Der Abend hatte alles, was man von einer Ausstellungseröffnung erhofft: Künstlerinnen und Künstler waren anwesend und etwas aufgeregt, bis zum letzten Moment wurden noch Beschriftungen neben die Bilder geklebt, im Nebenraum waren schon die Sektgläser aufgebaut, die Noten auf dem Klavier machten neugierig auf die Musik und das wichtigste: es kamen viele interessierte Besucherinnen und Besucher. Der Raum im Mehrgenerationenhaus „Kreativzentrum Omnibus“ in der Großenhainer Straße – am Sitz des Vereins Zusammenarbeit mit Osteuropa (ZMO), Regionalverband Dresden – schnell gefüllt.
Sechs Künstlerinnen und Künstler des ZMO-Künstlerkreises präsentieren hier in der traditionellen internationalen Herbstausstellung bis Ende Oktober ihre Bilder. Während Alexander Gardt, Semjon Beidermann und Ira Rohse bereits seit mehreren Jahren im Künstlerkreis aktiv sind, gehören junge Künstlerinnen wie Olga Guse, Irina Jank oder Svetlana Petrasch erst seit diesem Jahr dazu. Irina Jank zeigt ihre Bilder nicht zum ersten Mal im Kreativzentrum Omnibus.
Erst im August hatte sie die Ausstellungsräume für sich allein. „Wer meine Bilder betrachtet, soll sich freuen und entspannen“, sagte sie bei der Vorstellung. Die Malerei sei ihr Traum, dem sie nachgehe. Dafür nutze sie auch jede Gelegenheit, um sich weiterzubilden, fügte die gelernte Ingenieurin für Verpackungswesen hinzu. Nicht ohne Stolz verwies sie darauf, dass das Bild „Eine Ballerina“ demnächst in St. Petersburg in der Ausstellung „Art Most – Aquarelle“ im Jussupow-Palast gezeigt werde. Sie hatte sich mit dem Bild für die Biennale der Aquarellisten aus Russland beworben und sei angenommen worden.
Für Svetlana Petrasch – sie hat in Russland klassische Malerei studiert – ist die Ausstellung eine Premiere. „Nach meinem Umzug nach Deutschland vor zweieinhalb Jahren zeige ich hier zum ersten Mal meine Bilder“, erzählte sie dem aufmerksam lauschenden Publikum. Alle Bilder seien im vergangenen Jahr entstanden. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, male sie sehr gern auf großen Flächen. „Ich liebe die Wandmalerei“. Wenn sie ihr Motto für die Malerei und die von ihre verwendeten Techniken beschreiben sollte, würde sie sagen: „Freude und Farbe und Licht.“
Semjon Beidermann lebt und arbeitet seit 1999 als freischaffender Künstler in Dresden. In Kiew geboren, verbrachte er seine Jugendzeit in der Ukraine. Von 1964 bis 1969 studierte er an der Kunsthochschule beim Moskauer Akademischen Künstlertheater an der Fakultät für Inszenierung, Spezialisierung Bühnenbild. 30 Jahre war er danach als Bühnenbildner am berühmten Theater an der Taganka in Moskau tätig. Im vergangenen Jahr widmete ihm das Kreativzentrum zu seinem 80. Geburtstag eine Extra-Ausstellung. Am Freitagabend erzählte er, wie ihn das Schaffen von Johannes Vermeer schon in seiner Jugend fasziniert habe. „Viele Reproduktionen habe ich über die Jahre gesammelt. Alle hatten jedoch verschiedene Farbstiche“. Später folgte dann eine intensive Beschäftigung mit den alten Maltechniken. Um das Bild „Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster“ nachmalen zu können, habe er lange nach der richtigen grünen Farbe suchen müssen. Ein Freund aus St. Peterburg sei dann fündig geworden. Das Ergebnis seiner ein Jahr andauernden Beschäftigung mit dem Werk ist nun in der Ausstellung zu bewundern.
Die Noten am Klavier hatte Elena Rubinova schon vor der Veranstaltung dort platziert. Die Konzertmeisterin aus St. Petersburg arbeitet derzeit als Honorardozentin an der Hochschule für Musik in Dresden. Sie begleitete die Anna Piontkovsky. Viele werden die bulgarische Sopranistin von ihrer Arbeit an der Dresdner Staatsoperette und ihren Konzerten kennen.
Obwohl etwa 90 oder mehr Prozent der Besucherinnen und Besucher zur Ausstellungseröffnung die russische Sprache beherrschten, wurde deutsch gesprochen oder, wenn ein Redner sich lieber auf russisch ausdrücken wollte, übersetzt. Das machte Moderatorin Lilly Regir perfekt. Sie war kurzfristig für die erkrankte Vereinschefin Irina Schilling eingesprungen. „Ich sehe hier viele unbekannte Gesichter“, stellte sie zur Begrüßung fest. Darum verwies sie in wenigen Worten auf die inzwischen 28-jährige Geschichte des Vereins.
Das „Kreativzentrum Omnibus“ wurde 1993 als Mehrgenerationenhaus gegründet und gehört zum „Verein Zusammenarbeit mit Osteuropa (ZMO) – Regionalverband Dresden e.V.“ Seit März 2019 hat der Verein eine neue Heimat an der Großenhainer Straße 99 im Haus 1 im 1. Obergeschoss gefunden. Kulturinteressierte haben bei Omnibus verschiedene Möglichkeiten, sich künstlerisch zu betätigen.
WAS: Herbstausstellung des ZMO-Künstlerkreises
WANN: 1. bis 30. Oktober, Mo 10-12 Uhr, Di bis Do 18 – 20 Uhr, Sa 11 – 13 Uhr
WO: Kreativzentrum Omnibus, Großenhainer Str. 99, Haus 1
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