Kita-Plan für Mika-Quartier wackelt – Eigenbetrieb stellt Bedarf in Frage

Der Eigenbetrieb Kindertagesstätten will offenbar auf die im Mika-Quartier in Mickten geplante Kita verzichten. Entsprechende Information hat es in dieser Woche in den Beratungen des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften sowie des Ausschusses für Bildung gegeben. Die Kita soll 100 Plätze haben und wurde in Abstimmung mit dem Eigenbetrieb in den städtebaulichen Vertrag mit den Bauherren des Mika-Quartiers aufgenommen. Vorangegangen waren intensive Verhandlungen mit den Stadträten, in deren Ergebnis nicht nur die Kita, sondern auch ein zehnprozentiger Anteil an Sozialwohnungen, Stellplätze für Elektroautos und anderes mehr vereinbart wurde. Die Kita soll an der Ecke Pieschener / Sörnewitzer Straße errichtet werden und gehört zu dem Baufeld zwischen Kötzschenbroder Straße und Flößerstraße sowie Pieschener Straße und An der Elbaue.

Einer der Beteiligten war damals Martin Schulte-Wissermann (Piraten), der von der jetzigen Wende in den Plänen völlig überrascht ist. „Die Fixierung eines Kita-Neubaus innerhalb eines Bebauungsplans war sowohl ein Meilenstein als auch ein wichtiger Paradigmenwechsel in der Dresdner Stadtplanung. Erstmals wurde bei der Errichtung von Wohnraum auch die Schaffung wesentlicher sozialer Infrastruktur mitgedacht. Auch der Investor erkannte eine Kita im neuen Pieschener Quartier als einen Standortvorteil an“, erklärte er und ist nun enttäuscht. „Unser Ziel war und ist, ein funktionierendes Quartier zu schaffen, welches möglichst wenig Kfz-Verkehr verursacht. Bei 900 neuen Wohnungen mit vielen jungen Eltern als Bewohnende liegt es auf der Hand, dass eine Kita absolut notwendig ist.“ Für Schulte-Wissermann, Mitglied der Dissidenten-Fraktion im Stadtrat, ist es „ein Unding, den eindeutigen Stadtratsbeschluss jetzt handstreichartig zu umgehen“.

Auch Dana Frohwieser, SPD-Fraktionschefin und Mitglied im Bildungsauschuss des Stadtrates, sieht die Kehrtwende des Kita-Eigenbetriebes kritisch. „Wir wollen überall, wo es möglich ist, eine Kinderbetreuung vor Ort, dort wo die Familien wohnen“, sagte sie. Die für das Mika-Quartier gemeinsam mit dem Investor gefundene Lösung sei darum beispielhaft. Zumal der Bedarf im Stadtteil Mickten derzeit deutlich über dem Angebot liegt. Während derzeit 510 Plätze in Kitas und Krippen bereit stehen, liegt die Nachfrage mit 844 Kindern im Alter bis zu 7 Jahren deutlich darüber. Bis 2024 steigt die Zahl der Kinder in diesem Alter weiter bis auf 960. Dann sollten die Angebote auch in der Nähe sein. Es sei nicht gewollt, die Eltern jede Morgen durch die halbe Stadt zu schicken. Sollte in anderen Stadtteilen in Kindereinrichtungen wegen geringerer Nachfrage Platz werden, sei es Aufgabe der Ämter, miteinander zu reden. So würden oftmals Räumlichkeiten für Seniorenbetreuung oder Stadtteilzentren fehlen, sagte Frohwieser.

Im Sommer 2019 hatte der Stadtrat einstimmig den Bebauungsplan Nr. 3013 B für das Mika-Quartier verabschiedet. Vorrausgegangen waren intensive Verhandlungen mit dem Investor, damit bei einem Bauvolumen von insgesamt 900 neuen Wohnungen in den Bauabschnitten 1 bis 3 nicht eine reine Schlafstadt entsteht, sondern vielmehr ein neues Wohnquartier mit kurzen Wegen und funktionierender Infrastruktur. Dazu gehören neben Wohnraum auch Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten, Spielplätze und eben auch eine Kindertagesstätte.

Ende 2020 hatte die polnische Atal Development GmbH die MiKa-Quartier GmbH & Co. KG, ein Joint-Venture der SASSENSCHEIDT-Gruppe und der TOWNSCAPE-Gruppe, übernommen und ist seitdem für den Bau von 730 Wohnungen verantwortlich. Bis dahin waren bereits 179 Wohnungen errichtet worden.

2 Meinungen zu “Kita-Plan für Mika-Quartier wackelt – Eigenbetrieb stellt Bedarf in Frage

  1. Rainer Witz sagt:

    Mit welcher Begründung wird das dringend notwendige gekürzt? Wenn 100 Plätze wirklich zu viele wären, könnte man ja auch einfach etwas kleiner bauen? Gibt es genug freie Plätze in der Umgebung? Wenn ich das richtig rauslese, dann nein. Wenn ich bedenke das heute schon Eltern von z.b. Wilden Mann nach Pieschen zur KiTa reinfahren, da es keine freien Stellen in der Nähe gibt, finde ich das sehr bedenklich. Und im Sinne des Klimaschutzes eh kontraproduktiv…. Ist das eine endgültige Entscheidung? Sehr seltsam das alles.

    • Michael Neumann sagt:

      vermutlich hat der Träger einfach keine Leute. Aktuell wird der extrem schlechte Betreungs-Schlüssel in kaum einer Kita eingehalten, und wenn eine neue dazukommt.. Da der Stadtrat an der Entlohnung in den Kitas fraktionsübergreifend völlig desinteressiert ist, wird sich an der Personalnot auch nichts ändern.

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