Nach dem Bürgerdialog am Montagabend im Pieschener Rathaus war klar: Parken ist ein schwieriges Thema – für die Verwaltung, für die Autofahrer und für alle, die für weniger Autoverkehr plädieren. Ein weiterer Wunsch aus der Diskussion war ebenfalls nicht zu überhören: Schnelle Lösungen schaffen, wo es möglich ist.
Zum Beispiel auf dem knapp 50 Meter langen Straßenabschnitt zwischen Bürgerstraße und Osterbergstraße auf der Rückseite der Markuskirche. Im Dresdner Themenstadtplan heißt dieser Abschnitt Markusplatz. Der Vorschlag eines Anwohners fand schnell weitere Sympathisanten. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) und Pieschens CDU-Stadtrat Veit Böhm konnten auf die Schnelle nicht sagen, in wessen Eigentum sich das Stück Straße befindet. Die Vermutung, es könnte zur Markuskirche gehören, bestätigte sich nicht.
Pfarrer Michael Rentsch erklärte heute auf Nachfrage, dass die Flurstücksgrenze am Straßenrand verlaufe. Die Straße sei städtisches Gelände. Die Poller an beiden Enden der Straße seien in den 90er Jahren errichtet worden. Damals seien die Grundstücke rings um das Kirchengebäude der Stadt zur öffentlichen Nutzung als Grünfläche zur Verfügung gestellt worden. Die Idee, am Markusplatz Parkplätze einzurichten, fand Pfarrer Rentsch nicht schlecht. Besonders über Nacht wäre dies sicher eine große Erleichterung für die Anwohner, meinte er. Es sei öfter vorgekommen, dass Autofahrer in ihrer Not die Zufahrt zum Parkplatz der Kirchenmitarbeiter zugeparkt hätten.
Andere Vorschläge von den knapp 25 Gästen des Bürgerdialogs, zu dem die CDU-Stadtratsfraktion eingeladen hatte, sind wahrscheinlich nicht so schnell umsetzbar: Prüfen, ob „Ausfahrt freihalten“ immer gerechtfertigt ist, mehr Möglichkeiten für Querparken schaffen, reservierte Parkplätze hinterm Rathaus Pieschen für Nachtparken freigeben, Nutzung von Behindertenparkplätzen vor Behörden zeitlich begrenzen auf die Behördensprechzeiten.
Als ein Anwohner vorschlug, das Sachsenbad zugunsten von Parkplätzen „plattzumachen“, stellte Schmidt-Lamontain klar, dass die öffentliche Hand keine Möglichkeit habe, ihr unter Denkmalschutz stehendes Eigentum abzureißen. Dass der Vorschlag im Publikum nicht auf stürmische Proteste stieß, zeigt aber auch, wie gering nach so vielen Jahren Verfall die Hoffnung auf ein gutes Ende für das Sachsenbad ist.
CDU-Stadtrat Veit Böhm hatte zur Eröffnung der Debatte und während der Diskussion mehrfach betont, dass der von seiner Fraktion formulierte Antrag die Parkprobleme im Ortsamtsbereich nicht lösen werde. „Wir wollen erreichen, dass die Stadtverwaltung die Lage an den Brennpunkten analysiert und ein Parkraumkonzept erarbeitet“, sagte er. Er erhoffe sich zudem auch Vorschläge für weitere Fahrradabstellplätze.
Baubürgermeister Schmidt-Lamontain erläuterte in seiner Präsentation die Rahmenbedingungen für die Einflussnahme der Kommune auf die Bereitstellung von Parkflächen im öffentlichen Raum. Dass dabei viele Vorschriften und Regeln zu beachten sind, passte nicht allen Zuhörern im Saal. So müsse zum Beispiel beim Einführen von Querparken die Zustimmung der Feuerwehr eingeholt werden, weil sich die Abstände zwischen Straße und Wohnhäusern verändern, erklärte der Baubürgermeister. Schwierig sei auch der Ausgleich von sich widersprechenden Interessen – Stellplatz oder Grün, Kurzzeit oder Langzeitparken, Anwohnerparken oder nicht, Ausnahmen für Gewerbetreibende oder nicht. Im Ortsamt Pieschen hätten die Verkehrsexperten der Stadt Handlungsbedarf in der Leipziger Straße, im Areal Maxim-Gorki-Straße/Trachenberger Straße, in den Straßen rings um das Klinikum aber auch im alten Dorfkern Übigau ausgemacht. Schnelle Lösungen hatte Schmidt-Lamontain allerdings nicht parat. In der Prioritätenliste für die ganze Stadt seien diese Projekte für 2020 und später eingeordnet. Die Lösung der Parkprobleme in der Glacisstraße, am Schillerplatz und rings um das Diakonissenkrankenhaus seien dringlicher und stünden für 2018 auf dem Programm. 2019 folgen die Areale am Uniklinikum, rings um die HTW und die Technische Universität. Die Chance, städtische Flächen für Stellplätze oder ein Parkhaus verfügbar zu machen, schätzt Schmidt-Lamontain als gering ein. Man habe gerade eine umfangreiche Flächenprüfung im Stadtgebiet vorgenommen, um Grundstücke für den sozialen Wohnungsbau zu ermitteln. „Es gibt kaum noch größere zusammenhängende Flächen im kommunalen Eigentum“, beschrieb er das Ergebnis.
„Welche Möglichkeiten gibt es, die Zahl der Autos zu verringern, statt die Zahl der Parkplätze zu erhöhen“, fragte Martin Schulte-Wissermann, Stadtrat für die Piraten und Mitglied der Linke-Fraktion, das Publikum und nannte einige Beispiele, über die sich das Nachdenken lohnen würde: Verlängerung der Linie 13 bis zum Elbepark, mehr Carsharing-Plätze, ein Fähre zwischen Pieschen und Ostragehege.
Der Antrag der CDU-Stadtratsfraktion wird am Dienstagabend im Ortsbeirat diskutiert, dann kommt er in den Stadtrat. Böhm sicherte gestern zu, dass die Vorschläge der Verwaltung, sobald diese vorliegen, der Öffentlichkeit in Pieschen vorgestellt würden.
4 thoughts on “Parken in Pieschen: Lösungen erst ab 2020 – Anwohner sehen Alternativen”
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Was Pieschen fehlt sind Grünanlagen und keine zusätzlichen Parkplätze. Ich fände es sinnvoller, dieses Stück Straße in die angrenzende Parkanlage zu integrieren und das Parken vor den Pollern auf der Seite der Schule zu unterbinden, um den Fußgängern und Radfahrern das Durchkommen zu erleichtern.
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Lustig wird’s ab 2019 an der schon parkplatzknappen Gehestrasse, wenn auf dem großen neuen Sport- und Schulgelände abends die Sportler und Abendschüler anrücken. Ob die wohl wirklich alle, wie geplant (?), per Straßenbahn anreisen???