit, Projektleiter des Sachsenbad-Eigentümers Montis Real Estate. Dies sei erforderlich, da die Optionen in der Wüllnerstraße begrenzt sind, fügte er hinzu.
„Wenn man das Sachsenbad von innen sieht, bekommt man einen ganz anderen Eindruck. Hier muss sehr viel saniert werden“, schilderte Rolf Jörg Poppe (AfD) seine Eindrücke nach der Besichtigung. Er unterstütze die Pläne für eine Erweiterung, „Der Anbau ist notwendig“, sagte er. Das Sachsenbad ist ein „hochemotionales Thema“, betonte Benjamin Kemper (CDU). „Mit dem Verkauf des Sachsenbades ist uns ein neues Sachsenbad versprochen worden. Darum wollen wir Sicherheit, dass dies noch möglich ist“, fügte er hinzu. Für Pia Barkow (Linke) war die Ankündigung eines Erweiterungsbaus eine „große Überraschung, nachdem man vier Jahre kaum etwas gehört hat“. Holger Kunig (Grüne) verwies auf das verloren gegangene Vertrauen – sowohl in die Stadtverwaltung als auch zum Investor. „Um das wieder aufzubauen, braucht es Sicherheiten“, sagte er.
Architekt Jens Zander hatte die bereits im Februar vorgestellten Pläne für den Erweiterungsbau erläutert. „Wir haben viele Bauschäden und Schäden durch Feuchtigkeit im Beton vorgefunden. Dadurch ist die geplante Nutzung in vielen Bereichen nicht mehr möglich. Auch die Statikprüfungen haben zu weiteren Einschränkungen geführt“, erklärte er. Der Keller sei zudem enorm mit Schadstoffen belastet. Um die Verluste an Nutzungsflächen und die zusätzlich entstandenen Kosten auszugleichen, sei die Idee für den Erweiterungsbau entstanden. Die Anregung dafür, so Powilleit, sei von den Denkmalschützern gekommen. Der städtebauliche Entwurf für den Anbau war bereits im Februar vorgestellt worden.
Die Stadtverwaltung bereitet nun die Vorlage für den Flächenverkauf nördlich des Sachsenbades vor. Nach der Sommerpause, so Zimmermann, könne der Stadtrat darüber entscheiden. Sollte die Entscheidung positiv ausfallen, wären etwa ein Jahr für die Planung und Auftragsvergabe erforderlich. „Anschließend rechnen wir mit zwei Jahren Bauzeit“, reagierte Powilleit auf Fragen nach dem Zeitplan und betonte: „Wir haben bisher noch keinen Gedanken an einen Rücktritt vom Kauf des Sachsenbades verschwendet.“
Darf ich mal kurz übersetzen:
„Wir haben bisher noch keinen Gedanken an einen Rücktritt vom Kauf des Sachsenbades verschwendet.“
Heißt: „Entweder wir bekommen das zusätzliche Grundstück, oder wir kaufen das Sachsenbad doch nicht, dann hat es die Stadt wieder an der Backe.“
Ich habe eine Menge Fragen dazu:
– IST das Bad denn jetzt verkauft oder nicht? Das klingt ja so, als sei der Kauf von 2021 doch noch nicht durch, oder warum reden Frau Zimmermann und Herr Powilleit von einer Rücknahme? Kann man ein gekauftes Gebäude einfach zurückgeben, wenn man sich verkalkuliert hat?
– Hat sich die Montis Real Estate eigentlich vorher angeschaut, was sie da kaufen, oder sollte es am Ende nur um das Grundstück gegangen sein (soll ja vorkommen)? Ich erinnere an das Hick-Hack um das Dach, das innerhalb von Tagen eine wundersame Wandlung von absolut baufällig (vor dem Kauf, IIRC) zu eigentlich ganz in Ordnung (nach dem Kauf) erfahren hatte. Klar kann man im Vorfeld nicht jeden Ziegelstein prüfen, aber ist das Sachsenbad tatsächlich völlig marode? Oder warum braucht man eine „Ergänzung“, die fast genauso groß ist?
– Was genau hat die Montis Real Estate in den letzten vier Jahren getan, um sich das Vertrauen von Frau Zimmermann zu verdienen? Mir scheint deren Vorgehen in Anbetracht der genannten Punkte alles andere als vertrauenswürdig, tut mir leid.
– Ist das zentrale Problem wirklich „Versäumnisse in der Kommunikation“ und zuwenig Informationen über den Fortschritt der Sanierung (wenn da gar kein Fortschritt zu beobachten war)? Oder ist es nicht eben das mangelnde Vertrauen in die Montis (mit Ausnahme von Frau Zimmermann, versteht sich) und die Stadtverwaltung, das auch Herr Kunig ansprach? An ihn würde ich dann meine abschließende Frage stellen wollen: Wie stellt er sich vor, dieses verlorene Vertrauen wieder herzustellen? (Wasserdichte Verträge sind wohl in jedem Fall ein Muss).
PS: Von den links zum Thema Sachsenbad (Vielen Dank dafür) funktionieren die ersten beiden nicht, sehr viel weiter habe ich nicht geschaut…
Diese Pläne sind entsetzlich schlecht. Das sollte unbedingt verhindert werden. Allein das Bad dort reinzuzwängen mit so einer Micky Mouse Anbindung, dafür eine Sportstätte gegen eine andere auszuspielen, übel. Richtig gemacht gehört das Bad an den S Bahn Haltepunkt Pieschen. Bei diesen Plänen hier geht es nicht um Pieschen, um besseren Stadtraum, um Zukunft, und gute Angebote für Bürger nach Jahren der Vernachlässigung, es geht nur drum das ein Investor mehr bekommt und die Kasse stimmt und man fertig ist mit etwas, dass man nie gut oder richtig machen wollte. Diese Umsetzung muss verhindert werden.
