Mit seinem Rollstuhlparcours war Dirk Schmidt Anfang März beim Schulgesundheitstag in der Messe Dresden dabei. Zahlreiche Schüler nutzten die Möglichkeit, sich erstmals in einem Rollstuhl zu bewegen. Auf einer ebenen Fläche ging es einfach, auch Hindernisse verschiedener Art waren dann deutlich schwerer, selbst, wenn sie niedriger als der übliche Bordstein sind. Auch Olivia Klotzsche hat als Nichtbehinderte den Rollstuhlparcour ausprobiert und während des Schulgesundheitstages dann denjenigen assistiert, die sich auf den Parcour wagten. „Anfangs war die Handhabung des Rollstuhls etwas gewöhnungsbedürftig. Es war aber eine interessante Erfahrung und man hat einen neuen Blick dafür bekommen, mit welchen Schwierigkeiten Rollstuhlfahrer im Alltag zu kämpfen haben“, sagte sie.
Im Selbsttest kann man diese Erfahrung nachvollziehen: Man muss zunächst das eigene Körpergewicht verlagern, um die vorderen kleinen Räder über das Hindernis zu bekommen. Danach wird viel Armkraft benötigt, um den restlichen Teil des Rollstuhls vorwärts zu bringen. Auch das Öffnen einer Tür aus einem Rollstuhl heraus will koordiniert sein. Schon nach einer Runde durch den Parcours bekommt man als Rollstuhl-Laie einen guten Eindruck davon, wie sich Rollstuhlfahrer im Alltag auf der Straße oftmals durchkämpfen müssen.
2016 begann Dirk Schmidt mit seiner Rollstuhlfahrschule, als einem von drei Projekten des im April 2015 gegründeten Vereins INDD e.V. (Inklusion in Dresden), dessen Vorsitzender er ist. Schmidt sitzt selbst seit einem Autounfall vor fast zwanzig Jahren im Rollstuhl. Ersten Kontakt mit dem „Emmers“, dem Sitz des Vereins, bekam er 2014. Emmers-Chef Jens Hilgner fragte ihn, ob er mit den Kids Rollstuhl-Rugby im Jugendhaus spielen könnte. Darin hat Dirk Schmidt Erfahrung. Bis 2010 war er Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, gewann 2009 Bronze bei der Europameisterschaft. Bis zur Saison 2010/11 spielte er noch in der 1. Bundesliga bei einen Greifswalder Verein. Aktuell ist er Trainer und Spieler bei den Leipziger Rugby Löwen. Sowohl mit seiner Rollstuhlfahrschule als auch mit dem Rollstuhl-Rubgy ist er in ganz Dresden und darüber hinaus unterwegs, wird von Schulen und Kindergärten gebucht, ist aber auch bei Aktionstagen, beim Elbhangfest, bei der Bunten Republik Neustadt oder auch in der Stadtverwaltung und dem Sommerfest des Epilepsiezentrums in Kleinwachau zu Gast. In einem dritten Projekt hat sich der Verein der Arbeitsvermittlung für Menschen mit Einschränkungen verschrieben. Es wird ehrenamtlich von Vereinsmitglied Simone Hindenburg geleitet.
Den Parcours für die Rollstuhlfahrschule baute er gemeinsam im „Emmers“ mit Christian Schröder, bis Ende 2017 neben Dirk Schmidt als Ehrenamtlicher in der Holzwerkstatt des „Emmers“ aktiv. In der Holzwerkstatt unterstützt Dirk Schmidt auch heute noch regelmäßig die Kids bei Laubsägearbeiten. Christian Schröder hilft beim Auf- und Abbau des Parcours. Im „Emmers“ bauen sie die Übungsstrecke das nächste Mal am 4. Mai zum Inklusionssporttag auf und am 2. Juni ist er beim Stadtteilfest Sankt Pieschen dabei.
Dirk Schmidt möchte mit seinem Engagement erreichen, dass die Kinder von klein auf mit dem Thema Behinderung und körperlichen Einschränkungen und damit auch mit Rollstuhlfahrern, in Berührung kommen. „Rollstuhlfahrer sind auch niemand anders als Nichtbehinderte. Wir sind keine Außerirdischen. Wir sind einfach nur Menschen, die im Rollstuhl sitzen“, sagt der 42-Jährige. Langfristig plant er eine Rollstuhlsportgruppe für Kinder aufzubauen, bei der sich Menschen mit und ohne Einschränkung durch das gemeinsame Spielen kennenlernen können.
Dabei, so Schmidt, sei viel Geduld gefragt. Diese werde dann auch belohnt, Zum Beispiel, als ein Kind, dass zunächst große Angst vor den Rollstühlen und den Rollstuhl-Rugby-Spielern hatte, immer mehr Zutrauen fand und irgendwann einfach feststellte: „Dirk, du bist doch gar nicht behindert, du kannst doch nur nicht laufen.“ Geholfen beim Überwinden der Angst hat auch das große Maskottchen des INDD e.V. – ein Plüschfrosch.
Große Unterstützung erfährt der Vereinschef vom Team der Leipziger Rugby-Löwen. Gemeinsam sind sie jetzt sogar Paten der Laborschule in Dresden-Gorbitz beim bundesweiten Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
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