Das Sachsenbad ist verkauft. Wie das Onlinejournal Pieschen Aktuell erfuhr, ist der Kaufvertrag bereits in der vergangenen Woche unterschrieben worden. Für 1,1 Millionen Euro wechselt das seit 1994 leer stehende und vor allem im Dach marode Gebäude von der Stadt an die Montis Real Estate Berlin GmbH. Sie war einer der drei Bieter, die sich an der Konzeptausschreibung aus dem Jahr 2018 beteiligt hatten. Ein Gebot wurde zurückgezogen. Ein weiterer Bieter schied aus rechtlichen Gründen aus. Weder der Käufer noch die Stadtverwaltung waren am Sonntag für eine Bestätigung der Information zu erreichen.
Der Verkaufspreis für das 5.590 Quadratmeter große Grundstück an der Wurzener Straße samt Sachsenbad wurde seit 2018 zwei Mal nachgebessert. Im Juni 2020 wurde er von 900.000 Euro – das war die Summe in der Konzeptausschreibung – mit einem neuen Wertgutachten auf 1,04 Millionen Euro erhöht. Dieser Betrag steht in der Verkaufsvorlage, der der Stadtrat in seiner Sitzung am 12. Mai 2021 zugestimmt hat. Weil die Frist für das Wertgutachten während der nun laufenden Verkaufsverhandlungen abgelaufen war, wurde erneut nachgebessert. Die Kaufsumme im nunmehr beim Notar unterschriebenen Vertrag liegt bei 1,1 Millionen Euro und ist damit seit 2018 um 210.000 Euro gestiegen.
Was der Käufer des Sachsenbades plant
Die Montis Real Estate Berlin GmbH plant mit ihrem Umnutzungskonzept „eine Kombination aus modernen Arbeitswelten in Form von innovativen Großraumbüros (u.a. für Co-Working, Start-ups und/oder Life-Science-Unternehmen), Gastronomie (von einem Restaurant, einem Cafe- und Barbereich bis hin zu einem Club), sowie einem Spa mit Panoramasauna und einem großen Yoga-Studio“ . Während der Haupteingang an der Wurzener Straße bleiben soll, ist im rückwärtigen Bereich ein gesonderter Zugang zum Spa vorgesehen. Der Eingangsbereich werde in einem bungalowähnlichen Anbau untergebracht, heißt es in den vorgelegten Plänen.
Das Konzept nennt auch die Größenanteile der geplanten Nutzungen: Büroflächen mit etwa 2.671 Quadratmetern, Spa-Bereich mit 1.615 Quadratmetern, Gastronomie mit rund 846 Quadratmetern, Yoga-Studio mit etwa 180 Quadratmetern und knapp 200 Quadratmeter für Lagerflächen. Das Medium Wasser soll im gesamten Gebäude auf verschiedene Arten thematisiert werden. „Mit der Umsetzung des Innovations-Campus im Sachsenbad solle ein Kulturdenkmal mit einem modernen, bedarfsorientierten und attraktiven Nutzungskonzept wiederbelebt werden“, beschreiben die Investoren ihre Absichten. 10 Millionen Euro haben sie für deren Umsetzung eingeplant. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben große Wohnhäuser und ehemalige Fabrikgebäude in München, Halle und Leipzig saniert.
Ein langer Streit endet
Mit dem nun besiegelten Verkauf des Sachsenbades endet ein langer Streit um den Umgang mit der städtischen Immobilie. Während die einen eine Wiederbelebung und Sanierung des Bades in städtischer Verantwortung forderten, setzten die anderen wegen der enormen Investitionskosten auf einen Verkauf. Die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ sorgte dafür, dass das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung präsent blieb und legte ein Nutzungskonzept für das Bad als Gesundheitsbad vor. Eine Onlinepetition der Bürgerinitiative zum Erhalt des Sachsenbades erhielt im Jahr 2016 Unterstützung von 4018 Bürgern. Der Petitionsausschuss sorgte für die Prüfung von Nutzungsoptionen für das Sachsenbad. Die weitere Debatte in den Gremien des Stadtrates führte dann 2018 zur Vorlage der Konzeptausschreibung. Vor der Entscheidung über den Verkauf des Sachsenbades im Stadttrat fand erstmals in Dresden ein Bürgerforum auf der Grundlage der Bürgerbeteiligungssatzung statt.
Mit dem Beschluss über den Verkauf des Sachsenbades im Mai 2021 wurden auch die Weichen für einen Schwimmhallen-Neubau im Stadtbezirk Pieschen gestellt. Bis Ende 2021, so der Auftrag an den Oberbürgermeister, soll ein Finanzierungs- und Realisierungskonzept (inklusive möglicher Fördermittelquellen) für den „zeitnahen Neubau einer Sport-Schwimmhalle im Rahmen des Bäderkonzeptes im näheren Umfeld, vorzugsweise als Verlängerung im Norden des Sachsenbades“ vorgelegt werden.
Und wieder einmal werden städtische Grundstücke verschleudert. Während andere Großstädte inzwischen erkannt haben, wie fatal sich der Ausverkauf der städtischen Immobilien auswirkt, bewegt sich die Stadt Dresden weiterhin rückwärts gerichtet und „vergisst“ dabei, das diese Immobilien indirekt auch Allgemeingut sind.
Zukunftsorientierte Stadtplanung sieht anders aus.
Das ist für uns und alle, die endlich zeitnah eine funktionierende Schwimmhalle im Gebiet mit dem Sachsenbad hätten haben können, eine große Enttäuschung. Und nun? Außer Spesen nichts gewesen? Sollte sich bestätigen was Pieschen Aktuell meldet, hat die Stadtverwaltung und ein großer Teil des Stadtrates wieder mal wertvollen Besitz gegen Geld, das nur einmal ausgegeben werden kann „eingetauscht“, anstatt einen tatsächlichen Mehrwert für die Bevölkerung zu schaffen. Schwimmfläche wird viel dringender gebraucht als ein Innovationscampus.
Der Oberbürgermeister hat mit dem Verkauf des Sachsenbades sich gegen den Willen von Tausenden Dredner Bürgeriinnen und Bürger entschieden, wie schade! Er hätte auch anders entscheiden können! Nächstes Jahr ist Oberbürgermeister-Wahl, da können die Dresdner entscheiden, ob sie diesen OB noch wollen.