Ich bin Adrian Lange und in offizieller Funktion der Vereinsvorsitzende von Concordia e.V.
Und seit wann schon?
Ich mach das seit 2014, also etwas über zehn Jahre. Und ich bin da wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Ein relativ guter Bekannter hatte das vorher gemacht, der hatte hier gleich gegenüber den Garten. Der ist aber weggezogen. Der hat die Sparte, die ein bisschen verwunschen und heruntergekommen war, auf Vordermann gebracht. Und er war selber ein bisschen traurig, dass er die Leitung abgeben musste. Ich dachte mir dann: Also entweder es macht einfach irgendjemand. Oder jemand übernimmt’s, der ein wenig im Sinne des Vorgängers weiterarbeitet und der ein bisschen eine Vision hat, wie es hier weitergeht, und der sagt: OK, es ist zwar viel Arbeit, aber dafür kann ich auch eine Vision mit prägen.
Wie viele Gärten habt ihr denn?
Wir sind eine sehr kleine Sparte, haben neunzehn Parzellen nur, davon sind zwei zusammengelegt.
Ich finde es erstaunlich, dass auf einer so wertvollen Fläche, einer theoretischen Baufläche, der KGV einfach als grüner Fleck verbleibt. Wie kann das sein?
Dieser grüne Fleck besteht ja im Prinzip seit mehr als hundert Jahren. Die Sparte ist dieses Jahr 125 Jahre alt geworden. Wir können es zwar nicht mit historischen Dokumenten belegen, aber wir glauben jetzt mal dran: Wir wurden im Jahr 1900 gegründet. Ich denke und hoffe, dass es dabei bleibt, dass die Stadt einerseits die Vorteile dieser grünen Oase sieht. Immerhin hat sie sehr viel Geld in die Hand genommen, um das Areal hier zu gestalten. In den Jahren 2015 bis 2017 wurde hier im Zuge eines Umlegungsverfahrens vieles umgestaltet. In der Zeit ist auch die Pieschner Melodie entstanden.
Damit wurden indirekt die potentiellen Baugründstücke, die hier drum herum sind, aufgewertet. Meine Vermutung ist, dass sich das schon längst für die Stadt ausgezahlt hat. Hier vorne entstehen ja Bauprojekte von ‚Wohnen in Dresden‘, da ist die Stadt ja beteiligt. Vermutlich ist entweder über Eigentumsbeteiligungen oder über Mieteinnahmen das Geld hier schon längst wieder reingekommen. Ich denke, die Stadt sieht, hoffentlich, dass sie in finanzieller Hinsicht durch den Kleingartenverein mehr erzielen kann.

Inmitten von Grün wird auf den Liegestühlen entspannt. Foto: W. Schenk
Welche Rolle spielt der Kleingartenverein „Concordia e.V.“ bei der Attraktivität des Stadtviertels?
Die Ecke ist hier extrem attraktiv geworden. Wenn man das aus dem Aspekt des Wohnens betrachtet, ist unsere Gartenfläche ein Punkt, der zum Kühlen beiträgt und der die Temperaturextreme ein wenig wegnimmt. Thema Versiegelung ist tatsächlich ein richtig großes Problem. Hier ist statt asphaltierter Fläche ein unbebauter Fleck, der klimatisch kühlt. Dadurch wird das Wohnklima hier ein bisschen angenehmer.
Welches Kleinklima herrscht in der Ecke des Kleingartenvereins?
Wir sitzen hier in einer sehr milden Ecke. Die Gebäude drumherum speichern sehr viel Wärme. Der Winkel, der hier vorne jetzt entstanden ist (Grundstücke von Wohnen in Dresden vor dem Lidl), hält uns die kalten Winde fern, die früher von dort noch kamen. Also das gedeiht hier alles unglaublich gut. Wir sitzen hier unter einem Feigenbaum, die ich in drei oder vier Wochen ernten kann.
Bekommt ihr eine Förderung seitens der Stadt?
Förderung von der Stadt gibt es nicht direkt. Kleingartensparten, das steht im Bundeskleingartengesetz drin, haben besondere Pachtkonditionen, weil sie gemeinnützig sind. Das heißt indirekt, über mehrere Stufen, gibt es hier einen niedrigen Pachtzins, das könnte man als Förderung bezeichnen. Aber eine direkte Förderung, die gibt es nicht. Was wir an laufenden Kosten haben, Strom, Wasser, was sonst noch so anfällt, das müssen wir selber tragen.

