„Es gibt zu wenig Möglichkeiten zum Baden und Schwimmen in Dresden. In Pieschen überhaupt keine“. Das findet Wolf-Rüdiger Windrich und unterschreibt auf der Liste für ein Bürgerforum zur Zukunft des Sachsenbades. Er kennt den Stadtteil, hat hier von 2005 bis 2014 gewohnt und ist seit vergangenem Jahr zurück in Pieschen. Die Aktion unterstütze ich gern, meinte er. Elli ist in Pieschen groß geworden. „Ich wohne hier seit 25 Jahren“, sagt sie und hat gerade gemeinsam mit ihrem Freund Enrico unterschrieben. „Wir wünschen uns, dass die Aktion Erfolg hat und die Einwohner bald wieder im Sachsenbad schwimmen können“, begründen sie ihre Unterstützung. Dann holen sie sich ein Eis am Eiswagen vor dem Elbcenter in Altpieschen.
Bürgerforum soll Empfehlung zur Sachsenbad-Zukunft geben
Das sind drei von inzwischen 2.300 Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich für ein Bürgerforum zur Zukunft des Sachsenbades aussprechen. Die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ hat die Unterschriftensammlung ins Leben gerufen und stützt sich dabei auf die seit März 2019 geltende Bürgerbeteiligungssatzung der Stadt Dresden. 2.500 Unterschriften schreibt die Satzung für ein Bürgerforum vor. Das Bürgerforum dient „dem gleichberechtigten Meinungsaustausch zwischen den Bürgerinnen oder Bürgern mit Stadträtinnen und Stadträten, dem Oberbürgermeister oder Räten der örtlichen Ebene und soll in eine bestimmte Empfehlung zu einem Vorhaben münden“, heißt es in der Satzung.
Am Donnerstagnachmittag warben Dorothea Becker und Kurt Schilling in Altpieschen um weitere Unterschriften. „2.500 Unterstützer werden benötigt. Da brauchen wir noch einige. Auch eine Reserve, falls Unterschriften nicht vollständig oder ungültig sind und darum nicht anerkannt werden, ist erforderlich“, sagt Dorothea Becker, Sprecherin der Sachsenbad-Initiative. Am Sonnabend Vormittag von 10 bis 12 Uhr wolle man vor dem Edeka-Markt in der Großenhainer Straße noch einmal aktiv werden, kündigte sie an.
Obwohl auch online für das Bürgerforum geworben wird – hier hatten sich bis Donnerstag etwa 680 Unterstützer gefunden – stammen die meisten Unterschriften von der Listensammlung. Unterstützt wird die Sachsenbad-Initiative dabei von 35 Geschäften im Stadtteil Pieschen. In Apotheken, bei Händlern und Gastronomen liegen die Unterschriftslisten aus. Kurt Schilling von der Sachsenbad-Initiative ist jetzt zum dritten Mal bei einer Sammelaktion dabei. „Wenn wir die Leute ansprechen, hören wir auch oft den Satz ‚Da haben wir schon vor ein paar Jahren unterschrieben'“, erzählt er. „Aber es hat sich bis jetzt nichts getan“, antwortet er dann und findet erneute Unterstützung.
Gemeinsam mit Dorothea Becker geht er gezielt auf die Leute in der Warteschlange am Eiswagen oder vor der Post, an der Haltestelle oder am fröhlich sprudelnden Brunnen zu. Und wenn die Angaben noch nicht vollständig sind, weil gerade die Bahn kommt, wird auf die Onlineplattform verwiesen. Man merkt, dass die beiden das nicht zum ersten Mal machen – die anfangs vorhandenen Hemmungen, einfach fremde Leute anzusprechen, sind längst überwunden. „Es ist immer besser, wenn man zu zweit unterwegs sein kann und einen kleinen Infostand hat“, meint Dorothea Becker. „Auch auf die Hygieneregeln achten wir“, fügt sie hinzu, während sie gerade die benutzten Kugelschreiber desinfiziert.
Stadtrat kann erst nach Bürgerforum entscheiden
Ist die Unterschriftensammlung für das Bürgerforum erfolgreich, kann der Stadtrat über den Verkauf des Sachsenbades erst entscheiden, wenn das Bürgerforum stattgefunden hat. „Auf dem Bürgerforum wollen wir die Anwesenden davon überzeugen, dass die Stadt aus dem Sachsenbad ein Gesundheitsbad macht“, sagt Dorothea Becker. Sie möchte verhindern, dass dort statt dessen Büroräume errichtet werden und hofft darauf, dass das Votum des Bürgerforums das nötige Gehör bei den Stadträten findet.