Die Stadtbezirksbeiräte haben sich am Dienstag Abend mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt. Auf der Tagesordnung stand unter anderem das Projekt „Mnemo“. Dabei geht es um die Sichtbarmachung des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Hellerberg im Kontext der Gesamtmaßnahme „Gedenkareal Dresdner Norden“.
Konkret geht es um ein derzeit verwaistes Gelände am Hellerberg, im östlichsten Zipfel des Stadtbezirkes zwischen Radeburger Straße, Hammerweg und Stauffenbergallee. Juliane Moschell, Abteilungsleiterin Kunst und Kultur im Amt für Kultur und Denkmalschutz, berichtete von dem Projekt. Derzeit gibt es einen Entwurf, um die Erinnerung an das ehemalige Judenlager besser sichtbar zu machen. Im Rahmen des Projektes soll dort eine Art Erinnerungspark entstehen, mit Gedenktafeln und sogenannten Splittern. Über QR-Codes sollen sich die Besucher dann informieren können.
Nach der derzeitigen Planung soll die Errichtung rund 356.000 Euro kosten. Allerdings räumte Juliane Moschell ein, dass davon erst für 50.000 Euro eine Finanzierung über Mittel aus dem sogenannten PMO-Vermögen bereitstehe, das ist das Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR. Weitere 40.000 Euro erbittet sich das Amt aus Mitteln des Stadtbezirks.
Weitere Informationen zum Judenlager Hellerberg auf der Seite der Stiftung Sächsischer Gedenkstätten.
Die Räte diskutierten das Thema sehr intensiv. So fragte zum Beispiel Joachim Adolphi (Linke): „Waren beim Wettbewerb die Preise bekannt, was ist mit den Folgekosten für die Landschaftspflege?“ Die Folgekosten seien aktuell noch nicht bekannt. Bei den Einreichungen der Konzepte gab es auch geschätzte Preisangaben, erläuterte Moschell. Sophia Jansen (Grüne) sagte, dass das Gelände sehr schwer zu erreichen sei. „Gibt es eine Planung, daran etwas zu ändern?“ Moschell sagte, es gebe Pläne, das Gelände verkehrlich besser zu erschließen.
Rolf Jörg Poppe (AfD): „Grundsätzlich begrüße ich das Projekt, aber bei den Entwürfen und den Preisen komme ich ins Grübeln, da stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.“ Er möchte wissen, wer entscheidet, wenn dann gebaut wird, die Stadt oder der Wettbewerbsgewinner? Moschell erläuterte, dass mit dem heute zu beschließenden Geld schon eine ganze Menge realisiert werden könne. Christoph Böhm (CDU) betonte: „Ich halte das für unterstützungswürdig, aber erstmal sollte die komplette Finanzierung gesichert sein.“ Thomas Bergmann beklagte, dass immer öfter Sachen von Dresdner Ämtern vorgegeben würden, die dann durch den Stadtbezirk finanziert werden sollten. Das Projekt sei viel zu teuer. Außerdem brauche er nicht noch mehr Erinnerungsdenkmale an schlimme Zeiten. Das Steuergeld solle lieber ausgegeben werden, um die Lebensqualität zu steigern.
Rebecca Overmeyer (SPD) betonte, dass es wichtig sei, solche Gedenkorte einzurichten, auch für die junge Generation. Thomas Sawatzki: „Es gibt eine Diskrepanz, einerseits sei der Ort wichtig, andererseits ist es auch sehr teuer.“ Moschell erläuterte, dass die Preise auf eingeholten Angeboten beruhen.
Raphael Grübler (Grüne): „Ich habe den Eindruck, der Rat drückt sich gerade darum, das Geld für Erinnerungskultur auszugeben.“ Tassilo Langner (CDU) hatte Bedenken, dass die Gedenkstelle dort am richtigen Platz ist und beantragt eine Vertagung. Diesem Antrag folgten die Räte mit deutlicher Mehrheit.
Kreativer Ostermarkt und offener Kunsthof im Galvanohof
Britta Sommemeyer von der Kreativen Werkstatt präsentierte das Projekt. In der Werkstatt treffen sich Leute aus dem Stadtteil. Geplant sind zum Ostermarkt verschiedene Kreativstände, es soll einen kleinen Kunsthandwerkermarkt geben. Einer der Höhepunkte ist ein geplantes Puppentheater für die ganze Familie. Alle Angebote für die Besucher sollen kostenfrei sein. Der Stadtbezirk soll das Projekt mit 4.569,70 Euro unterstützen. Uwe Socher (SPD) fragte nach, wie sich die Kosten zum Vorjahr entwickelt haben. Sommermeyer sagte, dass die Honorare für die beteiligten Künstler angehoben worden. Die Räte stimmten geschlossen dafür.
Auch das Projekt „Offener Kunsthof am 1. Juni 2024“ im Rahmen des Stadtteilfestes Sankt Pieschen in Höhe von 5.465,72 Euro wurde von den Räten mit deutlicher Mehrheit gefördert.
Ständige Vertretung
Am Alten Leipziger Bahnhof soll eine räumliche Repräsentanz für junge Akteur/-innen entstehen. Gewissermaßen als Ergänzung zu der aktuellen Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Geländes. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit der TU Dresden mit dem Verein Geh8. Unter anderem schlagen die Aktiven vor, das Blechschloss vor der Scheune in der Dresdner Neustadt einer Nachnutzung auf dem Gelände zuzuführen. Der Verein beantragte eine Unterstützung in Höhe von 7.990 Euro.
