Das Städtische Klinikum mit seinen 45 Kliniken und Instituten und rund 3.300 Beschäftigten soll bis 2035 grundlegend umgebaut werden. Ein Campus-Konzept sieht vier Standorte vor. In der Friedrichstadt wird demnach die Behandlung aller körperlichen Krankheiten mit künftig rund 1060 Betten konzentriert. „Die Behandlung aller körperlichen Schäden wollen wir an einem Standort zusammenführen. Das ermöglicht schnellere Entscheidungen und die Bündelung von Ressourcen“, betonte Harald Schmalenberg, kommissarischer Medizinischer Direktor. Hierfür würden medizinische Fachbereiche mit ähnlichem oder ergänzendem Leistungsangebot organisatorisch gebündelt, weiterentwickelt und als interdisziplinäre Zentren schrittweise an einem Standort konzentriert.
Auf dem Weißen Hirsch in Bühlau ist ein Zentrum für Psychische Gesundheit mit 220 Betten geplant. Die Geriatrische Rehabilitationsklinik im Stadtteil Löbtau bleibt in ihrer Schwerpunktsetzung unverändert.
Die größten Veränderungen sieht das heute von der Leitung des Klinikums und Gesundheitsbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (Die Linke) präsentierte Konzept am Standort in Trachau vor. Er wird den jetzigen Charakter eines Krankenhauses verlieren. Der künftige Campus Trachau wird – so die jetzige Planung – 2035 eine Notaufnahme mit 10 Überwachungsbetten als Teil des Zentrums für Notfallmedizin, ein ambulantes OP-Zentrum und weitere umfangreiche ambulante Angebote, Wohn- und Pflegeangebote bereithalten. 2032 ist der Umzug aller anderen klinischen Bereiche mit insgesamt rund 380 Betten auf den Campus Friedrichstadt geplant. Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) und das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen (MZEB) bleiben am Standort Trachau erhalten.
In den nicht mehr benötigten Gebäuden südlich der Industriestraße könnte ein Internationaler Bildungscampus zur Nachwuchsgewinnung in den Gesundheits- und Pflegeberufen entstehen. Konzepte dafür sollen bis 2025 entwickelt werden. Ein weiterer Baustein für den Campus Trachau wird bezahlbares und barrierefreies Wohnen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wohnen in Dresden (WiD) könnte hier als Unternehmenspartner die Regie übernehmen und Angebote insbesondere für Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sowie Auszubildende und junge Familien mit geringem Einkommen entwickeln.
Das Campus-Konzept ist besonders für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Trachau „ein sehr emotionales Thema“, sagte Pflegedirektorin Petra Vitzthum. „Sie benötigen eine klare Perspektive und wollen endlich wissen, wohin die Reise geht“, fügte sie hinzu. Auf die Frage, wie sich die Zahl der Beschäftigten an den Standorten in Trachau und Friedrichstadt entwickeln werden, antwortete Marcus Polle, Kaufmännischer Direktor des Städtischen Klinikums, ausweichend. „Wir betrachten das Klinikum als Ganzes. Nach einer leichten Konsilidierung wollen wir langfristig wieder wachsen“, sagte er.
Die heute vorgestellte Beschlussvorlage hat bereits eine lange Vorgeschichte. „Wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage, in die das Klinikum geraten war, mussten wir handeln“, betonte Gesundheitsbürgermeisterin Kaufmann. Auch die 2017 erfolgte Fusion der bis dahin eigenständigen Krankenhaus-Betriebe hatte die Lage nicht verbessert. Im Dezember 2018 wurden daraufhin die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young beauftragt, die wirtschaftliche Lage zu analysieren und und ein Zukunftsszenario zu entwerfen. Ein Begleitteam aus leitenden Medizinern und Vertretern der städtischen Politik sowie des Personalrates des Städtischen Klinikums hat sich intensiv mit dem Für und Wider der Vorschläge auseinandergesetzt, Alternativszenarien reflektiert und Verbesserungsvorschläge diskutiert. Das nunmehr vorgelegte Campus-Konzept wird von Chefärzten, Führungskräften, der Pflege und der Verwaltung sowie einer breiten Mitarbeiterschaft als klarer Favorit für die Zukunft gesehen.
