Lebensmittel aus der Region: Erfolgreicher Start für Marktschwärmerei in Pieschen

Es ist ein besonderer Nachmittag im Sommergarten der Geh8. Zu Gartengrün, Cafétischen und Sandkasten gesellen sich heute eine ganze Reihe Marktstände. Hierbei handelt es sich aber um keinen gewöhnlichen Wochenmarkt. Am vergangenen Freitag fand zum ersten Mal die Marktschwärmerei in Pieschen statt.

Vor den Toren des Sommergartens treffe ich Fanny. Vor vier Jahren hat sie das Projekt Marktschwärmerei in Dresden ins Leben gerufen. Das Grundprinzip ist einfach: Kundinnen und Kunden können online aus einer Bandbreite regional erzeugter Produkte auswählen, diese vorab bezahlen und sie dann auf der wöchentlichen Marktschwärmerei ihres Stadtviertels direkt am Stand der Erzeugerinnen und Erzeuger abholen. Nach Striesen, der Neustadt und der Friedrichstadt kann nun auch Pieschen eine eigene Marktschwärmerei sein eigen nennen.

Viele Produkte können vor Ort probiert und dann bestellt werden. Foto: Amac Garbe

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Aukai und Ensemble im Parkhotel


Das Wochenmarktproblem geschickt umgangen

Fanny erzählt, dass auf normalen Wochenmärkten häufig Zwischenhändler hinter den Tischen stehen. An dieser Stelle greift der Vorteil der Marktschwärmer: Hier können Kunden direkt mit den Personen, die auch wirklich für die Herstellung der Lebensmittel befasst sind, ins Gespräch kommen. Darüber hinaus sind die Erzeuger nicht dem typischen „Wochenmarktproblem“ ausgeliefert. Da alle Waren vorbestellt sind, müssen sie ihren Absatz nicht schätzen, sondern wissen vorher bereits genau, was am entsprechenden Markttag über die Theke gehen wird. So fällt so gut wie kein Abfall an. Derartige Vorteile für alle Seiten machen das Konzept der Marktschwärmer so einzigartig.

Allerdings ist auch etwas Kommunikationsgeschick gefragt: Da alle Waren und Produkte vorbestellt sind, ist ein Spontaneinkauf für einen Zufallsgast nicht möglich. Aber auch für diese Situation ist mitgedacht. Man kann die Ansprechpersonen nicht verfehlen, die in liebevoll selbst bedruckten Schürzen über die Schwärmerei spazieren, und fürs Erklären, Helfen und Orientieren zuständig sind. So komme ich mit Alex ins Gespräch, der heute nicht nur Ansprechperson ist, sondern auch alle Tischplatten der Pieschener Schwärmereistände geschreinert hat. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch die Verknüpfung mit der Nachbarschaft selbst im Konzept Marktschwärmerei wichtig ist.

Fachsimpeln mit Konditorin Juliana Zaspel- Foto: Amac Garbe

Produkte aus allen Himmelsrichtungen um Pieschen

Auf dem heutigen Markt haben die Lebensmittel durchschnittlich 21 km zurückgelegt, schätzt Fanny. Vertreten ist alles, was sich die verschiedensten kulinarischen Herzen wünschen könnten- Gemüse, Obst, Brot, Milchprodukte. Von vielem kann sogar probiert werden – begeistert nasche ich von Dillkäse, Wildknacker, schwarzem Cranberry-Baguette und Erdbeer-Fruchtleder. Ab nächster Woche gibt es sogar noch mehr Auswahl – zum Beispiel regionales Lein-, Sonnenblumen- und Rapsöl sowie Bio-Kartoffeln. Momentan fehlt nur Fisch – er wird ab September wieder zum Verkauf stehen. wenn die Sommerwärme vorüber ist. Manche Erzeugerinnen und Erzeuger kooperieren sogar – so finden zum Beispiel Milch und Quark des einen Anwendung in den Broten eines anderen.

Trotz gleichzeitiger Zeugnisausgabe an den Schulen wird die Schwärmerei in Pieschen gut angenommen, Fanny erzählt, rund 80 Bestellungen seien im Voraus eingegangen. Im Gespräch mit den Menschen vor Ort bestätigt sich dies. Viele waren schon bei Schwärmereien in anderen Stadtteilen, einige sind auch über Flyer in ihren Briefkästen neu auf die Veranstaltung gestoßen. Man freut sich über die geringe Distanz und das schöne Ambiente auf dem Areal des Geh8-Vereins. Die Stimmung ist entspannt, Grüppchen unterhalten sich, ein Kind lässt sich gemeinsam mit dem Wocheneinkauf in einem Karren durch das Gewusel kutschieren.

So kann man in Ruhe das Markttreiben beobachten. Foto: Amac Garbe

Nach einer guten Stunde löst sich das bunte Markttreiben allmählich auf. Es wird abgebaut. Ich stoße wieder auf Fanny, die lächelnd erzählt, dass sie nach dem Vorbereitungsstress der letzten Wochen und Tage nun entspannen kann. Neben uns kommen einige Erzeugerinnen und Erzeuger zusammen, ein Gruppenfoto wird geschossen, es wird geplauscht, Scherze hin- und hergeworfen- eigentlich möchte man, dass der Nachmittag noch weitergeht. Aber zum Glück gibt es die Marktschwärmerei in Pieschen nun jeden Freitag.

Marktschwärmerei Gruppenbild

Zufrieden nach einem erfolgreichen Nachmittag: Die Erzeugerinnen und Erzeuger der Pieschener Marktschwärmerei. Foto: Amac Garbe

Service:

WAS: Marktschwärmer in Pieschen
WANN: immer freitags, 16-17 Uhr
WO: Geh8 Kunstraum und Ateliers e.V., Gehestraße 8

Infos und Anmeldung unter marktschwaermer.de

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