Heidefriedhof: Unbekannte beschädigen Skulptur „Trauerndes Mädchen am Tränenmeer“

Unbekannte haben am Wochenende die Skulptur »Trauerndes Mädchen am Tränenmeer« auf dem Heidefriedhof beschädigt. Die Täter zerstörten die Befestigung und stießen die Bronzeplastik von ihrem Steinpodest. Den dabei verursachten Sachschaden bezifferte ein Polizeisprecher auf rund 5.000 Euro. Die Plastik sei sichergestellt und der Künstlerin übergeben worden, sagte er weiter.

Die Skulptur steht seit 2010 zur Erinnerung an die Opfer des 13. Februar 1945 neben der Feierhalle mit Blick auf den Ehrenhain. Sie wurde von der seit 1991 in Dresden lebenden polnischen Künstlerin Małgorzata Chodakowska geschaffen. Sie wolle die Schäden wieder reparieren. Ein Zeitpunkt der Fertigstellung wurde noch nicht genannt.

Weil ein politischer Hintergrund der Tat nicht ausgeschlossen werden kann, hat der Staatsschutz der Dresdner Polizei die Ermittlungen wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung übernommen. In diesem Zusammenhang werde auch ein angebliches Bekennerschreiben geprüft, dass an mehrere Medien verschickt worden war. Es ist unterschrieben mit „Autonome Aktionsgruppe Dresden Entnazifizieren“. Die Skulptur reihe sich ein in den „geschichtsrevisionistischen Gedenkdiskurs in Dresden“, heißt es dort. Der Nationalsozialismus „war das barbarische Böse im 2. Weltkrieg, die Deutschen haben sich aktiv für diese Ideologie entschieden. Deutschland, und damit Dresden, waren der Nationalsozialismus und die Täter:innen des Holocaust und der anderen barbarischen NS-Verbrechen“, so die Autoren weiter. Darum müssten „derartig irreführende Gedenkstätten weg“.

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Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zeigt kein Verständnis für die Täterinnen und Täter. Die Stadt habe Anzeige erstattet. „Die Beschädigung oder Zerstörung von Gedenkorten ist nie politisch, sondern einfach nur Vandalismus. Egal ob aus dem links- oder rechtsradikalen Spektrum: Wer sich an solchen Aktionen beteiligt, verlässt den demokratischen und zivilgesellschaftlichen Diskurs um eine vielfältige Erinnerungskultur“, erklärte Hilbert. „Mit der mutwilligen Zerstörung der Skulptur ‚Tränenmeer‘ werden Tatsachen geschaffen, die der Notwendigkeit der inhaltlichen Auseinandersetzung nicht hilfreich sind, sondern einen Bärendienst erweisen. Dass es Orte in der Stadt Dresden gibt, die entweder historisch belastet und nicht markiert sind oder aus heutiger Sicht fragwürdig in ihrer Konnotation – ist unbestritten. Deshalb hat die Kulturverwaltung einen Ideenwettbewerb Gedenkkonzept Dresdner Norden mit dem Schwerpunkt NS-Diktatur vorbereitet, der Anfang Februar veröffentlicht werden soll“, sagte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch. „Die Vermittlung von historischen Fakten und das Gedenken an die Opfer der NS-Diktatur ist auch in Dresden der Anspruch einer lebendigen und pluralistischen Erinnerungskultur“, so Klepsch. Dazu gehöre auch der Diskurs über Denkmäler in einer offenen und demokratischen Gesellschaft. Mit der mutwilligen Zerstörung der Skulptur „Tränenmeer“ würden jedoch werden Tatsachen, die der Notwendigkeit der inhaltlichen Auseinandersetzung nicht hilfreich seien.

11 Kommentare zu “Heidefriedhof: Unbekannte beschädigen Skulptur „Trauerndes Mädchen am Tränenmeer“

  1. Annette Wolf sagt:

    Liebe „Entnazifizierer“,
    Ihr seid nicht besser als das „Böse“, das Ihr glaubt, bekämpfen zu müssen. Der Gewalt gegen Dinge folgt Gewalt gegen Menschen und Gewalt erzeugt Gegengewalt.
    Die jetzt an dieser Stelle trauern, waren am Ende des Krieges Kinder. Sie haben keine Schuld an den Ereignissen, aber sie haben für die Schuld Ihrer Eltern gebüsst mit dem Verlust von Familie, Freunden, Heimat und Glauben.
    Was haben Eure (Ur-)Großeltern im Krieg getan? Waren sie schuldig? Liebt Ihr sie trotzdem? Würdet Ihr um sie trauern, oder darf man das nicht, wenn sie schuldig waren? Was habt Ihr selbst für den Frieden getan? Er steht gerade wieder auf der Kippe. Diese Aktion hat nichts auf der Welt verbessert.
    Lasst Euch was Besseres einfallen. Zerstörung hilft nicht, Eure Zukunft zu gestalten.

  2. DAT sagt:

    Leute die Dinge wie „Ihr seid nicht besser als das „Böse“, das Ihr glaubt, bekämpfen zu müssen. “ schreiben und keinen Unterschied zwischen Sachbeschädigung und Völkermord sehen… Was will man zu denen noch sagen?