Hallo Jub, Sie meinen das Gelände zwischen Harkortstraße und dem S-Bahnhof? Wir hatten über diese Pläne berichtet: pieschen-aktuell.de/ein-sport-multiplex-fuer-pieschen-und-die-neustadt
Allerdings will die Deutsche Bahn das Grundstück nach wie vor nicht verkaufen.
Die Pläne von 2019 trafen auf viel Zustimmung und lösten Probleme, sowohl städtebaulicher Art als auch ganz praktischer für den enorm wichtigen Sportverein und die vielen Bürger. In den 6 Jahren hätte mehr passieren müssen. Mehr Druck vor allem von Seiten der Bürger. Wir brauchen in diesem Stadtteil stadtplanerische Perspektiven, gute Lösungen für eine dichte und wenig durchgrünte Stadtfläche. Den Teil der Stadt der eingezwängt zwischen Arbeitsplätzen mit Milliardenförderung und Hochkultur liegt, hier wohnen die Familien, die jungen Ingenieure, die Arbeiter und hier suchen viele Neudresdner. Der Satdtteil wächst. Eine Idee damals war ja, den schon so lange ungenutzten Stadtraum zwischen der Bahn zurückgewinnen mit den Plänen für die Bundesgartenschau zu verknüpfen. Man kann mit Gestaltungswillen und Ideen sehr viel auch sehr komplizierte Sachen für künftige Generationen besser lösen, sogar Eigentumsfragen. Wir haben in den 90ern erlebt, dass man große städtebauliche Projekte auf den Weg bringen konnte oder dass man im Rahmen einer Bundesgartenschau Parks auf alten Uranhalden schaffen kann. Die Absicht ist stets der Schlüssel. Dresden und seine Oberbürgermeister drucken sich in Pieschen permanent weg. Ein OB kommt hier ehestens zum Altenheimbesuch im Wahlkampf. Aber wenn nichts gelöst ist und die Bahn in sechs Jahren nichts geklärt hat, was sie mit diesem städtebaulich wichtigen Raum vor unseren Nasen machen will, dann muss man die besten und sachlich gescheitesten und für viele künftige Generationen gut nutzbaren Stadtstrukturen wieder zurück ins Spiel bringen und einfordern. Ausser das im Baudenkmal Sachsenbad nie wieder Wasser sein wird, ist nichts entschieden. Noch können wir also Wohl der Stadt durch gute räumliche Lösungen mehren. Dieses Flickwerk Schwimmen gegen Tennis ist es nicht. Und auch wenn das Neuforcieren Bahngelände vielleicht viel länger dauern würde, wäre es langfristig die bessere Lösung. Sich zu so einer gebauten Verzweiflungstat wie dem Hinterhofbad mit Anbindung per geduldeter Hofüberfahrt bei einem bisher nur viel versprechenden und wenig Realismus verströmenden Real Estate Profi hinreisen zu lassen, überzeugt mich nicht. Und im Übrigen steht da ja noch ein Blockheizkraftwerk, oder täuschen mich meine Augen?
@Jub: Kein Widerspruch meinerseits. War gerade selbst überrascht, dass das schon wieder sechs Jahre her ist und sich seitdem nichts getan hat. Aktuell sehe ich im Stadtrat allerdings keine Mehrheit, die den Erwerb und die Beplanung des Geländes zwischen Harkortstraße und S-Bahnhof Pieschen vorantreiben würde. Das Blockheizkraftwerk soll perspektivisch abgeschaltet werden. Siehe Pieschen-Aktuell vom 12. Februar.
Lt. Themenstadtplan handelt es sich bei dem Flurstück, auf welchem sich das Sachsenbad befindet, um städtisches Eigentum. OK, die Daten dort müssen nicht aktuell sein, aber irgendwie komisch ist es schon, wenn nach so vielen Jahren da noch die Stadt als Eigentümer vermerkt ist. Und der Investor wird ja wohl kaum nur das Gebäude gekauft haben?!
Das „Sachsenbad-Flurstück“ ist inkl. dem Blockheizkraftwerk ca. 7.200 m² groß, das von der Bahn zwischen S-Bahn-Haltepunkt Pieschen und Harkortstraße hat etwa die zehnfache Größe. Wurde da auch mal versucht, nur ein Teil davon zu erwerben? Kann mir gut vorstellen, dass die Bahn dann deutlich gesprächsbereiter ist. Aber natürlich muss es seitens der Stadt auch ernsthaft gewollt sein und nicht nur Wortphrasen und Hinhaltetaktiken, was man gelegentlich den Eindruck hat.
Kerstin Zimmermann, Leiterin des Amtes für Stadtstrategie, Internationales und Bürgerschaft meint:
„In den vergangenen vier Jahren ist viel Vertrauen zum Sachsenbad-Eigentümer, der Montis Real Estate Gruppe, gewachsen“.
Schön, der Anfang ist gemacht, das reicht ja erstmal. Man muss ja nicht gleich alles überstürzen. Was ganz Großes muss sich ganz, ganz langsam, in kleinen Schritten entwickeln …
Außerdem „sagte (die Leiterin) für die Zukunft regelmäßige Informationen der Beiräte zum Fortgang der Sanierung des Sachsenbades zu“.
Na also, geht doch. Ihr da unten werdet schon in Zukunft erfahren, wenn wir hier oben was wissen.
31 Jahre Leerstand. Regt euch nicht so auf, die 40 Jahre schafft Dresden auch noch locker. Den DDR-Gedächtnisgeburtstag feiern wir dann alle schön zusammen.