Die Entscheidung über den Standort für den Neubau einer Schwimmhalle am Sachsenbad soll gemeinsam mit den Sportvereinen und den interessierten Bürgern getroffen werden. Dafür sprach sich gestern Abend der Stadtbezirksbeirat Pieschen aus und vertagte die Abstimmung über die Vorlage der Stadtverwaltung. Die Koordinierung der Gespräche und der Bürgerbeteiligung werde das Stadtbezirksamt übernehmen, erklärte dessen Leiter Thomas Grundmann.
Zur Erinnerung hier der Vorschlag der Vorlage der Stadtverwaltung:
- Standort Wurzener Straße (Vorzugsvariante): für den Neubau müssten die Vereinsgebäude des SV TUR Dresden e. V., abgerissen und der Fußballplatz verlegt werden. Die 400-Meter-Bahn soll wegfallen
- Standort Wüllner Straße: Neubau auf dem Areal der Tennissparte, Vereinsheim wird abgerissen, die drei Tennisplätze würden in gleicher Ausrichtung auf dem Dach der Schwimmhalle angeordnet.
- Standort Alexander-Puschkin-Platz / Leipziger Straße: Areal gehört nicht der Stadt, müsste gekauft werden, Eigentümer hat andere Interessen
Jan Donhauser (CDU), Bürgermeister für Bildung und Sport, hatte den Beiräten das Bäderkonzept der Stadt und die Standortuntersuchung für den Bau des neuen Sachsenbades vorgestellt und betont, dass er offen für einen umfassenderen Diskussionsprozess sei. Die Standortentscheidung müsse nicht im Januar, könne auch erst zwei oder drei Monate später fallen, sagte er. Zu Beginn der Debatte hatten die Stadtbezirksbeiräte bereits dem 1. Vorsitzenden des SV TuR Dresden, Frank Brendel, und Dorothea Becker von der Bürgerinitiative Sachsenbad, Rederecht eingeräumt.
„Die Variante am Puschkinplatz wäre für uns super, aber der Standort Wüllnerstraße ist unser Favorit“, erklärte Brendel und machte damit zugleich deutlich, dass der Verein zu Kompromissen bereit sei. Der Sportplatz könne nicht verlegt und gedreht werden. Dagegen sprächen die Regeln für den Bau von Sportanlagen.
Zudem sei die 400-Meter-Bahn für die Leichtathletik-Sparte, für den Schulsport und die jährlichen Schulsportfeste der Schulen im Dresdner Nordwesten unverzichtbar. „Wenn wir Tennisplätze und das Vereinsheim opfern, muss es einen neuen Standort geben“, betonte er. Die Tennissparte wachse, derzeit gebe es sogar einen Aufnahmestopp. Für den Verein sei die Reihenfolge klar – erst der neue Standort für die Tennissparte, dann der Schwimmhallen-Neubau.
„Bitte informieren und befragen Sie die Bürgerinnen und Bürger“, sagte Dorothea Becker von der Bürgerinitiative Sachsenbad. Die Vorlage zeige, dass ein Neubau nördlich des Sachsenbades möglich sei. Die sei auch das Votum des Bürgerforums zur Zukunft des Sachsenbades im April 2021 gewesen. Becker nannte noch einmal die Eckpunkte der ausführlichen Stellungnahme der BI Sachsenbad, die den Beiräten bereits übermittelt worden war: Die unverbaute Lage am Standort Wüllnerstraße, Erschließung der Schwimmhalle von der Wurzener Straße aus, gemeinsame Zuwegung mit dem Sachsenbad, denkmalgerechter Erhalt des historischen Ensembles aus Sportplatz, Sachsenbad und Hans Richter-Wohnblock, Synergien mit der zukünftigen Nutzung des alten Sachsenbades wie Sauna und Wellnessbereich, Sicherung der Flächen für Umkleiden und Nebenanlagen für den Sportplatz.
Die Diskussion zeigte, dass es auch unter den Stadtbezirksbeiräten keine Sympathie für die Vorzugsvariante der Stadtverwaltung gibt. Christoph Böhm (CDU) betonte, dass die Vorlage wichtig sei, um der weiteren Diskussion über den Schwimmhallen-Neubau eine Struktur zu geben. Dass es für den Standort Wüllnerstraße einen Bebauungsplan gebe müsse, sei kein Nachteil. Das bedeute keine große Verzögerung. Zudem sprach er sich dafür aus, mit der Planung zu beginnen, auch wenn die Gesamtfinanzierung des Neubaus noch nicht vorliege und widersprach damit der Äußerung von Donhauser, die Planung erst zu beginnen, wenn die Gesamtfinanzierung steht. Böhm plädierte zudem für die Einbeziehung der Sportvereine und weiterer Akteure. Darum sollte die Entscheidung im Stadzbezirksbeirat vertagt werden.
Dem stimmte auch Tino Jasef (Freie Wähler) zu und forderte eine intensive Prüfung der Vorstellungen der Sportvereine. Wolfgang Daniels (Grüne) verwies darauf, dass die Berechnung der Baukosten aus dem Jahr 2021 sei und aktualisiert werden sollte. „Wir brauchen das Bad, da muss es auch Kompromisse geben“, sagte Rolf Jörg Poppe (AfD). Da seien nicht nur die Sportvereine gefragt, sondern auch die Politik und die Verwaltung. Joachim Adolphi (Linke) erinnerte an das Bürgerforum zum Sachsenbad im Jahr 2021. „Das hatte eine wichtige Funktion. Die Ergebnisse sollten unbedingt in die Standortentscheidung einfließen“, sagt er.
Sportbürgermeister Donhauser sicherte seine Unterstützung bei der weiteren Meinungsbildung zu und sagte. „Wenn es eine Mehrheit für den Standort Wüllnerstraße gibt, dann machen wir das.“ Die Vertagung wurde ohne Gegenstimmen beschlossen.
Berichte aus dem Stadtbezirksbeirat Pieschen – eine Leistung der Redaktion von Pieschen Aktuell im Auftrag des Stadtbezirksamtes Pieschen der Landeshauptstadt Dresden.