Gemütlich und ein bisschen laut: der Sankt-Pieschen-Sonntag

Den Sonntag beim Stadtteilfest ließen die meisten Pieschener ganz gemächlich angehen. Nicht umsonst stand das Katerfrühstück an der Torgauer Straße unter dem Motto „mitbringen und mitleiden“ und war erst auf 11 Uhr angesetzt … Nur die Familien waren zeitig auf den Beinen, beispielsweise, um beim Kindersachenflohmarkt an der Markuskirche nach günstigen Dingen zu stöbern. Zum zweiten Mal hat der Förderverein der evangelischen Kita „Himmelsblau“ gemeinsam mit der Kirchgemeinde den Markt organisiert. „Vor zwei Jahren war an der Kirche am Sonntag nichts los, da hab ich gedacht: Hier muss was passieren“, schaut Eileen Körner vom Förderverein zurück auf die Anfänge. 2017 teilten sich Floh- und Künstlermarkt den Platz an der Markuskirche, in diesem Jahr präsentierten die Künstler ihre Werke am Samstag, sodass der Sonntag den Familien vorbehalten blieb.

Um Klamotten und Accessoires drehte sich auch bei Jochen Heine alles. Gemeinsam mit seiner Frau Carina verkauft der Lausitzer handgefertigte Kleidung aus Bio-Baumwolle: „Meine Frau näht, ich arbeite ihr zu.“ An den Wochenenden fahren sie dann zu verschiedenen Märkten und bieten ihre Waren an. Manchmal kommt der Nachwuchs mit. „Wir haben einen kleinen Anhänger, in dem man auch schlafen kann. Für die Kinder ist das immer ein Abenteuer“, erzählt Heine. Ab Herbst wird das Abenteuer noch viel größer. Die Familie will nach Portugal auswandern, wo die Kinder als Freilerner aufwachsen sollen. Das Konzept, sich selbst auszusuchen, womit man sich beschäftigt, und Leute aufzutreiben, die einem beim Lernen zu diesem Thema helfen können, kennen die Kinder bereits aus der Aktiven Schule, die an der Leipziger Straße ihren Sitz hat. „Durch die Schule haben wir unseren Weg gefunden“, sagt Papa Jochen. Er ist zuversichtlich, obwohl er „eigentlich ein Schisser“ sei, schmunzelt er. Ob die Familie beim nächsten Sankt Pieschen wieder vertreten sein wird, weiß er noch nicht. „Wir haben festgestellt, dass sich Märkte erst ab August lohnen. Keine Ahnung, warum das so ist.“

Lars Kutschke. Foto: T. Tröger

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He/Ro in Tante Ju am 9. Januar


Dem ruhigen Vor- und Nachmittag zum Trotz wurde es am Abend zum Abschied noch mal ordentlich laut. Die „Blechlawine“ trommelte auf Ölfässern, das Lars Kutschke Trio ließ die Gitarrensaiten jaulen, und auf der Nordendbühne sang der über und über tätowierte „Ski King“ mit beeindruckender Stimme alles Mögliche von Elvis bis Radiohead.

Familien-Sommer-Sonnabend beim Sankt Pieschen

Ganz im Zeichen der jungen Pieschener stand der Sankt-Pieschen-Samstag. Gefühlt sämtliche Familien des Stadtteils nutzten das angenehme Frühsommerwetter, um sich zwischen Markuskirche und Leipziger Straße zu vergnügen. Gleich zwei Neuerungen für die jüngsten Festbesucher hielt Sankt Pieschen diesmal bereit: Im und am Zirkuszelt an der Kirche versuchten sich Groß und Klein an Stelzenlauf und Teller-Jonglage, schwangen Pois und balancierten über die Slackline. In der Kirche gab’s passend dazu Charlie Chaplins Stummfilm „Der Zirkus“, live begleitet an der Eule-Orgel.

Auf der Wiese an der Markuskirche versuchten sich Klein und Groß in zirzensischen Künsten. Foto: T. Tröger

Auch die Pieschener Melodien waren fest in Kinderhand. Wovon Imbiss-Inhaber und „Räuberbühne“-Organisator Paul Hackenberg im vergangenen Jahr laut geträumt hatte, ist Wirklichkeit geworden: Das Festivalgelände ist gewachsen, die „Melodien“ haben sich zu einer Art „Insel der Freiheit“ entwickelt. Badebassins, Mini-Bowlingbahn, Hüpfburgen und Zuckerwatte für die Zwerge, Trank & Mugge für die Erwachsenen. Die Wiesen waren bevölkert wie der Alaunpark zu Spitzenzeiten, und auf den niedrigen weißen „Geländern“ rund um die Sträucher und Bäume fand sich selten ein freier Sitzplatz.

Auch der Sankt-Pieschen-Sonntag hält Neuerungen bereit. So lädt beispielsweise der Kleingartenverein „Concordia“ am Nachmittag zu Kaffee, Pflanzenbörse und Kindersachenflohmarkt, und „Concordia“-Urgestein Karin führt durch die Gartenanlage, die im Zuge des Pieschener-Melodien-Baus teilweise neu gestaltet wurde.

