Restauriertes Hauptmann-Hirsch-Denkmal an der Radeburger Straße eingeweiht

Das Denkmal für Hauptmann Johann Baptista Joseph Hirsch ist seit heute ein neuer Blickfang an der Radeburger Straße / Ecke Hellerhofstraße. Auf einem neuen Sockel steht der restaurierte Steinquader, den ihm seine Kameraden ein Jahr nach dessen Tod am 7. Oktober 1822 gewidmet hatten. Die stark verwitterte Inschrift ist wieder lesbar. Statt des originalen antiken Helms gibt es jetzt auf dem Stein eine Nachbildung aus Ton. Das Denkmal ist von einem Eisenzaun umgeben.

Heike Droth (2.v.r.) und Marcus von Oppen (r.) haben Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch die Schenkungsurkunde überreicht. Alexander Prinz von Sachsen vertrat den St.-Heinrichs-Orden. Foto: W. Schenk

Vor zwei Jahren erinnerte Stadtteilhistoriker Klaus Brendler hier in seinem Beitrag „Brendler’s Geschichten: Das „Hirschdenkmal“ erinnert an einen königlich-sächsischen Artilleriehauptmann“ an das Schicksal des Hauptmanns und des Denkmals. Ein Foto in dem Beitrag zeigt Johannes Ziller, einen ehrenamtlichen Denkmalpfleger, der 1976 für die Bergung des ramponierten Gedenksteins gesorgt hat. Er stand auf dem Heller und war dem Ausbau der Radeburger Straße als vierspurigem Autobahnzubringer im Wege. Zillers Tochter Ursula Zöllner, aus deren privatem Archiv das Foto stammt, wohnt ganz in der Nähe in der Hellerhofstraße und war heute zur Einweihung des Denkmals eingeladen.

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Unter einer Schwarzkiefer nahe der Tankstelle lag der Gedenkstein. Foto: K. Brendler / 2012

Inititatoren der Restaurierung des Denkmals sind Mitarbeiter des SRH Beruflichen Trainingszentrums Dresden. Dieses gehört zum Berufsbildungswerk Sachsen, das seinen Sitz in der Hellerhofstraße hat. Die Akteure sorgten dafür, dass aus dem zwischenzeitlich unter einer Schwarzkiefer nahe der Aral-Tanstelle liegenden Steinquader das klassizistische Denkmal wurde, das es einst war. Das Hauptmann-Hirsch-Denkmal erinnert an Johann Baptista Joseph Hirsch, einen königlich-sächsischen Hauptmann der Artillerie und Helden der Leipziger Völkerschlacht. Er war Ritter des St. Heinrich Ordens, des ältesten deutschen Verdienstordens für Militärs. Der Orden war 1736 durch Kurfürst August III von Sachsen im Jagdschloss Hubertusburg gestiftet worden.

In dem beruflichen Trainingszentrum erarbeiten sich Menschen nach einer psychischen Erkrankung eine neue berufliche Perspektive. „Berufliche Trainings und dazugehörige Projekte berücksichtigen immer die individuellen Fähigkeiten und Interessen der Teilnehmer. Ein solches Projekt war die Restaurierung des Hauptmann-Hirsch-Denkmals. Die Teilnehmer erstellten ein Sanierungskonzept, recherchierten die Geschichte des Hauptmanns, modellierten den Helm und fertigten das Geländer nach einer Originalvorlage“, erinnerte Heike Droth, Leiterin des Geschäftsbereiches an den Werdegang der Arbeiten. Nahezu alle Teilnehmer wären über ihre Mitwirkung am Denkmalsprojekt im Beruflichen Trainingszentrum Dresden in das Berufsleben zurückgekehrt, zum Beispiel als Architekt, Musiklehrer oder Konstrukteur.

Eine Ehrenformation in historischen Uniformen der Sächsischen Artillerie und des Ingenierbaus vom Traditionsverein Geschichte 1813 begleitete die Zeremonie. Foto: W. Schenk

Breite Unterstützung bekamen die Denkmalrestaurierer von Firmen, die zum Teil schon jahrelang intensiv mit dem Berufsbildungswerk zusammenarbeiten. Marcus von Oppen, Geschäftsführer des SRH Berufsbildungswerkes Sachsen, bedankte sich ausdrücklich für diese Hilfe – zum Beispiel bei der Steinmetzwerkstatt Andreas Hempel oder der Kunstgießerei Gebr. Ihle. Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, der St. Heinrichs Orden zu Bamberg e.V. und das Militärhistorische Museum der Bundeswehr gehören ebenfalls zu den Förderern des Projektes. Insgesamt stellten Sponsoren rund 14.000 Euro zur Verfügung. Die Differenz zu den Gesamtkosten hat das Berufsbildungswerk Sachsen gezahlt, ist aber weiter auf der Suche nach Spenden. Hinzu kommt die Eigenleistung von mehr als eintausend Teilnehmerstunden. Für den St. Heinrichs Orden, einer der Spender, sprach dessen Ordensherr Alexander Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen. Es sei schön, dass die Besucher von Dresden, die sich über die Radeburger Straße der Stadt nähern, von einem Denkmal im Geist der hellinistischen und humanistischen Kultur begrüßt würden, sagt er.

Für Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) ist die Restaurierung des Denkmals – es ist eines von rund 9.500 in der Stadt – ein „wunderbares Beispiel dafür, wie durch gemeinsame Initiative etwas Sinnstiftendes und Bleibendes geschaffen werden kann“. Marcus von Oppen übergab ihr dann die Urkunde, die die Schenkung des Denkmals an die Stadt besiegelt. Dem hatte der Stadtrat auf seiner Sitzung im Juni 2019 zugestimmt.

3 Kommentare zu “Restauriertes Hauptmann-Hirsch-Denkmal an der Radeburger Straße eingeweiht

  1. Trachauer sagt:

    Johannes Ziller, am 5. Februar 1909 in Rochwitz (Schönefelder Hochland) geboren, lernte in den Deutschen Werkstätten Hellerau den Tischlerberuf, war ab 1919 bei der durch den NS-Staat aufgelösten und verbotenen Arbeiterwohlfahrt angestellt, verdiente nach 1945 sein Geld als Kraftfahrer bei der „Bau Union Dresden“ und war später als Erzieher am Rehabilitationszentrum für körperbehinderte junge Erwachsene (heute SHR Berufsbildungswerk Dresden) und im „Maxim-Gorki-Heim“ (heute Johann-Friedrich-Jencke-Schule Förderzentrum für Hörgeschädigte) beschäftigt. Bis zu seinem Tode am 23. Juni 1982 engagierte er sich als ehrenamtlichen Denkmalpfleger, vornehmlich für den damaligen Stadtbezirk Dresden-Nord. Sein Grab befindet sich auf dem St.-Pauli- Friedhof.“

  2. Dieter Schmitz sagt:

    War das jetzt am 17ten oder am 18ten Oktober als die Helden von Leipzig mitten in der Schlacht die Seiten wechselten und ihre Verbündeten, die ihnen vertrauten, niedermähten?

  3. Klaus Gnauck sagt:

    Es war der 18.Oktober 1813. Der Übertritt erfolgte zu den Donkosaken unter Ataman Platow, die die sächsischen Soldaten in Engelsdorf zusammenführten und verpflegten. Nur vier Geschütze wurden umgedreht und feuerten auf die französischen Stellungen. Der Rest der sächsischen Armee nahm an den weiteren Kämpfen nicht mehr teil.

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