Am kommenden Wochenende wird St. Pieschen gefeiert. Für Andreas Koenitz, Vorstandsvorsitzender des St. Pieschen e.V. seit 2013, dauert St. Pieschen 365 Tage im Jahr. „Das Fest bedeutet hunderte Stunden Arbeit pro Kopf“, sagt er. „Das ist eigentlich eine volle Stelle.“ Händler, Musiker, Behörden, Verordnungen, Security – alles muss koordiniert und geplant und schließlich aufgebaut und wieder abgebaut werden. Warum das Ganze? „Wer so was fragt, dem sage ich: Geh am Sonntag auf St. Pieschen und guck dir die lachenden Kinder an. Sowas ist nötig. Drei Tage mal die ganze Scheiße vergessen, die Festplatte rebooten und neu formatieren.“
Auf Gemunkel über eine möglichen Abtritt des Vorsitzes entgegnet er: „Es ist doch jedes Jahr das letzte Mal.“ Elf Mal mehr Kosten und zehn Mal mehr Besucher seit 2012 – das will gestemmt sein. Nächstes Jahr geht „die wichtigste rechte Hand“ bei der Organisation, Lolita Kliemann, in den Ruhestand.
Bei Andreas Koenitz und dem harten Kern des Vereins laufen alle Fäden zusammen. „An dem Wochenende schlafe ich jede Nacht drei Stunden“, sagt Koenitz. In der Nacht trudeln an die 50 Mails ein, dazu die Anrufe von „Hänschen hat den Arm gebrochen“ bis „Hans hat in den Hausflur gepinkelt.“ Dann schwirrt Andreas Koenitz der Kopf. „Ich liege dann wach und denke, wie machen wir das, damit das nächstes Jahr nicht passiert.“
Tief in seinem Innern, sagt Andreas Koenitz, ist er ein Mann der Bühne. Musik, Moderation, Menschen, Stimmung. Das alles hat er bei der Organisation von St. Pieschen gefunden. Der Name des Festes war seine Idee. Die Leute assoziieren St. Pauli, Hamburg, den heiligen Petrus, Kirchenglocken. Was sie assoziieren, ist Andreas Koenitz gleich. Er sagt nur: „Wir haben uns selber heilig gesprochen. Es hat ja sonst keiner gemacht.“ Er mag den Schmähbegriff Fickpieschen aus den 20er Jahren nicht, wo es hieß, in den armen Arbeitervierteln „hecken sie wie die Karnickel“. Sein Pieschen ist heilig – mit allen Straßenecken und Bordsteinkanten. Das Miteinander ist es, was ihm gefällt, das Einende. Wenn Menschen sich begegnen und feststellen: „Der Nachbar ist eigentlich ein lieber guter Mensch.“ Das funktioniert besonders zu St. Pieschen. Gemeinsame Bühnen, gemeinsames Lachen, Feiern, Tanzen.
Hinweise: Dieses Jahr wird es eine mobile Müllpresse geben, um Abfall zu komprimieren und so Kosten zu sparen. Um auch die Händlerschaft zur Müllvermeidung anzuhalten, sind die Müllsäcke kostenpflichtig. Nicht verbrauchte können rückeingelöst werden. Wie immer sind Glasflaschen komplett verboten und es gibt ein Becherpfand von zwei Euro. Um den alljährlichen Becherschwund einzudämmen, wird es auch unbedruckte Becher geben. Beschallungsschluss ist am Freitag und Sonnabend um Mitternacht, am Sonntag um 21 Uhr, Marktende jeweils eine Stunde später.
Andreas Koenitz behält den Überblick über den „Sack Flöhe“. Wenn nachts die letzten Schnapsleichen den Gehweg pflastern, denkt er schon ans Straßenfrühstück. Und Hänschens Mama, die schlafen will. „Eine Party wird nicht besser, wenn sie länger wird“, sagt Andreas Koenitz. Gemeinsam mit dem harten Kern sammelt er Müll ein, achtet auf ungenehmigte Beschallungen an Marktständen, läuft Streife – aber inkognito. „Ich sehe mich als den Paten von St. Pieschen. Den Macher im Hintergrund.“ Er sorgt dafür, dass Regeln eingehalten werden. Den Behörden und den Festmuffeln keinen Vorschub leisten – das ist sein Credo.
„Es gibt da wirklich welche, deren größtes Glück scheint es zu sein, Punkt Mitternacht die Polizei zu rufen.“ Und dann gibt es noch die „feinen Pieschener“, die ihren Sperrmüll zu St. Pieschen einfach mit auf die Müllsäcke vom Fest deponieren. Und die ewigen Autoeigner, die parkend das Festgelände auf der Torgauer Straße blockieren und so den Aufbau verzögern. „Das können Sie ruhig schreiben“, sagt Andreas Koenitz. Die Kosten bleiben letztendlich am Verein hängen. Erstmalig wird in diesem Jahr das Drewag-Häuschen auf dem Konkordienplatz als Marktleiterbude genutzt – aber danach wieder verschlossen. Die Mühlen mahlen langsam.
Auf was freut sich der Pate von St. Pieschen in Anbetracht des Festes am meisten? „Auf den Schlaf danach.“ In diesem Sinne: Manege frei für ein freies, friedliches Fest. Manege frei für die Heiligen von Pieschen!
6 thoughts on “Der Pate von St. Pieschen”
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Neben dem Hechtfest bestes Stadtteilfest in town!
Freu mich drauf!
BITTE: sankt pieschen
So kann man es überall lesen. Keine Abkürzung, keine Großschreibung.
Wir freuen uns auf St. PIESCHEN. Ein großes Lob den Organisatoren. ❤️ Auf ein schönes Fest mit bunter Kultur. Helge von der Torgauer.
Herzlichen Dank und ein dickes Fell für die kommenden Tage den Organisatoren! Es ist wahnsinnig toll, was da in den vergangenen Jahren für unseren Stadtteil geschaffen wurde – ein buntes kulturelles Highlight im Jahr!
Einfach das schönste Stadtteilfest! Danke an alle, die sankt pieschen möglich machen!
Wir freuen uns jedes Jahr wie Bolle auf diese drei wunderbaren Tage! Tolle Musik, leckeres Essen und viele fröhliche Menschen auf den Straßen Pieschens :)
[…] Der Pate von St. Pieschen […]