Für eine Überraschung haben gestern Abend die Mitglieder des Stadtratsausschusses für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften gesorgt. Im nicht öffentlichen Teil der Ausschussberatung wurde mehrheitlich der Verkauf des Sachsenbades empfohlen. Eine Mehrheit für den Neubau einer Schwimmhalle am Standort in der Wurzener Straße sei dagegen nicht zustande gekommen. Das erfuhr das Onlinejournal Pieschen Aktuell von Teilnehmern an der Beratung.
Der Oberbürgermeister habe den Ausschussmitgliedern einen Ergänzungsantrag zu der Verkaufsvorlage vorgelegt. Er wurde wegen Krankheit vom Ersten Bürgermeister Detlef Sittel vertreten. Der Antrag sah vor, die Erlöse aus dem Verkauf und die eingesparten Mittel für die Errichtung eines Notdaches – insgesamt 2 Millionen Euro – für die Planung und Vorbereitung eines Schwimmbad-Neubaus im Nahbereich des Sachsenbades zu verwenden. Dafür sollte bis zum Jahresende eine entsprechende Vorlage erarbeitet werden. Das wurde abgelehnt. Das wäre die Realisierung einer der Varianten gewesen, die die Stesad-Studie aufgezeigt hatte.
Auch die von der CDU vorgeschlagenen Ergänzungen fanden keine Mehrheit. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines Bebauungsplanes für das Areal sollte es mehr Sicherheit für den anliegenden Sportplatz und die Vereine geben. Mit dem Käufer des Sachsenbades sollte über mehr öffentliche Räume, eine Kegelbahn und ein Flachbecken für Reha-Schwimmen gesprochen werden.
Folgt der Stadtrat am kommenden Donnerstag dieser Beschlussempfehlung, rücken die Chancen für ein Schwimmbad im Stadtbezirk Pieschen in weite Ferne. Im April 2019 hatte sich der Stadtrat bei der Verabschiedung des Bäderkonzepts bis 2030 für den Neubau eines Kombi-Bades aus Schwimmhalle und Freibad für die Einwohner in Pieschen und der Neustadt ausgesprochen. Die Städtische Bäder GmbH soll den Neubau in ihre Investitionspläne ab 2o25 einordnen. Mit der Stesad-Studie hatte es erstmals einen ernst zu nehmenden und realisierbaren Standort-Vorschlag für einen Schwimmbad-Neubau gegeben. Derzeit scheint es jedoch keine politische Mehrheit für ein Schwimmbad in Pieschen zu geben.
Für den Verkauf stimmten AfD, Freie Wähler, CDU, FDP, ein Grüner.
Gegen den Verkauf stimmten LINKE, SPD, drei Grüne
Und wer stimmte gegen ein neues Schwimmbad?
Ich bin darüber wütend…
Ich bleibe dabei: Sachsenbad wäre nie ein taugliches Bad für aktuellen Bedarf geworden. Darum ist es nur aus emotionalen Gründen Schade.
Dass natürlich auch sonst weiterhin kein erträglicher Schwimmbadbau auf dieser Elbseite erfolgen wird ist hingegen eine Frechheit.
„Sachsenbad wäre nie ein taugliches Bad für aktuellen Bedarf geworden.“ Welcher aktuelle Bedarf ist gemeint? Der Bedarf an Therapiemöglichkeiten, Gesundheitssport, Möglichkeiten des Schwimmen Lernens, Wellness, Physiotherapiepraxis usw. eben ein Gesundheitsbad oder den Bedarf des Sportes mit sechs 25 m Bahnen, die teilweise Zeiten für freies Schwimmen zur Verfügung stellen? Als Gesundheitsbad wäre das Sachsenbad mehr als tauglich mit genügend Raum für freies Schwimmen. Bedenkt man nur welchen Bedarf das Sachsenbad vor seiner Schließung abgedeckt hat – Schwimmkurse, Sportveranstaltungen, freies Schwimmen, Sauna, Freizeittreff – siehe unsere Ausstellung Zeitzeugen – und gefühlt jeder zweite Dresdner hat bis 1994 hier Schwimmen gelernt, kann man diese Argumentation der Untauglichkeit nicht verstehen. Und natürlich reicht das Sachsenbad nicht aus um den Bedarf an Schwimmfläche im Dresdner Nordwesten zu decken. Im Stadtgebiet kommen auf 1 m² 154 Menschen, in den Stadtbezirken Pieschen und Neustadt sind es 911! Empfohlen sind 90 bis 100 Nutzer*innen pro 1 m². Es wundert uns immer sehr das bezügliche dieses Gebäudes eine moderne Nutzung angezweifelt wird, als könnten das nur die neuzeitlichen, quadratisch praktischen Glaskästen. In einer Stadt, in der Bauträger exemplarisch bewiesen haben, historische Gebäude für moderne Anforderungen ertüchtigen zu können und damit auch der Wert der Baukultur für kommende Generationen bewahrt wird.
