Am vergangenen Freitag war es im Goldenen Lamm so weit: Vertreter der Stadt stellten den Bebauungsplan für die Hufewiesen in Trachau vor. Nach jahrelangem Ringen mit dem Eigentümer, dem Berliner Immobilienunternehmen Adler Real Estate. Seit dem 4. November sind die Pläne nun einsehbar. Noch bis zum 20. Dezember können Bürger sich dazu äußern. Der Abend im Gemeindesaal der Freien evangelischen Gemeinde war Teil der Bürgerbeteiligung an der Planung. Andrea Steinhof, Abteilungsleiterin im Stadtplanungsamt, moderierte die Veranstaltung. Neben ihren Mitstreitern Juris Kretschmar und Annette Abolmaali hatten mit Thomas Bergander, als Vertreter der Adler Real Estate AG, und dem Stadtplaner Klaus Bielenberg auch die Eigentümer eine Stimme auf dem Podium.
Adler Real Estate plant offenbar weniger Wohnungen
Kretschmar und Bielenberg erklärten abwechselnd den Entwurf. Bielenberg: „Ein Großteil der Grünfläche im Osten soll erhalten bleiben. Es wird jedoch keine Parkanlage entstehen, sondern eine öffentlich zugängliche Grünfläche.“ Das sind laut Plan circa sieben Hektar. „Allerdings keine großen Spielflächen wie ein Fußballplatz“, wie Bielenberg auf Anfrage eines Vaters betonte. Dieser wünschte sich Spielplätze für Jugendliche – neben den geplanten für Kinder. Ein anderer Anwohner erhoffte sich wiederum ein Freibad. „In unserer Region gibt es ja bald nur das Sachsenbad.“ Auch für Bienen wollte eine Zuhörerin eine Lösung. Diese und weitere Anregungen vermerkten die Vertreter der Stadt. „Dafür ist der Abend heute da“, betonte Steinhof. Bielenberg verwies zusätzlich darauf, dass am 22. November alle Ideen für die Grünfläche vorgebracht werden können. Dann wird es eine weitere Bürgerversammlung im Goldenen Lamm geben.
Als Bebauungsfläche sind circa 2,4 Hektar ausgewiesen. Davon 1,6 für Wohnungen und 0,8 für Gewerbeflächen. Auf letzterer Fläche soll ein Parkhaus entstehen – für Anwohner, aber auch Gäste, wie Bielenberg erklärte. „Großen Wert legen wir auf die Begrünung der Wohnanlagen – besonders der Dächer.“ Ob auch Fassaden begrünt werden, fragte eine Zuhörerin. „Das ist ebenso im Gespräch wie die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf dem Dach“, antwortete Bielenberg. „Innerhalb der Wohnhäuser soll zudem eine verkehrsberuhigte Zone entstehen. Auf der neuen Quartiersstraße bedeutet das Schrittgeschwindigkeit, überall sonst maximal 30 Kilometer pro Stunde“, sagte Bielenberg.
Stadt wünscht sich eine Kita im Süd-Westen der Hufewiesen
Eine Anwohnerin merkte kritisch an: „Wie viele Häuser beziehungsweise Wohnungen entstehen überhaupt? Und wie hoch sind die Häuser? Das leitet sich aus dem Plan nicht ab.“ Zudem sorgte sie sich, dass zu viele Menschen das Biotop im östlichen Areal stören könnten. Ijhr antwortet Thomas Bergander. „Noch kann ich keine genauen Aussagen darüber machen – denn es gibt keine Detailplanung. Es werden jedoch sicherlich 200 bis 300 Wohnungen.“ Das sind deutlich weniger als die rund 340, die in den Geschäftsberichten von Adler Real Estate vermerkt sind (Pieschen Aktuell berichtete). Nächstes Jahr im Sommer beginne voraussichtlich der Bau. „Insgesamt dauert es bis zur Fertigstellung von Häusern und Außenanlagen sicherlich zwei bis drei Jahre“, sagte Bergander. Bielenberg äußerte sich zur Höhe der Gebäude. Es soll ein gemischtes Stadtquartier entstehen. Die genaue Höhe der Gebäude sei noch nicht festgelegt. Nur, dass hohe Gebäude bis zu fünf Etagen möglich, aber nicht die Regel sein werden.
