„Lost Places“ nennen drei junge Fotografen ihr Hobby. Sie machen Fotos in alten verfallenen Gebäuden, die immer noch weiter verfallen oder gerade vor der Rettung stehen. So wie damals das Lahmann-Sanatorium, an dem Heike Uhlemann jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbeiradelte. „Da entstand zum ersten Mal der dringende Wunsch, den Zustand der alten Gebäude zu dokumentieren, bevor die Sanierung alles unwiederbringlich verschwinden lässt“, erzählt die 31-Jährige. Gemeinsam mit ihrem Freund habe sie dann samt Fotoausrüstung am Bauzaun gestanden und Glück gehabt. „Ein Bauleiter hat uns dann für eine Stunde herumgeführt.“ Das sei großes Glück gewesen.
Das funktioniert nicht immer so. „Ins Sachsenbad ist derzeit kein Reinkommen“, sagt sie und bedauert das sehr. Eine entsprechende Anfrage sei von der Stadtverwaltung abgelehnt worden. Da habe auch der Hinweis auf das bevorstehenden 90-jährige Jubiläum des ehemaligen Stadtbades nichts geholfen. Gern würden Heike Uhlemann, Enrico Arnold und Matthias Zein auch im Schloss Übigau fotografieren. Die drei haben sich in der Zeit kennengelernt, als Heike Uhlemann regelmäßig als Ferienarbeiterin in einem Dresdner Halbleiterwerk am Band stand. „Ich habe mir mit dem Job mein Studium finanziert“, erklärt sie. Inzwischen forscht die Molekularbiologin als Doktorandin am Uniklinikum in Dresden.
Besonders erinnert sie sich noch an die Fototouren durch die alten Kasernen in Übigau. An vielen Stellen hätten sie unter den Tapeten alte russischsprachige Zeitungen gefunden. So ist auf einer Zeitungsseite aus dem Jahr 1983 ein Bericht zum Thema Planerfüllung zu lesen, auf einem Fragment einer jüngeren Ausgabe geht es um Erfahrungsberichte aus Perestroika-Zeiten. Damals hätten sie auch Fotos von der inzwischen abgerissenen Reithalle im Kasernenhof Übigau gemacht. Auch den Zustand in den Gebäuden entlang der Klingerstraße hätten sie dokumentiert.
Fotos gibt es auch vom ehemaligen Elektroschaltgerätewerk Dresden. Heike Uhlemann und ihr Freund Enrico Arnold haben mehrere Jahre ganz in der Nähe in der Winterstraße gewohnt. Sie könne sich noch gut daran erinnern, dass in der oberen Etage das Dach gebrannt haben muss. Es sei an dieser Stelle eingestürzt gewesen. Es handele sich dabei um das Gebäude, was nach den jüngsten Abrissarbeiten noch stehengeblieben ist.
Spektakulär sei der Fund eines Klaviers in einer alten Stickerei in Bautzen gewesen. „Es war unklar, welche Funktion das Klavier hier mal erfüllt hat“, sagt Heike Uhlemann. Bedrückend dagegen sei die Tour durch die Gebäude des ehemaligen Spezialkinderheims der DDR in Bräunsdorf gewesen. „Da geht das Kopfkino los“, erinnert sich die 31-Jährige. Vielleicht berührt sie das auch heute noch besonders, weil sie beim Erzählen ihren sechs Monate alten Sohn auf dem Schoß hält.
Bisher haben die drei Hobby-Fotografen und Lost-Places-Experten die Bilder von ihren 20 Touren nicht veröffentlicht. „Darüber“, meint sie, „haben wir noch nicht so gründlich nachgedacht“. Eine Ausstellung wäre schön. Vielleicht gelinge es ja doch noch, im Sachsenbad zu fotografieren. Dann könnte man die Bilder zum Jubiläum zeigen.
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