    Und bevor der nächst Wutbürger sich darüber aufregt – nein, das ist keine Rechtfertigung für Sachbeschädigung. Aber ich persönlich finde es ist schon sehr offensichtlich was „besser“ ist.

  3. Bürger von der Bürgerstraße sagt:

    Ich hoffe, die Mitstreiter der Autonome Aktionsgruppe Dresden haben sich vorher Gedanken über die Wirkung ihres Handelns gemacht. Ich würde gern von diesen Leuten erfahren, wie sie mit der Zerstörung einer Skulptur, das Denken und Handeln von Neonazis zum besseren beeinflussen wollen.

  4. A. W. sagt:

    @DAT: Die Skulptur wurde zerstört, weil dort getrauert wird, nicht weil es ein Kunstwerk ist!
    Die Trauernden sollen nicht trauern, weil die Opfer Völkermord begangen hätten. Alle, die im Angriff Dresdens umgekommen sind, haben Völkermord begangen? Ist doch wohl etwas anmaßend, so zu urteilen. Schuld ist immer persönlich.

    • DAT sagt:

      @A. W.

      Bitte erst Lesen, dann Antworten!

      Mir ist egal was die vorgegebene (oder wahre) Begründung für die Sachbeschädigung ist. Mein Problem war einzig die Aussage dass Sachbeschädigung und Völkermord irgendwie vergleichbar seien. Denn genau das stand da.

  5. Illu sagt:

    Linksextreme Terroristen zeigen ihr wahres Gesicht, hoffentlich bringt das endlich alle normalen Menschen zum Nachdenken.

  6. Illu sagt:

    Diese linksextremen Idioten als Vandalen zu bezeichnen ist zuviel Ehre für diese Phagen. Denen sollte dasselbe passieren, was sie der Skulptur für Völkerverständigung antsten.

  7. Bürger von der Bürgerstraße sagt:

    Kleines Rechenbeispiel: Jemand, der im Jahre 2022 seinen 90. Geburtstag feiern kann, war am 13. Februar 1945 12 oder 13 Jahre. Diese Kinder waren bei der Machtergreifung 1933 ein Jahr alt. Sie waren schlichtweg indoktriniert (ähnlich wie einige Leute heutzutage), denn sie haben nur Nazideutschland erlebt. Wie kann man diese Kinder als Täter bezeichnen? Aus meiner Sicht sind das genauso Opfer von Totalität und Extremismus. Ich höre mir aber auch gern Gegenargumente an.

  8. Falk S. sagt:

    Ich wollte am 13.2.2022 wieder gegen Nazis auf die Straße gehen.
    Aber wenn ich mit solchen „Aktivisten“ mitlaufe, toleriere ich auch solche widerwärtigen Aktionen.
    Nein sowas kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
    Ich bleibe diesmal zuhause. Bleibt bitte unter Euch

  9. Jana Schikora sagt:

    Ich habe mehrere Male den 13. FEBRUAR auf dem Heidefriedhof an den Gedenkfeierlichkeiten mit meinen Eltern teilgenommen…
    Zu Zeiten von Oberbürgermeisterin Orosz und Ministerpräsidenten Tillich… Stand ich mit meinen Eltern vor einer geschlossenen in Schwarz formierten NPD Fraktion des Sächsischen Landtages… Ich drehte mich um und sagte dem damaligen Fraktionsvorsitzenden Szymanowski ins Gesicht… „Im Namen meiner Familie gedenken Sie hier nicht!“….
    Auf dem Altmarkt… Vor ca. 10 Jahren… Standen am 13. FEBRUAR junge Menschen mit einem Banner….
    Oma, Opa und Hans-Peter…
    Sie waren alle Täter…
    Ich ging zu einem jungen Mann und sprach ihn persönlich an….dass es ganz konkrete Verantwortliche gibt… Gauleiter Mutschmann zum Beispiel.. Und dass eine Pauschalisierung meiner Famile erst recht nicht gerecht wird…
    Ein gut angezogener Mann mittleren Alters… Brüllte in Richtung der jungen Demonstranten… Euch müsste man vergasen…..
    Ich persönlich glaube dem sogenannten Bekennerschreiben nicht… Das kann genauso gut fingiert sein…
    Ich widerspreche OB Hilbert… Es ist nicht bloß Vandalismus… Es ist politisch… Schon meine Betroffenheit als pflegende Angehörige meiner verwitweten Mutter ist Beweis dafür… Mein Großvater Johannes Bohn… Stellvertretender OB von Dresden ist dort bestattet… Jana S.

  10. RF sagt:

    Hoffentlich werden die Täter gefasst.
    Als „Aktivisten“ feige Taten verüben.
    Wenn Bomber Harris es again tun würde,
    dann gäbe es auch eure Neustadt nicht mehr.
    Dann würdet ihr weinen um eure toten Freunde, Kinder.
    Dafür steht das Denkmal, übt euch in Empathie.
    Im Tod waren damals alle gleich.

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