Thema: Stadtbezirksbeirat

Wilder Mann Str 44

Stadtbezirksbeirat Pieschen unterstützt Erhaltungssatzung für Wilder-Mann-Gebiet

Der Stadtbezirksbeirat Pieschen hat sich gestern mehrheitlich gegen einen schnellen Abriss des Mehrfamilienhauses in der Wilder-Mann-Straße 44 ausgesprochen. Einem Antrag, „der e-Petition zum Gründerzeithaus Wilder-Mann-Straße 44 zu folgen, indem die Erhaltungssatzung als Satzung umgehend beschlossen wird“, stimmten 14 der 19 Beiräte zu, bei einer Enthaltung und 4 Gegenstimmen der AfD-Beiräte.

Die Petition „Gründerzeithaus auf der Wilder-Mann-Straße 44 sanieren und nicht abreißen!“ war vor drei Wochen nach einer öffentlichen Anhörung im Petitionsausschuss vertagt worden, weil der Stadtbezirksbeirat Pieschen die Möglichkeit bekommen sollte, sich dazu eine Meinung zu bilden. Die Petition selbst wurde gestern nicht noch einmal vorgestellt. Stadtplanungsamt und das Amt für Denkmalschutz waren eingeladen, um Fragen zu beantworten.

Stadtbezirksbeirat Ballsaal

Sitzordnung mit Abstandsregeln für Stadtbezirksbeiräte und Gäste im Ballsaal des Brauhauses Watzke. Foto: W. Schenk

Den aktuellen Stand erläuterte Andrea Steinhof vom Stadtplanungsamt. Weil seit 29. April der Entwurf einer „Erhaltungssatzung Dresden Trachau, Wilder Mann“ vorliegt, habe man den von den Eigentümern angezeigten Abbruch des Hauses „vorläufig untersagt. Das gilt für einen Zeitraum von 12 Monaten“, so Steinhoff. Dagegen könne der Eigentümer Rechtsmittel einlegen. Die Frist dafür sei noch nicht abgelaufen. Erst auf der Grundlage einer vom Stadtrat verabschiedeten Erhaltungssatzung könne man dann den Abriss des Hauses untersagen.

„Wir sollten als Stadtbezirksbeirat ein Signal für die Erhaltung des Mehrfamilienhauses senden“, sagte Franziska Lordick (Grüne) und schlug dafür den Antragstext vor, der dann auch abgestimmt wurde. Sie beantragte dann Rederecht für den Architekten Andreas Ammon, der selbst in Pieschen wohnt.

Er gehöre zu einem „Architektenteam, das seit 15 Jahren in Dresden Bestands- und Denkmalgebäude aller Art saniert. Privat haben wir in einer Baugruppe von 2016 bis 2018 ein gut vergleichbares Haus von 1907 in Pieschen saniert. Dabei war auch Schwammsanierung in Keller und Dachstuhl erforderlich. Das Ergebnis der Sanierung überzeugt uns sehr, die Baukosten sind im üblichen Rahmen geblieben“, erklärte er in seinem Statement. „Es ist mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass das Haus in der Wilder-Mann-Straße 44 sanierungsfähig und die Sanierung sinnvoll ist“, betonte Andreas Ammon und regte an, dass der Eigentümer in einem Wettbewerb oder Auswahlverfahren mehrere Architekturbüros mit Sanierungserfahrung um Vorschläge für die Sanierung bitten könnte. Sie werden „erstaunt sein, welche Bandbreite möglich ist, und wie schön eine optimierte Lösung sein kann. Wohnungen mit hohen Decken und modernen Bädern sowie großen Balkonen sind ein begehrtes und werthaltiges Gut“, sagte der Architekt.

Wilder Mann 44 Visualisierung

Wilder-Mann-Straße 44: Der Entwurf des Neubauprojekts – Ansicht von der Burgsdorffstraße. Quelle: ivts.eu

Die veröffentlichte Visualisierung des geplanten Neubaus zeige vermeintlich historische Elemente, wie Fenster mit Faschen und ein Mansardendach. Leider seien jedoch wegen eines zusätzlichen Geschosses sehr niedrige Deckenhöhen und dadurch breitformatige Fenster geplant. „Damit werden die klassischen und als schön empfundenen Proportionsregeln auf den Kopf gestellt. Aus unserer Sicht wird das Stadtbild dadurch eher verschandelt als bereichert“, so der Kommentar von Ammon zu den Neubauplänen der Eigentümer.

