„Die Vielfalt stimmt, der Preis auch“. Gerade hat sich Rigo Schuster auf dem Platz vor dem Elbcenter drei Portionen Suppe aus der Gulaschkanone einfüllen lassen. Die wieder verwendbaren Terrinen hat er mitgebracht. „Am besten schmeckt mir die Erbsensuppe“, sagt er. Manchmal nehme er auch noch zwei Portionen mehr für die Nachbarn mit. Lars Berthold betreut den Stand der Firma Suppen Muppe aus Großenhain. „Wir kommen jeden Dienstag, seit vier Jahren“, erzählt er.
Aus dem Repertoire von 15 verschiedenen Suppen – alles Großmutterrezepte – sind immer drei im Angebot. Inzwischen gibt es hier viele Stammkunden. Manche kommen vormittags und wärmen die Suppen zu Hause noch einmal auf. Andere essen gleich am Stand und gehen im Sommer noch nach nebenan und gönnen sich als Dessert ein Eis.
In der zum Eiswagen umgebauten Schießbude treffen sie dann oft einen Mann mit Bart und Strohhut. Das ist Martin Petzold. Er macht sich große Sorgen um die Zukunft des Platzes vor dem Elbcenter. Am Jahresende läuft nach 25 Jahren der Pachtvertrag aus, den der Bauherr der Elbcenter-Gebäude, der Anfang 2013 verstorbene Harald Possel, vor 25 Jahren abgeschlossen hatte. Seit elf Jahren bewirtschaftet Petzold nun schon im Auftrag der Pächterfirma den Platz.
Was danach geschieht, ist völlig unklar. „Seit zwei Jahren versuche ich, mit den Ämtern in der Stadtverwaltung eine Lösung zu finden“, erzählt er. Zuletzt habe ihm Reinhard Koettnitz, Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes zugesagt, sich zu kümmern und einen Termin versprochen. Doch dann sei der plötzlich versetzt worden, meint Petzold. „Es ist schon sehr ärgerlich, dass es keine Klarheit gibt.“
Die Stadt hat zwar für die angrenzende Mohnstraße Pläne, nicht jedoch für die künftige Gestaltung des Platzes. Auf eine entsprechende Anfrage des Onlinejournals Pieschen Aktuell blieb ein Rathaussprecher sehr vage und erklärte: „Es gibt verschiedene Optionen, die gegenwärtig im Geschäftsbereich Stadtentwicklung und Bau besprochen werden. Wenn das abgeschlossen ist, werden wir informieren.“
So viel ist jedenfalls klar: An der Haltestelle Altpieschen soll der erste von insgesamt vier Mobilitätspunkten im Stadtbezirk Pieschen entstehen. In den Parktaschen auf der Mohnstraße, hinter dem Eiswagen, sind drei Carsharing-Stellplätze geplant, zwei davon für Elektroautos.
Zwei weitere Stellplätze sollen mit öffentlichen Elektroladestationen ausgestattet werden – eine Schnellladestation und eine Normalladestation für E-Mobile. Auf dem Platz, neben den schon bestehenden Fahrradständern, sollen sechs weitere Stellplätze für Leihräder eingerichtet werden. In der kommenden Woche will die Drewag mit den Arbeiten für den Stromanschluss beginnen. Dafür wird in der Mohnstraße eine 80 Meter lange Trasse mit Strom- und Fernmeldekabeln gebaut.
Der Platz selbst bleibt von diesen Plänen – bis auf die Stellplätze für die Leihräder – unberührt. Petzold hat hier in den letzten Jahren für Leben gesorgt. Sieben Marktstände wechseln sich auf den Flächen zwischen den Bäumen ab. Neben der Feldküche kommen regelmäßig ein Hähnchen- und ein Fischstand, der Spreewaldmann mit Honig und Gurken, ein Empanadas-Verkäufer. Seit sechs Jahren, zweimal in der Woche, bringt Krzysztof Ciesla frisch geerntetes Obst und Gemüse aus dem polnischen Niederschlesien auf den Platz. Als er im Frühsommer ausblieb, hatte es sogar besorgte Anfragen von Pieschen-Aktuell-Lesern gegeben. Inzwischen ist er wieder da. „Bis Ende Oktober werde ich regelmäßig kommen“, verspricht er. Allein sieben Sorten Tomaten sind auf dem appetitlich hergerichteten Verkaufstisch zu haben. Später kämen noch Pilze hinzu. Während wir miteinander reden, kommt eine Frau vorbei. „Ich habe meine Tüte mit Tomaten liegenlassen“, sagt sie. „Ja, mit fünf Tomaten, habe ich gefunden“, antwortet Krzysztof Ciesla und packt ihr schnell fünf neue ein. „Bezahlt ist ja schon alles“, lächelt er.
Das ist hier inzwischen ein echter Treffpunkt für die Anwohner geworden, findet Martin Petzold. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Leander Bienert betreibt er nicht nur den Eiswagen. Sie haben unter den Bäumen rustikale Bänke gebaut und Hochbeete mit Blumen oder Küchenkräutern auf dem Platz aufgestellt. Sie kümmern sich um die Sauberkeit und den Müll auf dem Platz. „Bevor hier alles endet, will ich auf jeden Fall noch einmal den Brunnen sprudeln sehen“, sagt Martin Petzold. Erst sei die Leitung verstopft gewesen, dann habe man das Wasser abgestellt. Inzwischen gebe es eine eigene Wasseruhr für den Brunnen. Der Wasserstrahl trifft auf einen der Steine am Brunnen. Man könne die Düse aber auch verstellen. Bei der Hitze wäre dies eine willkommene Quelle der Erfrischung. Pläne für die Zukunft hat er auch. „Ich könnte mir noch zwei oder drei weitere Stände vorstellen, zum Beispiel mit Crêpes oder frisch geräuchertem Fisch“, meinte er. Eine größere Investition wäre die Erneuerung und Einebnung des wassergebundenen Grand-Belages auf dem Platz. Besonders bei starken Niederschlägen sei er wegen der Unebenheiten sehr erosionsanfällig.
„Ich möchte hier weitermachen und würde die Fläche gern pachten oder auch kaufen“, betont Martin Petzold. Wenn das geklärt ist, würde sich auch der Neuanstrich für den Eiswagen lohnen. Obwohl, schränkt er ein, so, wie er jetzt aussieht, hat er auch seinen Charme.
Und vielleicht findet sich dann für die dreieckförmige Fläche auch noch ein eigener Name.
2 Kommentare zu “Martin Petzold hat einen Plan für den Elbcenter-Platz – doch die Behörden mauern”
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Cooler Typ! Weiter so :)
Es wäre schade wenn dieser Platz bebaut wird etc..
Ich sitze gerne mit meinen Kindern im Sommer hier!!
Wir fühlen uns einfach wohl und ja ich nutze gerne die Angebote von Obst bis zum Eintopf!!..
Bitte lasst nicht zu das alles den geldgeilen haien zum Opfer fällt
Liebe Grüße eine Mama aus Pieschen