Aufgeblasen ist im Falle von Anja Linhart kein negatives Adjektiv: Nach einigen privaten Probeläufen arbeitet sie seit vergangenem Herbst als Ballonkünstlerin. Sie pustet, knotet und verzaubert. Ihre Liebe zu Gesang und Kabarett vereint sie in Programmen für kleine und große Leute. Ihre Auftritte führen sie zu Kinderfesten, Kitas, Grundschulen und Seniorenheimen quer durch die ganze Stadt.
„Ich habe schon immer gerne gesungen und war bühnenaffin“, sagt Anja Linhart. Als Kind dachte sie sich Auftritte mit ihren Cousins und Cousinen aus, die sie zu Familienfeiern präsentierten. An der Annahme an der Musikhochschule sang sie knapp vorbei, studierte stattdessen Tourismusmanagement und übte sich auf Privatveranstaltungen, Chören und Gesang-Trios in ihrer Leidenschaft. Während einer arbeitslosen Phase kanalisierte sie ihren Ämterfrust in Kabarettprogrammen. Da ihre Auftritte meist in den Abendstunden stattfanden, suchte Anja Linhart mit der Geburt ihres Sohnes nach einer Alternative und wurde bei Ballons fündig. Sie kaufte ein Starterset Ballons, bastelte ein Glücksrad und begann aufzutreten. Sie war bei sankt pieschen, Trachenfest und Hechtfest dabei und knüpfte Kontakte zu Kitas wie der Concordia.
Ein zweites Standbein hat sie als Mitarbeiterin im Prüfungsamt der Staatlichen Studienakademie in der Johannstadt. „Die Arbeit mit Jugendlichen gefällt mir auch“, sagt Anja Linhart. Ihre Verwirklichung sieht sie jedoch als clowneske Glücksfee. Zu ihrer Arbeit mit Senioren inspirierte sie ihre Großmutter, die – an Demenz erkrankt – große Freude im Singen altvertrauter Lieder fand. „Ich hatte meine Gitarre fast zwanzig Jahre lang nicht in der Hand gehabt“. Anja Linhart begann wieder zu spielen und dies in ihre literarischen Programme einzubauen.
Ihre Auftritte auf Privatfeiern sind maßgeschneidert für die Hauptpersonen: Aus Lieblingsfarben und Lieblingstieren werden Lieblingsgeschichten. Auf größeren Festen lässt sie das Glücksrad drehen, das jedem zum Glück einer Ballonfigur verhilft. Die Arbeit sei immer wieder inspirierend. „Ich lerne von Auftritt zu Auftritt dazu“, sagt Anja Linhart. Zum Beispiel, wie man Star-Wars-Figuren modelliert. „Die Kinder von heute kann man nicht mehr mit einem Teddybär hinter dem Ofen vorlocken“, sagt sie lächelnd. Es kommt zu motivierenden Begegnungen: „Kürzlich erkannte mich eine Mutter wieder. Ich hatte ihrer Tochter zum ersten Kindergartentag einen Marienkäfer geknotet und sollte unbedingt noch einen machen“, erzählt Anja Linhart.
Mit dem Faschingsfest startete Anja Linhart in die Saison. Schuleingänge sind die Hochphase für die Ballonkünstlerin: Am Tag gibt sie bis zu vier Auftritte. Personalisiert und individuell. Eine koordinatorische Meisterleistung. In den Ruhephasen Januar bis März und Juli hat Anja Linhart Zeit für Akquise und Büro. „Ich habe noch so viele Ideen“, sagt sie.
Weihnachtliche Luftballongeschichten würde sie gerne erarbeiten. Perspektivisch möchte sie hauptberuflich als selbstständige Kleinkünstlerin arbeiten. Das Ergebnis der bevorstehenden Landtagswahl könnte ausschlaggebend dafür sein. „Ich möchte nicht für eine Institution eines Landes arbeiten, das von der AfD regiert wird. Das wäre für mich ethisch nicht vertretbar.“
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