Eine weitere Anwohnerin bedauerte den Verlust des Schutzstatus der Streuobstwiese auf der Westseite – dort, wo Häuser gebaut werden sollen. Die Abteilungsleiterin Steinhof bestätigte das. Denn die bestehenden Straßen werden durch das Quartier weitergeleitet und verlängert. Sie kündigte jedoch gleichzeitig Ausgleichsmaßnahmen an. „Allerdings wissen wir noch nicht, wo. Mit der Planung sind wir erst am Anfang.“ Bielenberg beteuerte außerdem, das schutzwürdige Totholz an anderer Stelle aufzubauen – bei der neuen Streuobstwiese. „So gewährleisten wir den Artenschutz der dort lebenden Tiere.“ Unklar sei auch, welches Gewerbe einziehen wird. „Von der Arztpraxis bis zum Café ist alles möglich“, meinte Bielenberg. „Im Süden planen wir ein größeres Gebäude. Dort können wir uns eine Kita gut vorstellen.“ Zuvor müsse jedoch ermittelt werden, ob dafür Bedarf bestehe, ergänzte Steinhof.
Bürger können noch bis zum 20. Dezember Stellung beziehen
Auch Anja Osiander (Grüne), Sprecherin der Bürgerinitiative Hufewiesen Trachau, meldete sich zu Wort. Schon seit Jahren setzt sie sich für die Hufewiesen ein und trug zum Kompromiss zwischen Stadt und Haupteigentümer bei. Sichtlich bewegt sagte sie: „Ich wünsche mir, dass wir alle gemeinsam die Hufewiesen verabschieden – bevor die Bebauung startet.“ Dafür erhielt Osiander Applaus. Sie wünschte sich unter anderem, den Verkehr im Quartier möglichst fußgängerfreundlich zu gestalten. So könnten die Wohnhäuser harmonisch in das öffentliche Grün übergehen. Deswegen fragte Osiander, wie viele Stellplätze es in den Tiefgaragen geben werde. Darauf konnte Steinhof keine Antwort geben. Das sei abhängig vom späteren Entwurf. Stadträtin Kati Bischofsberger (Grüne), die ebenfalls den Kompromiss im Stadtrat mit aushandelte, freute sich, dass so viele Anwohner die Gelegenheit für eine Mitwirkung an den Plänen nutzen.
Wir stehen zu dem gefundenen Hufewiesen-Kompromiss, sehen aber noch Nachbesserungsbedarf, sagte Stefan Engel, Stadtrat für den Stadtbezirk Pieschen und Sprecher für Stadtentwicklung in der SPD-Stadtratsfraktion. Bei der vorgesehenen Verkehrserschließung „wäre es ausreichend, wenn das neue Wohngebiet in Nord-Süd-Richtung durch eine und nicht zwei Straßen erschlossen wird. Diese Straße könnte im Bereich des vorhandenen Abwasserkanals realisiert werden“, sagte Engel. Dies hatte auch der Hufewiesen-Verein in seinem Statement gefordert. Teile der Hufewiesen an der Gaußstraße und Pettenkoferstraße für Parkplätze zu opfern, sei keine gute Lösung, so Engel weiter. Statt geschlossener Häuserfronten von bis zu hundert Meter Länge könne er sich eine Unterteilung in mehrere Baukörper vorstellen. Das würde auch den Luftaustausch von den Hufewiesen zu den benachbarten Wohnquartieren verbessern.
- Nächster Termin: Auftakt Bürgerbeteiligung zur Gestaltung der öffentlichen Grünfläche, Freitag, 22. November 2019, 18 Uhr, Gemeindesaal der Freien evangelischen Gemeinde, Leipziger Straße 220.
- Einsicht in die kompletten Planungsunterlagen
- weitere Informationen zur Offenlage des Bebauungsplans
Ein Kommentar zu “Hufewiesen: Öffentliche Vorstellung des Bebauungsplans – Anwohner sind skeptisch”
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Vielen DAnk für den Bericht!
Kleine Korrektur: Ich habe mir eine Abschiedszeremonie für den schönsten, weil verwunschesten Teil der Hufewiesen gewünscht, der der Bebauung zum Opfer fallen soll. Das ist die überalterter Streuobstwiese im Westen, von der schon oft die Rede war. Auf den Netzseiten des Vereins findet sich eine Karte dafür in einem Beitrag über die Ökologie des Geländes unter:
http://www.hufewiesen.de/modell/okologie/
Noch eine Korrektur: Mit dem Bau wird keineswegs schon im kommenden Sommer begonnen! Erstmal muß die Verwaltung all die Stellungnahmen auswerten, die hoffentlich während der Offenlage bis zum 20.Dezember eingehen. Dazu gehören nicht nur die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Einschätzungen von „Trägern öffentlicher Belange“ wie etwa der Stadtentwässerung. Außerdem müssen ein Artenschutzgutachten und ein Umweltbericht erstellt und ausgewertet werden. Dann muß der Vor-Entwurf an die Ergebnisse dieser Auswertung angepaßt werden. Nach unserer Kenntnis rechnet das Stadtplanungsamt damit, daß bis zum Sommer 2020 der Vor-Entwurf zu einem Entwurf weiterentwickelt werden kann, mit dem sich dann auch der Stadtrat befassen kann.
Freundlich grüßt
Anja Osiander
Hufewiesen Trachau e.V.