Es ist nicht „nur aus emotionalen Gründen Schade“, es ist sträflich städtisches Eigentum von diesem Wert zu verkaufen. Das Sachsenbad hat in dem immer noch wachsenden Stadtbezirk eine wichtige Rolle für die Stadtentwicklung, die mit einem Verkauf aus der Hand gegeben wird. Nicht nur als mögliches Bad sondern auch mit seinen vermietbaren Flächen. Ein privater Investor macht das, was eben ein privater Investor machen muss: Gewinne erzielen. Das muss eine Stadt nicht und kann so für dass Gemeinwohl sorgen.
So bitter es ist, eine Mehrheit der Stadträte ist nicht bereit für ein solch wichtiges Projekt Geld zur Verfügung zu stellen, wie an anderer Stelle schon oft genug getan – Steyer Stadion, Fersehturm ….Dabei hat die STESAD in ihrem Szenario 1 eine Möglichkeit aufgetan, welche sogar Gewinn abwirft. Zwar mit Sauna, allerdings ohne Schwimmfläche. So stünden Flächen für Angebote im Stadtteil und Vermietunge z.B. an das Heinrich-Schütz-Konservatorium zur Verfügung. Und wie von den Bürgern gewollt, könnte das Sachsenbad im Norden einen Schwimmhallenanbau bekommen. Das wäre der kleinste gemeinsame Nenner den wir als Bürgerinitiative sehen und wenn auch nicht glücklich darüber, zustimmen würden. Ein solcher Vorschlag soll wohl von de Grrünen am 12. Mai eingereicht werden. Ein Verkauf ist das Letzte was wir wollen!!!
Der SV Moto-Mickten will dem gern Abhilfe schaffen!
@Ich
das habe ich gesehen – ich glaube nicht an eine zeitnahe Umsetzung. Erst Recht solange auf Stadtebene blockiert wird statt Geld zu geben, was ja bei allen anderen Ideen mit solchen Zielen auch passierte.
Sportförderung ist für Klüngelparteien halt immer eher die Förderung von Fußballstadien und ähnlicher Großveranstaltungen – niemals der Bau lokaler Turnhallen u.ä.
Was zählt der Bürgerwille für unsere Stadträte und Stadträtinnen?
Mit großer Beteiligung und Engagement setzen sich seit mehr als 20 Jahren die Bürgerinnen und Bürger für die Sanierung des Sachsenbades ein. In der Petition von 2016, im Quorum für das Bürgerforum im Sommer 2020, in der Einwohnerversammlung am 16.November 2020. Von besonderer Bedeutung dabei das Bürgerforums vom 19. April 2021. Eindeutiges Fazit: „Für die Mehrheit der Bürger ist der Verkauf keine Option. Sie wünschen sich Wasser im Sachsenbad und keine Büros.“ (DNN vom 19.04.). In der Stadtbezirksbeiratssitzung Pieschen vom 4. Mai 2021 gaben die Beiräte dem Stadtrat unter anderem mit das Sachsenbad in städtischem Eigentum zu belassen (siehe https://pieschen-aktuell.de/2021/stadtbezirksbeirat-sachsenbad-marina-garden-projektfoerderung/).
Gestern entschied sich der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften in einer Sondersitzung mit 9 zu 7 Stimmen für den Verkauf des Sachsenbades. Obwohl die jüngsten STESAD-Szenarien überzeugend zeigen, wie es gehen könnte mit dem Sachsenbad. Wir sind entsetzt! Mit uns die vielen Bürgerinnen und Bürger.
Wie entscheiden sich die Stadträtinnen und Stadträte am 12.Mai? Ignorieren sie den Bürgerwillen?
In der Studie wurden wirklich gute Möglichkeiten für ein Bad aufgezeigt. Es ist traurig, dass dies und die Wünsche der Bürger so ignoriert werden. Auch die Kinder, die hier wunderbar schwimmen lernen könnten, bekommen mal wieder keine Lobby. Ich hoffe man merkt sich die Parteien in dem Zusammenhang. Danke für den Hinweis.
