Unbekannte haben das Denkzeichen an der Oschatzer Straße beschädigt. Foto: J. Frintert

Gedenktafel zum Kaufhaus Fanger beschädigt

In der vergangenen Woche wurde die Gedenktafel beschädigt, die an das Kaufhaus Fanger auf der Oschatzer Straße 15 erinnern soll. Am Freitag meldete die Dresdner Polizei, dass Unbekannte offenbar versucht hatten, die Tafel, die an eine jüdische Familie erinnert, in Brand zu setzen.

Dabei wurde eines der vier Sicherheitsgläser beschädigt. Die Schadenshöhe liegt bei etwa 1.000 Euro. Der Sachverhalt wurde der Polizei am Donnerstag per Online-Anzeige bekannt. Die Ermittler gehen bei der Sachbeschädigung von einem antisemitischen Beweggrund aus.

Ein Stück jüdischer Geschichte in Pieschen

Die vier Tafeln stehen unmittelbar an der Bordsteinkante vor dem Eckhaus zur Konkordienstraße. Geschildert wird die Geschichte des Kaufhauses Fanger und der Familie Fanger. Das Kaufhaus befand sich einst an dieser Stelle. Errichtet wurde das Haus um 1898 im Auftrag von Benjamin Fanger als Kauf-, Geschäfts- und Wohnhaus. Nach seinem Tod führte seine Ehefrau Fieda und später die Tochter Selma Lotte und deren Mann Moritz Auerbach das Kaufhaus Fanger weiter. Später fand hier aus das Hava, das Haus der vielen Artikel, geführt von Max Brecher und Max Rosenbaum, seinen Platz.

Durch nationalsozialistische Verordnungen von 1938 wurde jüdischen Geschäftsleuten die Existenzgrundlage entzogen. Ihre Geschäfte wurden geschlossen oder arisiert. Auch das Kaufhaus Fanger fiel dieser Politik zum Opfer. Es wurde von Gustav Caspar übernommen, während die Angestellten über die Hintergründe im Unklaren blieben. 1941 enteignete man die Familie Fanger. Sie mussten in ein sogenanntes Judenhaus auf der Bautzner Straße 20 ziehen. Tochter Selma und ihr Mann Moritz wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet und 1943 nach Auschwitz deportiert. Mutter Frieda, Selma und Moritz starben in Konzentrationslagern. Die zweite Tochter, Elsa, konnte mit ihrer Familie nach Australien fliehen.

Anzeige

Stephan Schumann - SPD


Weitere Informationen

Einen kurzen Abriss der Geschichte des Kaufhauses und ein historisches Bild gab es auf der Tafel zu lesen und zu sehen, auf der Website der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. kann man es (online als PDF) nachlesen. Zum Kaufhaus „Hava“ gibt es hier einen kurzen geschichtlichen Abriss.

Das Denkzeichen steht an der Oschatzer Straße in unmittelbarer Nähe zum Konkordienplatz. Foto: J. Frintert

Das Denkzeichen steht an der Oschatzer Straße in unmittelbarer Nähe zum Konkordienplatz. Foto: J. Frintert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren …

Aus für Wagenplatz, Hanse 3 und Ständige Vertretung droht

Bis Ende März müssen die Hanse 3, der Wagenplatz und die „Ständige Vertretung“ das Gelände verlassen. Der Eigentümer des Grundstücks, die >>>

Pieschner Kinotipps ab 6. Februar

Mit freundlicher Unterstützung des Dresdner Kinokalenders präsentieren wir die Kinotipps der Woche für den Stadtbezirk Pieschen. >>>

Verkehrsinseln am Haltepunkt Pieschen: Bau auf 2026 verschoben

Der Bau von zwei Mittelinseln zur Erhöhung der Verkehrssicherheit für die Fußgänger am Haltepunkt Pieschen ist erneut verschoben worden. >>>

Fußgängerin bei Unfall verletzt

Am Montagmorgen ist gegen 6.50 Uhr in Dresden-Trachaue eine 28-jährige Fußgängerin auf der Schützenhofstraße leicht verletzt worden. >>>

Originaler Schichtdöner beim Istanbul Market auf der Oschatzer Straße

Wer Hunger und Lust hat, einen Döner nach türkischem Rezept zu probieren, ist gut beraten, mal im „Istanbul Market“ vorbeizuschauen. >>>