Thema: Sachsenbad

Montis Real Estate Berlin will Kauf des Sachsenbades bis September abschließen

Nach dem Stadtratsbeschluss über den Verkauf des Sachsenbades vom 12. Mai stehen Stadtverwaltung und die Montis Real Estate Berlin in intensiven Vertragsabstimmungen. „Wir haben keinen Rückzieher gemacht und sind gewillt, das Sachsenbad zu erwerben“, betonte Projektentwickler André Powilleit im Gespräch mit dem Onlinejournal Pieschen Aktuell. In den vergangenen Wochen habe es mehrere Treffen mit den zuständigen Vertretern der Stadt Dresden gegeben. „Wir rechnen damit, dass bis spätestens Ende September ein unterschriftsreifer Kaufvertrag vorliegt“, sagte Powilleit.

Das Umnutzungskonzept der Investoren sieht „eine Kombination aus modernen Arbeitswelten in Form von innovativen Großraumbüros (u.a. für Co-Working, Start-ups und/oder Life-Science-Unternehmen), Gastronomie (von einem Restaurant, einem Cafe- und Barbereich bis hin zu einem Club), sowie einem SPA mit Panoramasauna und einem großen Yoga-Studio“ vor. Während der Haupteingang an der Wurzener Straße bleiben soll, ist im rückwärtigen Bereich ein gesonderter Zugang zum SPA geplant. Der Eingangsbereich werde in einem bungalowähnlichen Anbau untergebracht, heißt es in den vorgelegten Plänen.

Weil die letzten Beurteilungen der Bausubstanz aus den Jahren 2018 und 2019 stammen, will die Montis Real Estate den aktuellen Zustand vor der Unterschrift unter den Kaufvertrag selbst noch einmal prüfen. „Wir haben jetzt eigene Fachleute hinzugezogen, um vor allem die statische Substanz des Gebäudes besser beurteilen zu können“, erläuterte dazu der Montis-Projektentwickler.

Alarmierendes Urteil über Gebäudezustand

Bereits im Sommer 2019 hatten Gutachter im Auftrag der Stadt ein alarmierendes Urteil über den Zustand des Gebäudes gefällt: „Stark ruinös und in einigen Bereichen einsturzgefährdet“, so die Kurzfassung. Das Sachsenbad war zuletzt im Sommer 2018 durch ein Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und im Juni 2019 durch das städtische Bauaufsichtsamt begutachtet worden. Schon 2018, so das Gutachten, war die Dachhaut des Sachsenbades durch Sturmschäden stark beschädigt. „Eindringende Feuchtigkeit wirkt auf die Dachkonstruktion aus Holzbauteilen ein …, die als nicht tragfähig eingeschätzt wird“, heißt es in einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage von Stadtrat Thomas Löser (Grüne). Pieschen Aktuell berichtete darüber. Die Stahl-Fachwerkträger des Daches könnten ohne weitere Untersuchungen nicht eingeschätzt werden. Bei der Unterhangdecke aus Stahl und Glas, welche sich über dem Schwimmbeckenbereich befinde, bestehe Einsturzgefahr. Ein Jahr später, im Sommer 2019, konstatiert die Bauaufsicht: „Das in Teilen zerstörte Dach, die fehlende Dachentwässerung und nicht zuletzt der Grad der Zerstörung abgestürzter Balken und Holzbauteile lassen darauf schließen, dass bei dem Gebäude eine langjährige Durchfeuchtung tragender Bauteile stattfindet, die mittlerweile bis tief in das Gebäude hineinreicht. Während die Feuchteschäden bei der Holzkonstruktion augenfällig sind; liegt sie beim Mauerwerk, bei den Stahl-Fachwerkträgern, bei den Auflagern der Glasdecke und den Stahlbeton-Bauteilen nicht sogleich auf der Hand.“