Feuchtfröhlicher Start ins Sankt Pieschen

Mit warmem Sommerregen und bestens gelaunten Gästen ist das diesjährige Stadtteilfest Sankt Pieschen am Freitagabend gestartet. Keiner der Besucher ließ sich von den Tropfen stören – zur Not schlenderte man eben mit dem Bier in der einen und dem Schirm in der anderen Hand durch die Gegend. Und je später es wurde, desto weniger feucht war es – zumindest von oben. Babett, Frontfrau von „2nd Look“, sollte recht behalten mit ihrem Versprechen an einen Fan vor der Bühne: „Herzl, den Schirm brauchste heut ni mehr!“ Die blonde Powerfrau beeindruckte nicht nur den eben erwähnten kräftig angeheiterten Herrn, sondern auch das übrige Publikum mit ihrer kraftvollen Stimme und energiegeladenen Performance.

 

„2nd look“ eröffneten das Stadtteilfest auf der Bühne am Konkordienplatz. Foto: T. Tröger

Wasser spielte auch eine Rolle bei „Tante Polly“ aus Hamburg-St. Pauli, allerdings das „Abwasser“: Schön sei es in Pieschen, „nur pieschen ist hier schwierig, das muss man in den Büschen, es gibt kein Klo“. Wahrscheinlich war’s bei den Herren einfach so eilig, dass sie’s nicht mehr bis zur Kreuzung Konkordien-/Torgauer Straße geschafft haben. Dort steht nämlich ein Toilettencontainer.

Abgesehen vom neuen Lokus-Standort ist vieles ähnlich wie im vergangenen Jahr: Die Konkordienstraße wird am Wochenende wieder zur Spielstraße, auf der Oschatzer kann man sich rund um den Globus futtern, und auch auf den Bühnen finden sich einige gute Bekannte. So beispielsweise die „Gewürztraminer“ aus Wien, die 2017 mit ihren Gypsy- und Balkanklängen begeisterten und diesmal gleich zwei Auftritte absolvieren: am Sonnabend 16.30 Uhr auf der Konkordienbühne und 20 Uhr auf der Nordendbühne zwischen „&Rausch“ und „Jess Pub“.

hier steht das Programm von Sankt Pieschen

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5 Kommentare zu “Gemütlich und ein bisschen laut: der Sankt-Pieschen-Sonntag

  1. Vincent sagt:

    Schöner Beitrag, aber gruselig schlechte Bilder in digitalen Zeiten, was ist denn da schief gelaufen???

    • Tanja sagt:

      Weil ich Deine Kritik verstehen möchte: Was genau meinst Du mit „gruselig schlechte Bilder“? Was stört Dich an den Fotos? Motive, Bildausschnitte, Schärfe, die z. T. verpixelten Gesichter …? Und was hat das mit den „digitalen Zeiten“ zu tun? Analog hätten die Bilder vermutlich genauso ausgesehen. Danke schon jetzt für Deine Erläuterung.

  2. Müller sagt:

    Ein wiederum voll gelungenes Straßenfest. Langsam sollte man einen Vers in den Bauernkalender hinzufügen: „Wartet dein Korn auf nassen Segen, freu dich auf Sankt Pieschen, da wird’s regnen“
    Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings noch:
    – trotz Leinenzwang und Maulkorbverbot liefen auf dem Gelände ein paar Unterbelichtete mit großem Bullterrier ohne Maulkorb herum. Diese hätten sofort des Geländes verwiesen werden müssen, da diese Tiere nichts in der Nähe von anderen Menschen oder gar Kindern zu suchen haben. Hier hat die Security wohl geschlafen. Oder haben die generell alle Hunde durchgewunken? Später lief noch ein anderer recht stattlicher Mischling ohne Leine durch die Gegend.
    – Viel zu wenig Toilettenmöglichkeiten. Gerade bei Jesses Pub/Rausch hätten noch ein paar Toilettenhäuschen hingehört. Genauso wie Vorjahr wurde hier ganz ungeniert der Nachbarschaft munter auf den Rasen oder gar vor die Haustür gepinkelt und gek*ckt. Wenn das dritte Bier drückt und hier die Musik spielt, ist der Weg zum Toilettencontainer einfach viel zu weit weg.

  3. Vincent sagt:

    @ Tanja

    Es waren gestern beim Lesen des Artikels nur 3 Fotos im Artikel aufgeführt, nicht dir unten angehängten. Und diese 3 waren und sind eben sehr unscharf und von schlechter Qualität, deswegen mein Einwand. Das sieht aus wie ein eingefügter Screenshot und ist eben nicht besonders ansprechend.
    Die anderen Bilder, welche im Nachhinein dazu kamen, sind glücklicherweise nicht so.

    • Tanja sagt:

      Ah, vielen Dank für die Erläuterung! Eigenartig, dass Du die Galerie unten nicht beim ersten Lesen gesehen hast. Die sollte eigentlich die ganze Zeit unter dem Text gewesen sein …
      Was die drei Bilder im Text angeht: Das sind halt Totalen, um einen Gesamteindruck zu vermitteln, d. h. die Leute sind eh schon recht klein, und dann sind Bilder ja noch kleingerechnet. Tut mir leid. Ich versuche mal, wie’s aussieht, wen man sie etwas größer anzeigt.

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