Das gesamte Investitionsvolumen bis 2035 wird etwa 350 Millionen Euro betragen. Rund 70 Prozent fließen in Neubauten, die für eine moderne Medizin eine optimale Infrastruktur bieten. Die Finanzierung soll sowohl aus Eigenmitteln als auch Fördermitteln erfolgen, erklärte Marcus Polle. So sei bereits der Neubau des Laborgebäudes am Standort Friedrichstadt mit 18 Millionen Euro im städtischen Doppelhaushalt 2021/2022 gesichert. Gleiches gelte für Fördermittel zum Umbau und Sanierung für Haus P an diesem Campus mit 42 Millionen Euro. „Für die erste ‚Fünfjahresscheibe‘ bedarf es damit lediglich einer Entscheidung zum Neubau des Zentrums für psychische Gesundheit am Weißen Hirsch über rund 95 Millionen Euro“, betonte Polle.
Die heute vorgestellte Stadtrats-Vorlage „Medizinstrategische und bauliche Entwicklung des Städtischen Klinikums Dresden“ wird nun in den verschiedenen politischen Gremien der Stadt behandelt. Am 5. Mai wird sie im Stadtbezirksbeirat Pieschen vorgestellt und diskutiert. Auch die Stadtbezirksbeiräte Altstadt und Loschwitz werden sich mit der Zukunft der in ihren Stadtbezirken liegenden Klinikum-Standorten befassen. Am 2. Juni will der Gesundheitsausschuss alle vorgebrachten Änderungswünsche abwägen und eine Empfehlung abgeben. Am 10. Juni soll der Stadtrat dann abschließend beraten und entscheiden.
5 Kommentare zu “Städtisches Klinikum: Neues Campus-Konzept bringt tiefe Einschnitte für Standort Trachau”
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Spätestens beim nächsten Hochwasser werden merken, dass man auf beiden Elbseiten eine Notaufnahme braucht. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser die Elbe hinab.
Ja was denn nun?! Klimaerwärmung oder Flußhochwasser durch Schneeschmelze.
Beide Katastrophenszenarien geht nicht.
@Johann
Und wenn man sich auch nur 5min mit der Thematik befasst, merkt man schnell dass sehr wohl beides geht. Wärmeres Klima bedeutet nicht zwingend wärmeres Wetter. (gerade in Europa kann dank ausfallendem Golfstrom sogar das lokale Klima schnell mal kühler werden)
Was wärmeres Klima jedoch definitiv bedeutet, ist mehr Wärmeenergie in der Atmosphäre. Also mehr Stürme, mehr extreme Wettersituationen und ja, auch mal mehr Starkregen UND längere Trockenzeiten.
Da einen Widerspruch zu vermuten, zeugt von einem klassischen „Die Titanik kann gar nicht sinken! Hier am Heck bin ich gerade höher über dem Wasser als jemals zuvor“-Fehlschluss.
Schade um die vielen Investitionen der letzten Jahre wie z. B. Der Um – und Ausbau der Frauenklinik oder der Chirurie usw…
Ich hoffe sehr, dass bei der Neuplanung auch an die immer enger werdende Parkplatzsituation um Wohnumfeld gedacht wird!! Ein Parkhaus oder eigener Parkplatz ist dringend notwendig.
Ich bin gespannt wie sich die Pläne umsetzen lassen und was am Ende davon Realität wird.
[…] Gesundheitsbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (Linke) und die Leitung des Klinikums ein Campus-Konzept für das Städtische Klinikum und dessen Umsetzung bis 2035 vorgestellt. Gegen die Pläne hatte es bereits im vergangenen Jahr […]