Von den insgesamt 58 Kirch- und Friedhöfen der Stadt Dresden befinden sich fünf in kommunaler und 53 in konfessioneller Trägerschaft. Neun Friedhofsanlagen der Stadt werden nicht mehr belegt. Der um 1235 als Kirchhof eingeweihte Friedhof in Dresden-Weißig ist wohl der älteste, der im Mai 1945 angelegte und als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz stehende sowjetische Garnisonsfriedhof in der Albertstadt der jüngste Friedhof Dresdens.
Weil der seit 1732 bestehende und zweimal erweiterte Innere Neustädter Friedhof (Friedensstraße Nr. 2) für die stark angewachsene Einwohnerschaft der Dresdner Neustadt als Begräbnisstätte zu klein geworden war, wurde der heute etwa elf Hektar große St. Pauli-Friedhof angelegt. Zunächst als „Äußerer“, später als „Neuer Neustädter Friedhof“ bezeichnet, erhielt er am 22. Mai 1862 durch den Superintendenten Konsistorialrat Ernst Volkmar Kohlschütter (1812-1889) seine Weihe. Seit Jahresbeginn 2016 ist er „beschränkt geschlossenen“. Das heißt, seitdem werden auf dem Friedhof keine neuen Nutzungsrechte mehr verliehen. Bestattet werden dann „… nur noch Ehe- und Lebenspartner, die in den Gräbern ihres Angehörigen bestattet werden möchten.“ Für Besucher bleibt der Friedhof geöffnet. Träger des vor 160 Jahren eingeweihten und heute denkmalgeschützten St. Pauli-Friedhofs ist der Kirchenvorstand des Ev.-Luth. Kirchspiels Dresden-Neustadt.
Auf dem St. Pauli-Friedhof befinden sich neben Stätten des Gedenkens auch Gräber von Persönlichkeiten, die mit der Geschichte Dresdens und der seiner nordwestlichen Vororte eng verbunden sind. So wurden hier der vier Jahrzehnte als Lehrer in Trachenberge tätige Graphiker Kurt Rübner (1875-1965), der Unternehmer Johann Lelansky (1837-1902), Gründer eines Dampfsägewerkes und einer Holzhandlung in Mickten sowie der ehrenamtliche Denkmalpfleger Johannes Ziller (1909-1982) bestattet. Letzterem ist die Rettung und Wiederaufstellung (1974-1977) des Denkmals für den sächsischen Artilleriehauptmann Johann Baptist Joseph Hirsch (1770-1822) an der Radeburger- Ecke Hellerhofstraße zu verdanken.
Auch der bis zu seinem Tode in Kaditz wohnende wissenschaftliche Archivar und Landeshistoriker Dr. phil. Gerhard Schmidt (1920-2001) hat, wie der Hauptmann a. D. Alwin Gebler (1846-1919) ebenfalls, auf dem St. Pauli-Friedhof die letzte Ruhestatt gefunden. Alwin Gebler, von 1897 bis 1900 Gemeindeältester in Trachau, war ein Sohn des Seifensiedemeisters Johann Heinrich Gebler (1817-1879), nach dem seit 1896 eine Straße in Trachau benannt ist.
In „Bunte Bilder aus dem Sachsenlande“, herausgegeben 1894 vom Pestalozzi-Verein Sachsen, findet man zum denkmalgeschützten Grab des Franz Ludwig Gehe nachfolgenden Text: „An der Nordseite des Friedhofs ist eine Gruft, deren in Bronze gehaltenes Grabmal allseitige Bewunderung findet.[…] In einer halbrunden Nische steht die Büste des hier Bestatteten mit der Unterschrift ‚Wir sterben, um zu leben!‘[…] Zwei Tafeln […] verkünden, daß hier ihre letzte Ruhe fanden Franz Ludwig Gehe und seine Gemahlin Elise, geborene Rothe.“
Der 1810 im Dorf Merkwitz (1974 nach Oschatz eingemeindet) geborene Gründer des als „Gehe & Co. AG“ Weltruf erlangenden Dresdner Arzneimittelunternehmens verstarb 1882 und wurde auf dem heutigen St. Pauli-Friedhof bestattet. Im Zusammenhang mit dem in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre erbauten Neustädter Güterbahnhofes, dem späteren Containerbahnhof an der Erfurter Straße (heute Standort eines Gymnasiums und einer Oberschule), erhielt 1887 ein neu angelegter Straßenzug in der Leipziger Vorstadt den Namen des Franz Ludwig Gehe.
Der naturnahe St. Pauli-Friedhof, auf dem sich etwa 90 geschützte Einzelgrabanlagen befinden, verfügt über einen reichen Baumbestand. Erwähnenswert, dass auf ihm mit der Marschalls- und der Meschwitz-Eiche auch zwei Dresdner Gedenkbäume stehen. Die Marschalls-Eiche, 1868 von den Verehrern des ein Jahr zuvor verstorbenen königlich-sächsischen Kammerherrn und Oberforstmeisters August Ferdinand Theodor Graf Marschall (1791-1867) gepflanzt, gehört zu den ältesten Gedenkbäumen der Stadt Dresden. Den Namen des sächsischen Forstinspektors Friedrich Wilhelm Meschwitz (1815-1888) trägt die aus dem Forstbotanischen Garten in Tharandt stammende Schindel-Eiche. Im Jahre 1880 von Meschwitz selbst neben der bis 1960 bestehenden Familiengrabstätte auf dem St.-Pauli-Friedhof gepflanzt, steht sie etwa 20 Meter westlich der Marschalls-Eiche und ist heute die größte ihrer Art in Deutschland. Die Tafel wurde am 18. Oktober 2013 aufgestellt.
Am 11. September 2022, dem Tag des Offenen Denkmals, finden auf dem St. Pauli-Friedhof und am 17. und 18. September 2022, dem Tag des Friedhofs, auf dem Inneren Neustädter Friedhof eine Reihe besonderer Veranstaltungen statt.
Das gesamte Programm zum Tag des offenen Denkmals am 11. September finden Sie hier.
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Ein Kommentar zu “Brendler’s Geschichten: Der St. Pauli-Friedhof in der Leipziger Vorstadt”
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