Thema: Sachsenbad

Bürgerinitiative Sachsenbad: Einwohner wollen ein Bad und kein Bürogebäude

Die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ besteht auf der Durchführung des Bürgerforums vor einer Entscheidung des Stadtrates zum Verkauf des Sachsenbades. „Wir wollen ein Bürgerforum, weil aus dem Sachsenbad ein Bürogebäude und eine Saunalandschaft werden soll“, erklärte Dorothea Becker. Gemeinsam mit Heidi Geiler, Christine Swoboda und Christian Helms hatte sie gestern vor Journalisten im Stadtteilzentrum Emmers einen Offenen Brief an die Mitglieder des Stadtrates verlesen. Die vier sind in den vergangenen Jahren das Gesicht der Sachsenbad-Initiative gewesen.

In dem Offenen Brief wird die Stadt zudem aufgefordert, umgehend die bisher unterlassene Sicherung des denkmalgeschützten Gebäudes vorzunehmen. Dazu sei sie laut Sächsischem Denkmalschutzgesetz verpflichtet. „Eigentümer und Besitzer von Kulturdenkmalen haben diese pfleglich zu behandeln, im Rahmen des Zumutbaren denkmalgerecht zu erhalten und vor Gefährdung zu schützen“, heißt es dort.

Vor den Postern der Sachsenbad-Zeitzeugen-Ausstellung wurde zuerst der Offene Brief verlesen. Foto: W. Schenk

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„Wir wollen Einhalt gebieten. Soll das Sachsenbad wirklich vertickt werden, um Büros daraus zu machen“, erklärte Becker. Helms ergänzte. „Unter den jetzigen Bedingungen ist die Sanierung des Sachsenbades als Gesundheitsbad die schnellste Variante, um im Stadtbezirk Pieschen das große Defizit an Schwimmhallenfläche pro Einwohner zu reduzieren“.

Das Bürgerforum müsse vor der Stadtratsentscheidung stattfinden, betonte Heide Geiler. Als digitale Version ist es jedoch nicht durchführbar. „Sobald das Corona-Geschehen es zulasse, wollen wir das eigentlich für den 12. November geplante Bürgerforum nachholen“.

Das Bürgerforum ist eine für Dresden neue Form der Bürgerbeteiligung. Es wurde von der Bürgerinitiative Sachsenbad mit rund 3.000 Unterschriften erzwungen. Auf dem Bürgerforum können Anträge zur Abstimmung gestellt werden. Diese werden dann vom Stadtrat in öffentlicher Sitzung behandelt. Antrags- und stimmberechtigt sind nur Dresdner Bürgerinnen und Bürger. Um dies sicherzustellen, können die Personalausweise geprüft und Stimmkarten ausgegeben werden. Die Empfehlungen müssen schriftlich eingereicht und vor der Abstimmung allen bekannt gemacht werden. Dieses Verfahren, so Dorothea Becker, sei mit einem online durchgeführten Bürgerforum nicht realisierbar.

Vorher – Nachher: Statt Schwimmbecken planen die Investoren ein modernes Co-Working-Areal. Quelle: dresden.de

„Eine Entscheidung des Stadtrates, der eine unrichtige Bürgerbeteiligung zugrunde liegt, ist möglicherweise gerichtlich anfechtbar, was zu weiteren erheblichen Verzögerungen führen könnte“, sagte Geiler. Außerdem werde diese Form dem Anliegen nach einem direkten Austausch nicht gerecht. Zudem sei insbesondere für die vielen, engagierten älteren Bürger und Bürgerinnen, die sich für das Sachsenbad einsetzen, eine digitale Beteiligung nicht möglich.

Die Bürgerinitiative habe die Einladung der Stadt angenommen und werde bei der Einwohnerversammlung am 16. November ihre Positionen darlegen. Die Versammlung sei aber eine reine Informationsveranstaltung und werde als Livestream übertragen.

Sowohl Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) als auch der neue Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) haben eine Verschiebung des Bürgerforums ins kommende Jahr abgelehnt. Sie würden keine Möglichkeit sehen, eine abschließende Beschlussfassung zum Sachsenbad über das Ende 2020 hinaus zu verschieben. Stadt und Stadtrat haben den Verfall des Sachsenbades 25 Jahre lang hingenommen, jetzt wird dieser Zustand als Vorwand angeführt, um den Verkauf als alternativlos hinzustellen, kritisierte Helms. „Auf ein paar Wochen kommt es jetzt wirklich nicht an.“

Die Sachsenbad-Chronologie: Die erste Unterschriften-Aktion gab es bereits 1999. Quelle: BI Sachsenbad

Die Verkaufsvorlage war am 30. September erstmals im Bauausschuss des Stadtrates beraten worden. Das Unternehmen Montis Real Estate Berlin GmbH ist als einziger von ursprünglich drei Bietern verblieben und plant mit seinem Umnutzungskonzept „eine Kombination aus modernen Arbeitswelten in Form von innovativen Großraumbüros (u.a. für Co-Working, Start-ups und/oder Life-Science-Unternehmen), Gastronomie (von einem Restaurant, einem Cafe- und Barbereich bis hin zu einem Club), sowie einem SPA mit Panoramasauna und einem großen Yoga-Studio“.

„Die Bürgerinnen und Bürger, mit denen wir als Bürgerinitiative in den letzten Jahren zu tun hatten, wollen ein Bad. Das muss der Stadtrat bei seiner Entscheidung bedenken“, betonte Becker und die vier waren sich einig. „Wir hören erst auf, wenn die Bagger rollen“.

