In Dresden soll ein hochverdichtetes Niederschlagsmessnetz aufgebaut und langfristig betrieben werden. Das Messstellennetz soll Informationen über lokale Starkregenereignisse und Besonderheiten des Stadtklimas erfassen. Niederschlagsereignisse würden durch Starkregen oder auch Hochwasser immer wieder Schäden verursachen, sagte Pierre Karrasch, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Geoinformatik der Technischen Universität Dresden, heute bei der Installation der ersten Messstation an der Sternwarte Dresden-Gönnsdorf. „Untersuchungen der Stadtentwässerung Dresden haben ergeben, dass die Niederschlagsverteilung in Dresden stark variieren kann. Zur tatsächlichen Verteilung ist aber keine Aussage möglich. Hier wollen wir ansetzen. Denn die Kenntnis einer solchen Verteilung kann bei der Erarbeitung geeigneter Maßnahmen helfen“, erläutert er die Hintergründe für das innovative Monitoring-Netzwerk. Die gesammelten Daten sollen unterschiedlichen städtischen Akteuren der Stadt- und Infrastrukturplanung, der Wissenschaft aber auch den Bürgern als Open Data zur Verfügung stehen.
Bürger, Vereine, Behörden oder lokale Firmen können Messstationen aufstellen
Das Besondere an diesem Messstellennetz sei, dass es als bürgerschaftliches Netz geplant ist. „Wir bauen darauf, dass interessierte Bürger, Vereine aber auch Behörden oder lokale Firmen mit uns kooperieren und eine Messstation bei sich aufstellen“, so Karrasch. Die erste Station des Bürgermessnetzes wurde an der Sternwarte Dresden-Gönnsdorf installiert: „Wir fanden die Idee sofort klasse; wollten das Projekt unterstützen und die ‚Patenschaft‘ für eine Station übernehmen. Wir freuen uns daher besonders, dass jetzt die erste Messstation bei uns steht“, sagt Renate Franz, Projektleiterin Sternwarte Dresden-Gönnsdorf im Verein zur Förderung der Jugend e. V. Der Verein ist Träger der Sternwarte und bietet eine Vielzahl wissenschaftlicher und kultureller Veranstaltungen für die Öffentlichkeit an.
Die nächsten Messstationen werden in den kommenden Wochen in privaten Gärten, in Staatsforstbetrieben, im Botanischen Garten und auch auf dem Gelände der Stadtentwässerung in Kaditz aufgebaut. Stadtweit strebt das Wissenschaftlerteam 50 Messstationen an. „Weitere Interessenten sind gefragt“, sprach Karrasch eine Einladung an interessierte Akteure aus.
Amt für Wirtschaftsförderung unterstützt mit 70.000 Euro
Das Projekt Smart Rain wird von der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Dresden unterstützt. Der Verbund zwischen dem Dresdner IT-Startup PIKOBYTES GmbH, der Professur für Geoinformatik der Technischen Universität Dresden (TU) und der Elco Industrie Automation GmbH erhält rund 70.000 Euro vom Amt für Wirtschaftsförderung. „Das Projekt ist ein weiterer Baustein auf Dresdens Weg zur Smart City. Es fügt sich ein in unser Bild von nachhaltigem Leben in einer innovativen Stadt. Es ergeben sich Synergien zu unserem EU-Smart-City Projekt MAtchUP. Smart Rain kann hier die bestimmenden Themen Energieeffizienz, Digitalisierung, Elektromobilität und erneuerbare Energien um die Bereiche Umwelt und Umweltmonitoring ergänzen“, erklärte Robert Franke, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung.
Die technische Umsetzung der Messstationen realisieren die Projektpartner PIKOBYTES GmbH aus Dresden und Elco Industrie Automation GmbH aus Oberstenfeld (Baden-Württemberg). Die Messstationen bestehen aus einer Niederschlagskippwaage, einer Temperaturmessdose sowie einer Solarzelle für die Stromversorgung. In einem wetterdichten Gehäuse steckt ein Prozessor, der die Daten der Sensoren empfängt und via Mobilfunk (GSM) an die Projektpartner Elco und dann PIKOBYTES sendet. Die Prototypen wurden vor dem Feldeinsatz auf dem Messfeld der Professur für Meteorologie an der TU Dresden am Standort Tharandt getestet.
Nach der Auswertung werden alle erfassten Daten auf der Internetplattform www.opensensorweb.de veröffentlicht und zusammen mit amtlichen Daten des Deutschen Wetterdienstes und des Freistaats Sachsen präsentiert. „Gerade durch die Zusammenführung vieler Daten können wir ein digitales Abbild unserer Umwelt entstehen lassen, in dem aktuelle Phänomene wie der Klimawandel deutlich sichtbar werden“, erläutert Dr. Matthias Müller von PIKOBYTES. Die Datenplattform steht der TU Dresden auch künftig bereit und kann für weitere Analysen genutzt werden.
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