„Pieschener Melodien“ – was nach Konzertreihe oder Soundinstallation klingt, ist in Wirklichkeit ein neues, grünes Wohnquartier zwischen Konkordienplatz, Leipziger und Moritzburger Straße. Wenn die Erschließung abgeschlossen ist, können hier bis zu 400 Wohnungen entstehen. Nachdem in Teil 1 über das neue Konzept der Straße als gemeinsamer Raum berichtet wurde, geht es heute um neue Flächen für die Wohnungsbau, die Concordia-Kleingärtner und Chancen für die Oschatzer Straße.
Was lange währt …
Ehe der erste Bagger auf die künftigen „Pieschener Melodien“ rollen konnte, brauchten vor allem die Dresdner Stadtplaner Geduld. Viel Geduld und einen langen Atem. Die rund vier Hektar große Fläche, aufgeteilt in etliche Flurstücke, gehörte nämlich verschiedenen Eigentümern und war zum großen Teil nicht erschlossen. Nur wenige Flächen befanden sich in städtischem Besitz. Zudem verliefen die Grundstücksgrenzen so ungünstig, dass es für die Stadt schwierig gewesen wäre, öffentliche Straßen zu bauen.
Also musste ein sogenanntes Umlegungsverfahren stattfinden. Bei diesem langwierigen Flächentauschprozess wurden zum einen Grundstücke geschaffen, die in Bezug auf Lage, Form und Größe günstiger zu bebauen sind, und zum anderen wurden „die neuen öffentlichen Verkehrsflächen ins Eigentum des Straßenbaulastträgers gebracht“, erläutert Doris Oser, Persönliche Referentin des städtischen Beigeordneten für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr. Die Grundstücke befinden sich nun in treuhänderischem Eigentum der PSG und somit quasi im Eigentum der Landeshauptstadt Dresden. Insgesamt hat die Stadt knapp 570.000 Euro ausgegeben, um Flächen anzukaufen. „Der Umlegungsbeschluss wurde am 15. Juli 1999 im Dresdner Amtsblatt bekannt gemacht.“ Siebzehn Jahre später, nach etlichen Verhandlungen, Flächentausch und Flächenkauf ist das Umlegungsverfahren abgeschlossen. 49 Flurstücke sind neu geordnet. In der Amtsblatt-Doppelausgabe 28/29 ist der Beschluss nun veröffentlicht.
Bessere Infrastruktur für Gartensparte „Concordia“
Im Zuge des Umlegungsverfahrens muss auch die Kleingartensparte „Concordia“ einige Veränderungen in Kauf nehmen. Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts beackern reichlich 20 Pächter ihre Beete an der Rückseite der Häuserfront entlang der Konkordienstraße. Nun müssen drei von ihnen umziehen: Der am nächsten zum Konkordienplatz gelegene Teil der Gartensparte fällt weg, dafür kommt ein langgestrecktes dreieckiges Stück entlang der künftigen Rosa-Steinhart-Straße hinzu.
Außerdem stand das vermutlich noch vor dem Krieg errichtete Vereinsheim der Kleingärtner der neuen Straße im Weg und musste weichen. Doch Vereinschef Adrian Lange ist darüber keineswegs böse: „Wir profitieren in allen Belangen von der Umlegung. Unser altes Vereinsheim war marode, nicht dicht, nicht heizbar.
Die Elektroleitungen sind sozusagen vor zig Jahren handgeknüpft worden, die Wege durch die Sparte waren bei Regen immer schlammig. Nun bekommen wir ein komplett neues Wasser- und Stromnetz und neue Wege, bei denen das Wasser versickert.“ Das größte „Geschenk“ der Stadt an die Gärtner ist jedoch ein neues Vereinsheim mit Glasfront, Terrasse und vor allem einem ordentlichen Kanalisationsschluss. Rund 86.000 Euro kostet der Neubau, den die Stadt aus Städtebaufördermitteln finanziert. „Es wäre auf unsere Sparte ohnehin irgendwann zugekommen, diese Auflagen zu erfüllen, aber das hätten wir aus eigener Kraft nicht stemmen können“, sagt Vereinschef Lange und lobt die Zusammenarbeit mit der PSG und deren Geschäftsführer Johannes Eikerling. Zwar haben die 23 Gartenbesitzer nun „ein schwieriges Jahr“, aber sie hoffen, dass die Bauarbeiten im September/Oktober soweit abgeschlossen sind, dass die drei betroffenen Pächter umziehen können. „Der Herbst ist eine gute Umpflanzzeit“, so Lange.
Noch keine Bauanträge für Häuser
Das neue „Concordia“-Vereinsheim wird allerdings bis auf Weiteres das einzige feste Gebäude auf den „Pieschener Melodien“ bleiben. Bis zu einem Wohngebiet „mit überwiegend kleinteiligen Wohngebäuden“, wie es die Stadtratsbeschluss vorsieht, dauert es noch. „In der Verwaltung haben Interessenten zu verschiedenen Baufeldern im Gebiet vorgesprochen und Planungen vorgestellt“, so Thomas Pieper vom Stadtplanungsamt. Bislang lägen jedoch noch keine Bauanträge vor. Das bestätigt auch Johannes Eikerling, Geschäftsführer der PSG Planungs- und Sanierungsträgergesellschaft mbH Dresden-Pieschen. Dennoch ist er zuversichtlich. „Wir wissen von vielen, dass sie schnell bauen wollen“, sagt er im Gespräch. Bis zu 400 Wohneinheiten könnten auf den elf nach der Neuordnung entstandenen Grundstücken in Mehrfamilienhäusern gebaut werden.
Effekte für die Oschatzer Straße
Eikerling, der seit Anfang der 90er Jahre die PSG leitet, kennt die Probleme des Einzelhandels in Pieschen. Er hat sich darum in der Allianz für Dresden gegen die Ansiedlung eines Globus SB-Marktes engagiert. Allein in der Oschatzer Straße und der unmittelbaren Umgebung in der Leipziger und in der Bürgerstraße stehen fast zwanzig Ladenlokale leer. Die meisten, so schätzt er, seien für den Umbau zu Wohnungen nicht geeignet. Wenn die Pieschener Melodien fertig seien und die Wohnhäuser stehen, werde auch die Oschatzer Straße davon profitieren, zeigte er sich überzeugt. Allerdings, so meint er, werde es nicht wieder so, wie zu DDR-Zeiten. Er rechnet eher mit ausgefallenen Ideen von Gewerbetreibenden. Gar nicht so ausgefallen, aber dennoch passend für die Gegend wäre ein ordentlicher Bioladen, so Eikerling.
Wenn das Wetter mitspielt, sollen die „Pieschener Melodien“ zum Jahresende eingeweiht werden. Um die letzte dünne und rote Asphaltschicht auf der Straße, den beiden Wegen und den kleinen Plätzen auftragen zu können, müsse es frostfrei sein, sagt Eikerling.
Der Beitrag entstand unter Mitarbeit von Winfried Schenk
2 Kommentare zu “„Pieschener Melodien“ – harmonisch schwingend durchs alte Neudorf – Teil 2”
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Schade :( Ich hatte gehofft, es würde eine Art Park werden. Aber nun doch wieder nur Häuser :( Überall weird hier auch die kleinte Wiese mit Häuser zugebaut. Schrecklich. Und nein – die Elbe ist kein Ersatz. Ich würd es schön finden, auch IM Wohngebiet mal was parkähnliches zu haben.
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