Ruheoase im Vereinshaus des „KGV Concordia“. Foto: T. Tröger
Wie sieht denn euer Vereinsleben aus?
Hier im Verein passiert eine ganze Menge. Wir haben ein Vereinshaus und es gibt einige Personen, die hier Pächter sind, die auch das Bedürfnis haben, hier in das Wohnumfeld zu wirken, abzustrahlen. Wir haben Kontakte, da gibt es auch zweimal im Jahr Aktionen mit dem Kindergarten „Concordia“ in der Konkordienstraße. Wir sind seit vielen Jahren bei Sankt Pieschen mit dabei. Das hängt auch damit zusammen, dass einige, die hier in der Kleingartensparte sind, auch dem Sankt-Pieschen-Verein angehören. Wir sind immer mal wieder, aber nicht jedes Jahr bei ‚Advent in Pieschen‘ mit dabei.
Ihr arbeitet auch mit einem Kindergarten zusammen?
Das mit dem Kindergarten betrifft die Vorschulklasse. Im Frühjahr kommen die Vorschüler, die erhalten von uns eine Gartenführung. Wir zeigen ihnen, was hier alles so wächst. Denn man braucht sich da keine Illusionen machen: die wenigsten haben Rhabarber oder anderes Gemüse schon mal als Pflanze gesehen, wenn dann, vielleicht aus dem Supermarkt. Die Kinder dürfen sich dann Blüten aus den Gärten pflücken, die an dem Tag zugänglich sind. Wir haben Blütenpressen angeschafft und die Kinder pressen die Blüten. Die liegen dann ein paar Monate in der Presse. Und im Herbst, wenn die neuen Vorschüler herkommen, dürfen die dann Blütenpressen öffnen und sehen, was die Vorgänger ihnen dagelassen haben. Und im Frühjahr kommen die Vorschüler wieder und sammeln neue Blüten. Durch die Arbeit könnte man sagen: Ja, die Stadt fördert das. Aber das hat weniger mit dem Gartenverein zu tun, sondern mit Leuten, die sagen: Wir haben eine Idee, mit der wir dem Gartenverein nutzen könnten. Es gibt ProPieschen e.V., der ist ja angetreten, um ganz kleinteilige Projekte zu fördern. Und da haben wir einen Projektantrag gestellt. Und so können wir Bastelmaterialien, Blütenpressen und so finanzieren. Insofern kann man sagen, dass die Stadt über den Stadtteilfonds uns auch ein bisschen fördert.

Die Kita Concordia in der Konkordienstraße kommt regelmäßig zu Besuch in den KGV. Foto: W. Schenk
Fördert ihr bestimmte Ansätze wie Permakultur oder Bienenschutz, habt ihr als Garten-Verein einen Leitgedanken?
Nein, haben wir nicht. Und das hat auch Vor- und Nachteile. Ich denke, dafür ist die Klientel der Pächter auch zu divers. Das ist für den aktiven Teil der Vereinsmitglieder eine große Aufgabe, eine Koexistenz der verschiedenen Interessen hier zu halten. Wenn man durch den KGV spaziert, sieht man, dass es hinsichtlich der Gartenstilistik sehr vielseitige Interessen gibt. Und wir lassen das auch zu. Es gibt ein paar wenige Grundregeln, die hängen mit diesem Bundeskleingartengesetz zusammen, die müssen eingehalten werden, die Höhe der Bäume und so weiter. Wichtig ist immer die Fläche, die kleingärtnerisch genutzt wird. Also ein reiner Ziergarten geht nicht. Und bisher klappt das ganz gut. Und ansonsten lasse ich den Pächtern relativ viele Freiheiten, sich hier gärtnerisch auszuleben. Wir haben hier einerseits Rentner, die hier fast leben, deren gärtnerische Vorstellungen manchmal ein wenig konservativer sind. Und wir haben jüngere Familien, viele mit Kindern, die, klischeehaft bezeichnet, eher aus dem alternativen Milieu kommen und die ein bisschen was anders machen.
Wenn sich jetzt Leute melden und einen Kleingarten haben wollen – habt ihr gerade was frei?
Nein. Da muss man ein Jahr lang warten. Die Stelle hier ist so attraktiv – ich werde fast jede Woche gefragt, ob noch ein Garten frei ist. Wir sind in der sehr guten Situation, dass wir sehr viel mehr Interessenten haben als Kleingärten. Das ist sehr gut.
Dann wünscht euch Pieschen-Aktuell viel gärtnerischen Erfolg für die Zukunft! Vielen Dank für das Interview!

17 Pächter gehören zum Kleingartenverein Concordia in den Pieschener Melodien. Foto: W. Schenk
Kleingartenverein Concordia e.V.
Konkordienplatz 2a, 01127 Dresden-Pieschen
Mehr zu Dresdner Kleingartenvereinen auf der Website der Dresdner Gartenfreunde.