Der SV Motor-Mickten möchte sein Sportangebot seit 2 Jahren mit dem Bau einer Schwimmhalle erweitern. Warum tut man sich nicht zusammen? Unterstützt und födert dieses Vorhaben nicht? Schliesslich muss ja nicht eine Schwimmhalle neben der anderen entstehen!!!!
Es herrscht immer noch zu wenig Weitsicht! Zu wenig Zusammenarbeit! und zu wenig vom MITEINANDER! Schade
übrigens hier nachzulesen:
https://www.motor-mickten.de/news/2019-05-22-motor-mickten-campus-pressestimmen-zu-unserer-vision
Ja, Weitsicht ist gefragt! Der Verkauf des Sachsenbades erzeugt auf jeden Fall ein erhebliches Risiko. Der neue Eigentümer wäre von jeder Nutzungsänderung rund um das Sachsenbad direkt betroffen und kann alle Hebel in Bewegung setzen, wenn ihm etwas nicht passt. Er hat nicht das Gemeinwohl einer Stadt im Blick, sondern den Wert und die Wirtschaftlichkeit seiner Immobilie!
Für den Neubau einer Schwimmhalle an der Wurzener Straße, benachbart zum Sachsenbad, muss es auf jeden Fall ein Bebauungsplanverfahren geben. Im Bürgerforum warnte der Leiter des Stadtplanungsamtes Hr. Szuggat davor, dass bei einer Neuorganisation der Flächen neben dem Sachsenbad der Bestandschutz des Sportplatzes gefährdet wäre oder teure Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt werden müssten.
Das Vorhaben „neue Schwimmhalle“ kann sich also hinziehen. Nur wenn das Sachsenbad in kommunaler Hand bleibt und z.B. von der STESAD, ggf. auch ohne Schwimmbadnutzung, betrieben wird, gibt es dieses Risiko nicht. Diese Variante ermöglicht dann auch den Neubau einer Schwimmhalle nördlich des Sachsenbades und damit den Erhalt des vorhandenen Sportplatzes und Synergien mit dem Sachsenbad, z.B. die gemeinsame Nutzung der Sauna oder Nebenräume des Sportplatzes wie Umkleiden im Sachsenbad. Besser also Weitsicht, Sysnergien nutzen, aber keinesfalls das Sachsenbad verkaufen!
Ihre wunderbare Rede zur Abstimmung hallt immer noch in uns nach liebe Frau Becker und nun kommt nach all den Jahren die nächste Ohrfeige … es ist unglaublich traurig was in unserer Stadt Dresden passiert, viel Geld wird an den falschen Stellen teils eigenmächtig ausgeschüttet, siehe Prunkpalast am Ferdinandplatz. Andererseits werden Bürgerinteressen glatt ignoriert, welch Arroganz. Es riecht förmlich nach einem Bürgeraufstand nach all den Jahren sachlichen Gesprächen, wieso lassen wir uns das gefallen ? Mit dem neuen Wohngebiet an der Sternstrasse kommt keinerlei Infrastruktur in den Stadtbezirk und die Lebensqualität sinkt beträchtlich. Wieso muss seit Jahrzehnten „bewiesen“ werden das wir ein Schwimm- und Gesundheitsbad brauchen ? Herr Hilbert indes bekommt sein Bad in Klotzsche, obwohl eines vorhanden ist … seiner OB Zeit sind viele längst überdrüssig, sich zur Wiederwahl zu stellen zeugt von grenzenloses Selbstüberschätzung.
Angesichts der schier endlosen Geschichte des als Volksbad Dresden-Neustadt Nordwest am 2. November 1929 eröffneten und 1994 geschlossenen Sachsenbades gehen mir nachfolgende Zeilen aus den „Palmström-Liedern“ des Dichters Christian Morgenstern (1871-1914) so recht nicht aus dem Kopf: „Und er kommt zu dem Ergebnis: Nur ein Traum war das Erlebnis. Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.“
[…] Der Vorschlag von Oberbürgermeister Hilbert, das Sachsenbad zu verkaufen und den Verkaufserlös und die eingesparten Mittel für die Notsicherung des Daches – insgesamt rund 2 Millionen Euro – für die Planung und Vorbereitung eines Schwimmbad-Neubaus im Nahbereich des Sachsenbades zu verwenden, war vergangene Woche im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften abgelehnt worden. […]