 

12 thoughts on “Bürgerinitiative Sachsenbad: Einwohner wollen ein Bad und kein Bürogebäude

  1. Filburt sagt:

    Ich schätze die Initiative und ihr unermüdliches Engagement sehr, da das Sachsenbad ohne sie sicher schon abgerissen worden wäre – dafür vielen Dank! Auch ich habe dort mal Schwimmen gelernt.
    Dennoch muss ich sagen, finde ich die Entwürfe für das Bürogebäude/Co-Working/Sauna nicht schlecht und eine derartige Nutzung an dieser Stelle wäre vielleicht sogar belebender für den Standort. In Kombination mit den geplanten Sportanlagen inklusive (größerer und preiswerterer) Schwimmhalle an der Harkotstraße wäre dies nach meiner Meinung insgesamt der größere Gewinn für Pieschen.

    • BOINZZLER sagt:

      Ich stimme Ihnen vollkommen zu.

    • Igel sagt:

      Meines Wissen ist diese Sportanlage aber auch noch nicht in Sack und Tüten und auch noch nicht raus, ob dort der „normale“ Bürger ebenfalls schwimmen dürfte oder dies nur für Mitglieder von Sportvereinen wäre. Und in wie weit in der Sportanlage dann auch therapeutisches Schwimmen/ Wassergymnastik angeboten werden könnte, ist ebenso fraglich.

    • Christian Schneider sagt:

      Im Ernst, Herr Hilbert…äh Filburt?

  2. Heidi Geiler sagt:

    Ja, ein Bad auf der Harkortstraße wäre ein Gewinn. Aber wann? Das Sachsenbad gehört der Stadt, ist erschlossen und kann mit seiner Mischnutzung wirtschaftlicher betrieben werden als andere Bäder und vor allem könnte eine Sanierung sofort in Angriff genommen werden. Wann und ob die Bahn die Fläche an der Harkortstraße verkauft scheint noch nicht absehbar. Aber der Bedarf ist groß, so dass ein zukünftiges Bad auf der Harkortstraße auch eine gute Idee ist. Also nicht entweder oder, sondern Sachsenbad jetzt, Harkotstraße dann wenn alles geklärt ist. Und das scheint noch ein paar Jahre zu dauern.
    Und brauchen wir tatsächlich in Pieschen dringend Großraumbüros für Coworking, Startups? Ich glaube wir haben hier schon ausreichende Büroflächen, jedenfalls weitaus mehr als Schwimmflächen. Da sind wir zeimlich unterversorgt.

  3. Helle sagt:

    Es wird doch gar kein Schwimmbad in der Hartkortstraße geben, weil die Deutsche Bahn das Grundstück nicht verkaufen will.
    Wenn das Sachsenbad erstmal verkauft ist, dann gibt es einfach kein Grundstück mehr, auf dem ein Bad entstehen könnte und dann wird der Dresdner Nordwesten die nächsten 20 Jahr wieder hingehalten!
    Die Kombi von Sportplatz und Bad gibt es doch am Sachsenbad auf städtischem Grundstück schon, warum entwickelt man das nicht weiter? Lieber ein Sachsenbad mit vier 25 m-Bahnen in zwei Jahren als vielleicht eine Schwimhalle irgendwo am Stadtrand mit sechs 25m-Bahnen in 15 Jahren.

  4. Lchnase sagt:

    @ Helle
    ……wie Dein Nickname schon sagt…..bist ganz schön helle.
    Stimme Dir voll und ganz zu.

  5. Jürgen sagt:

    Morgen sollte dann aber ein Link verfügbar sein, damit man sich Drama live ansehen kann.

  6. […] Sachsenbad“ nehmen auf Einladung des Oberbürgermeisters ebenfalls teil. Das hatten sie auf ihrer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag angekündigt. Vertreter des Unternehmens Montis Real Estate Berlin GmbH, die als einziger von drei […]

  7. Katie sagt:

    ich meine es gibt immer Alternativen und die Stadt sollte sie zumindest schnellstens ausloten anstatt sich träge an einem verbliebenen Bieter festzunageln, mit dessen Nutzungskonzept keiner glücklich ist. So ist das gerade live angesprochene Darmstädter Modell dringend zu hinterfragen. Wieso sollte dies bei uns nicht funktionieren ? Es ist wirklich ein Trauerspiel, bei weit weniger Einwohnern sah die Infrastruktur im Stadtteil alle Jahrzehnte zuvor weit besser aus, gute Nacht *__* oder ämäh ämäh Herr Hilbert

  8. Dieter Schmitz sagt:

    In einer Gesellschaft, in der soziale Fragen eine untergeordnete Rolle spielen, ist es nicht verwunderlich wenn vor Monaten die Notwendigkeit von Krankenhäusern zur gesundheitlichen Vorsorge als selbstverständlich bezeichnet wurde, in Form von Lippenbekenntnissen, um dann, gleich mit dem abebnen der ersten Welle, auf die fehlende Wirtschaftlichkeit hinzuweisen. Und auch nur eines von vielen Themen in denen die Bedürfnisse der Menschen keine Rolle spielen.

    Eingeschlafen bin ich bei Prinz Valium. Der eine Stadtrat da, der, man mag es kaum glauben, schneller spricht als er denken kann. Dadurch habe ich die Kommentare der letzten beiden Stadträte versäumt. Wird nicht so wild gewesen sein.