„Miteinander malen, statt gegeneinander“. Diese Idee hat der Künstler Henning Haupt bei der Neugestaltung der Fassade des Mehrfamilienhauses in der Rosa-Steinhart-Straße 9 zugrunde gelegt. Dabei wurden bereits vorhandene Graffitis in die Arbeit einbezogen. „Wir malen einfach weiter. Das ist meine künstlerische Antwort“, sagt er im Gespräch. Und: „Es ist ein Experiment.“
Vorangegangen war eine längere Diskussion in der Eigentümergemeinschaft, die das Haus 2021 bis 2022 errichtet hat. „Was tun mit den Graffitis, die schon kurz nach der Fertigstellung auf der Fassade zu finden waren“, lautete die Frage. Verschiedene Ideen, auch das Übermalen, waren im Gespräch. Während der Schriftzug „Voice“ noch mit einem künstlerischen Anspruch daherkommt, fällt es schwer, dies auch anderen Graffitis an der Hauswand zuzugestehen. Und die sollen dann auch noch in ein neues Gesamtkunstwerk eingebunden werden? Genau davon hat Henning Haupt die Eigentümergemeinschaft mit seinen Entwurfsskizzen überzeugt. Man kennt sich gut. Er ist in eine der Wohnungen als Mieter eingezogen.
Mit seiner Fassadenmalerei und Installationen hat der 60-Jährige an vielen Orten, so in New York, Fort Lauderdale oder auch in Dresden an der Robotron Kantine seine Spuren hinterlassen. Haupt hat Architektur und Malerei in Deutschland und den USA studiert und dann an der Florida Atlantic University und an der TU Braunschweig gelehrt. Derzeit ist er Inhaber der Professur für Gestaltungslehre an der Fakultät Architektur der TU Dresden und forscht zum Verhältnis zwischen Farbe und Raum.
“Die Wandmalerei für die Fassade in der Rosa-Steinhart-Straße besteht hauptsächlich aus durchscheinenden Farben. Sie erstreckt sich über die gesamte Erdgeschossfassade und reicht bis zur Gesimskante“, erläutert Haupt sein Werk. „Ich finde es spannend, wie in der Verbindung von Malerei und Graffiti, der Street Art, eine vom Prozess der Entstehung bestimmte kollektive Malerei den Stadtraum verändert“.
An der Fassade habe er farbräumliche, malerische Strukturen geschaffen, die sich zwischen rationaler Konstruktion und persönlicher Einfühlung bewegen. „Ich finde es großartig, dass ich das dynamische Verständnis von Malerei an dem Wohnhaus, in dem ich selbst lebe, mit dem anliegenden Shared Space Pieschener Melodien in Beziehung setzen darf“, beschreibt Haupt den urbanen Kontext seines Kunstwerkes.
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