Widerspruch kam von der AfD. „Der Neubau passt wunderbar in den Bestand. Zudem werden drei zusätzliche Wohnungen entstehen“, betonte Rolf Jörg Poppe und fügte hinzu. „Ich bin erstaunt, wie hier mit den Eigentümern umgegangen wird.“ Man sollte abwarten, ob der Eigentümer Rechtsmittel gegen den Behördenbescheid einlege. Sein AfD-Kollege Michael Meyer-Venecia richtete sich an die Unterstützer der Petition. „Wenn Sie das Haus erhalten wollen, dann kaufen Sie es doch und sanieren es selbst“, sagte er. Tino Jasef (Freie Wähler), der als einziger der Stadtbezirksbeiräte die öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss verfolgt hatte, meinte, dass er den dort von den Bauherren vorgestellten Entwurf des Neubaus „gar nicht so schlecht findet“.

Stefan Engel, SPD-Stadtrat und Mitglied im Bauausschuss, redete als Gast. Das Votum für den Erhalt des Mehrfamilienhauses sei auch ein Signal an die Nachbarschaft, die mit viel Geld und Engagement ihre Häuser saniert habe.

In dem Mehrfamilienhaus an der Ecke Wilder-Mann-Straße / Burgsdorffsstraße sind noch drei der sechs Wohnungen bewohnt. Die drei Mietparteien sind der zum 31. Mai von den Eigentümern, der Projektgesellschaft WM44 GmbH, ausgesprochenen Kündigung der Mietverträge nicht gefolgt. „Wir haben der Kündigung widersprochen. Alle Parteien wohnen noch in dem Haus“, betonte Rechtsanwalt Jens-Moritz Wolff auf Anfrage. Die Kündigung habe zudem keine Widerspruchsfrist enthalten. Das Vorgehen der Eigentümer bezeichnete er als „wenig transparent“ und fügte hinzu. „Wir warten jetzt ab.“

4 Meinungen zu “Stadtbezirksbeirat Pieschen unterstützt Erhaltungssatzung für Wilder-Mann-Gebiet

  1. Michalski sagt:

    Sehr geehrte Redaktion,

    herzlichen Dank für diesen Bericht,
    vielen, vielen Dank auch den 14 Stadträten die sich für den Erhalt des Hauses ausgesprochen haben, sie haben für unsere Stadt eine sehr wertvolle Entscheidung getroffen. Danke auch dem Architekten Herrn Ammon, an seinen Projekten sieht man wie wichtig Qualität eines Architekten für eine Stadt ist. Eine Erhaltungssatzung ist der richtige Weg.

    Stadträte wie Rolf Jörg Poppe und Michael Meyer-Venecia sind für unsere Stadt KEIN Gewinn!

  2. […] „Gründerzeithaus auf der Wilder-Mann-Straße 44 sanieren und nicht abreißen!“ haben wir bereits berichtet. Den Zwischenbericht zur Parkraumsituation im Stadtbezirk, der ebenfalls auf der Tagesordnung stand, […]

  3. Jens sagt:

    Da stimme ich meinem Vorredner zu. Hier sieht man deutlich wer mit seiner Stadt und dem darin bestehenden Gut verwachsen ist.
    Ich verstehe jedoch nicht wie solche Häuser verkauft werden können ohne vorher eingehend zu prüfen was erhaltenswert ist.
    Mittlerweile werden Häuser saniert, wo nicht einmal mehr Decken oder Sonstiges intakt waren.
    Es ist die Profitgier dieser sogenannten Investoren.
    Ich wäre froh gewesen ich hätte es zum Kauf angeboten bekommen.

  4. Schellenberg sagt:

    Vielen Dank an die 14 Stadträte und Architekten!