Alexander Wiedemann (AfD): „Noch nicht ganz klar, was dort gemacht werden soll?“ Aktuell gibt es den Freiraum, der öffentlich bespielt werden kann, viele Gruppen wollen den Raum nutzen. Der Container soll ein Ort werden, an dem man sich finden kann, um Ideen auszutauschen. Christoph Böhm (CDU): „Sind Sie mit dem Eigentümer in Kontakt?“ Paul Elsner vom Geh8 erläuterte, dass man mit Globus, dem Eigentümer der Fläche im Gespräch sei.
Tino Jasef (Freie Wähler): „Warum lässt man die ‚Ständige Vertretung‘ nicht auf dem Gelände der Geh8 stattfinden?“ Elsner erläuterte, dass man mit dem Projekt zu den Jugendlichen gehe. Die Räte nahmen den Antrag mit deutlicher Mehrheit an.
Antrag CDU: Ordnung und Sauberkeit in Dresden
Stadtrat Veit Böhm (CDU) stellte den Antrag vor, es geht, darum Müllecken aufzuspüren, um dann für eine schwerpunktmäßige Problemlösung sorgen zu können. Grundmann: Teile des Antrags fallen nicht in den Bereich des Stadtrats. Den Stadtbezirksbeiräten waren die Forderungen teils zu unkonkret, teils würde nicht so richtig auf Belange vor Ort eingegangen. Nach kurzer Diskussion wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt.
Antrag CDU: Pilotprojekt zur klimatischen Anpassung in Pieschen
Auch dieser Antrag wurde vom CDU-Stadtrat Veit Böhm eingereicht. Es geht um Themen wie die Beschattung von Kinderspielplätzen, Anpflanzungen von Bäumen, Einrichtung von Trinkwasserspendern, Befeuchtungsanlagen und eine Anpassung der Pflanzenauswahl.
Die Stadtverwaltung soll mit dem Antrag aufgefordert werden, bis zum 30. Juni ein Konzept vorzulegen, wie einerseits im Bereich des dichtbesiedelten und dichtbebauten Stadtteil Pieschen und anderseits im Neubaugebiet MiKa mit entsprechenden klimaangepassten Maßnahmen im Freiraum eine verbesserte Aufenthaltsqualität, vor allem bei hochsommerlichen Temperaturen, erreicht werden kann. Der Antrag stieß bei den Räten auf Zustimmung. Joachim Adolphi (Linke) beantragt Verlängerung der Frist für die Stadtverwaltung und Raphael Grübler (Grüne) empfahl eine Ausdehnung auf ganze Stadt Dresden. Stadtbezirksbeirat Christoph Böhm (CDU) beantragte eine Formulierungsänderung. Am Ende nahmen die Räte den Antrag einstimmig an.
Kultur- und Nachbarschaftszentren für Dresden
Klaus Winterfeld vom Amt für Kultur und Denkmalschutz berichtete von vier Projekten, die es zu beschließen gebe. In Pieschen geht es um das Projekt im Theaterhaus Rudi. Dort sollen künstlerische Aktivitäten, Angebote und Workshops mit Bezug zur Theaterarbeit gefördert werden. Ohne weitere Diskussion nahmen die Räte kurz vor 23 Uhr den Antrag einstimmig an.
Berichte aus dem Stadtbezirksbeirat Pieschen – eine Leistung der Redaktion von Pieschen Aktuell im Auftrag des Stadtbezirksamtes Pieschen der Landeshauptstadt Dresden.
Außerdem gab es Informationen der Sachsen-Energie zum geplanten Flusswasserwerk und des Stadtplanungsamtes und der Dresdner Verkehrsbetriebe zum Verkehrsversuch Flügelweg. Auch ein interfraktioneller Antrag der CDU- und der SPD-Fraktion zur Neuländer Straße wurde behandelt. Über alle drei Themen wird in Kürze separat berichtet.
Herzlichen Dank für den Bericht!
Ist schon interessant, dass die Stadtbezirksbeiräte über etwas reden und sich zum Thema wichtig tun, was es überhaupt nicht gibt bzw. gab.
Es gab _kein_ Judenlager Hellerberg! Es gab aber sehr wohl das Judenlager Hellerberge. Ein Blick auf eine beliebige Landkarte, zeigt den Unterschied. Hellerberg und Hellerberger sind nicht das gleiche!
Nur weil es bei Wikipedia usw. und selbst bei der Stiftung Sächsische Gedenkstätten falsch steht, muss es nicht automatisch richtig sein. Auch durch das permanente falsche wiederholen wird es nicht richtiger.
Krümelkackerei? Keineswegs.
Vielen Dank für den Hinweis, Herr Hanisch. Das war mir so nicht bewusst. Und wie Sie ja schon anmerken, kann man durch diverse Publikationen leicht in die Irre geführt werden. Selbst in der Präsentation des Denkmalamtes ist man sich offensichtlich nicht einig. Mal heißt es dort „Hellerberge“, dann wieder „Hellerberg“. Ich hoffe, wenn einmal Gedenkschilder aufgestellt werden, dass es dann historisch und geografisch korrekt dargestellt wird.
Ich habe zu dem Thema „Judenlager Hellerberge“ eine sachliche Zusammenstellung zu der leider sehr oft falschen Bezeichnung „Judenlager Hellerberg“ zusammengestellt. Ich schicke Sie Ihnen gern per Mail.
Uwe Meyer-Clasen, Hobby-Stadtteilhistoriker Trachenberge, Geschichtswerkstatt Nordwest
Hallo Herr Clasen, vielen Dank, sehr gern. Bitte an redaktion@pieschen-aktuell.de