Eine frühere Einbeziehung der Fachleute habe keinen Sinn gemacht, so Powilleit. Da sich die Entscheidung über den Verkauf des Sachsenbades verzögert hatte, wollte man zunächst die politische Entscheidung durch den Stadtrat abwarten, bevor zusätzliche Kosten entstehen. Lediglich die aktuellen Drohnenaufnahmen des Sachsenbades hatte man der Stadt zur Dokumentation des baulichen Zustandes zur Verfügung gestellt. Der Stadtratsbeschluss vom 12. Mai sei dem Unternehmen bekannt. Auch die Möglichkeit, nördlich einen Schwimmbad-Neubau zu errichten, hätten Vertreter der Stadt erläutert. Allerdings habe es keine Aussagen über den möglichen Zeitrahmen gegeben, weil das Grundstück von der Drewag genutzt wird.

BI Sachsenbad und Linke wollen Verkauf stoppen

Die derzeit in Dresden geführten Debatten um ein neues Wertgutachten und die Bemühungen, den Verkauf zu stoppen, sind bei Montis Real Estate Berlin bekannt. „Sollte es bei der Stadtverwaltung trotz der laufenden Gespräche darauf hinauslaufen, dass man einen höheren Kauferlös erzielen möchte, werden wir unsere Kaufabsichten überdenken“, betonte der Montis-Projektentwickler.

Mit einer e-Petition will die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ den Verkauf des Sachsenbades an die Montis Real Estate GmbH Berlin stoppen. Am 12. Mai hatte der Stadtrat dem Verkauf zugestimmt. Zudem wurde der Oberbürgermeister beauftragt, bis zum 21. Dezember 2021 ein Finanzierungs- und Realisierungskonzept für den zeitnahen Neubau einer Sport-Schwimmhalle im näheren Umfeld, vorzugsweise als Verlängerung im Norden des Sachsenbades, vorzulegen.

„Noch ist der Vertrag nicht unterschrieben“, erklärt die Bürgerinitiative und beruft sich darauf, dass nur wenige Tage nach der Entscheidung über den Verkauf öffentlich wurde, dass die finanzielle Situation der Stadt eine Sanierung des Sachsenbades ohne Schulden zulasse. „Das Bürgerforum am 19.4.2021 votierte nahezu einstimmig für die Variante Sachsenbad als Gesundheitsbad plus nördliche Erweiterung mit einer Schwimmhalle. Das ist die kostengünstigste Variante. Durch die Betreibung beider Schwimmhallen können durch Synergieeffekte jährlich bis zu 300.000 Euro gespart werden – verglichen mit einer separat betriebenen Schwimmhalle. Das ist in der Stesad-Studie vom 31.3.2021 nachzulesen“, heißt es in der Begründung der Petition. Bisher (28. Juni, 15 Uhr) haben 163 Unterstützerinnen und Unterstützer die Petition gezeichnet.

Auch die Linke-Fraktion im Stadtrat macht gegen den Verkaufsbeschluss vom 12. Mail mobil. Nachdem sie mit dem Verlangen nach einer Revision der Verkaufsentscheidung und einer Sondersitzung des Stadtrates gescheitert war, setzt sie nun darauf, dass das Wertgutachten, das dem Verkauf zugrunde liegt, veraltet ist. Im Verkaufsprospekt war der Wert mit Stand Juli 2018 auf 900.000 Euro beziffert worden. In der Verkaufsvorlage, über die der Stadtrat entschieden hat, wurde der Preis bereits einmal angepasst und liegt mit Stand 18. Mai 2020 bei 1.040.000 Euro. „Das Kaufpreisgebot wurde vom Käufer auf den aktuellen Verkehrswert erhöht“, hält die Vorlage dazu fest. Ob die Stadt eine weitere Wertanpassung plant, ist derzeit nicht entschieden.

Die Situation zum Wertgutachten ist auch bei Montis Real Estate Berlin bekannt. „Das hat uns nicht überrascht“, sagte Powilleit. Man sei sicher, dass die offenen Fragen in den derzeit laufenden Vertragsabstimmungen gelöst werden können.

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