Geschichten über das Sachsenbad können viele erzählen. Eine ganz aktuelle geht so: Im Doppelhaushalt der Stadt Dresden für die Jahre 2017/18 waren 125.000 Euro für das Sachsenbad bereit gestellt worden. Mit dem Geld sollte die Aktualisierung einer Machbarkeitsstudie bezahlt werden. Jetzt ist das Geld weg. Umgewidmet, wie es so schön heißt. Ortsamtsleiter Christian Wintrich informierte darüber in der letzten Ortsbeiratssitzung und zitierte ein entsprechendes Schreiben von Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). Die Mittel werden „für die Anpassung der Brüstungshöhen entsprechend SächsBO im Objekt Grunaer Straße 2 verwendet. Diese Maßnahme war aufgrund von Hinweisen des Arbeitsschutzes dringend erforderlich.“ In der Grunaer Straße 2 hat das Rechtsamt der Stadtverwaltung Dresden seinen Sitz. Für Notsicherungsarbeiten am Sachsenbad wären die Gelder dringender benötigt worden, hieß es bei den Ortsbeiräten. Dazu werden jetzt zumindest die Kosten ermittelt.
Eine viel ältere Geschichte hat kürzlich der 96-jährige Günther Hartwig erzählt, als Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) das DRK-Altenpflegeheim Pieschen besuchte. Kurz nach der Eröffnung des Bades im Jahr 1929 habe er von der Schule aus im Sachsenbad Schwimmen gelernt. Damit dürfte er einer der ältesten noch lebenden Sachsenbad-Schwimmer sein.
Solche Geschichten will die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ im Verein Pro Pieschen jetzt sammeln und im nächsten Jahr zum 90. Geburtstag des Sachsenbades ausstellen. „Gefühlt hat hier halb Dresden Schwimmen gelernt und dabei einiges erlebt: Darbietungen der ‚Goldfische‘, Verabredungen im Wannenbad, Wohlfühlzeiten in der Sauna, kollektives Kegeln und und und … „, sagt Heidi Geiler. Wo auch immer Veranstaltungen zum Sachsenbad stattfinden, würden Erinnerungen wach. So erzählten Dresdner, das die Galerie Treffpunkt war, um Sticker zu tauschen und sich über die neuesten Moden zu besprechen, oder man schätzte anhand des Schornsteinrauches die aktuelle Wassertemperatur ein. Anlässlich des Jubiläums sollen die Geschichten in einer Ausstellung präsentiert werden und „diesen ehemals so lebendigen und beliebten Ort wieder als das sichtbar zu machen, was es war: ein Treffpunkt für junge und alte Dresdner“, erklärte Heidi Geiler.
- Mehr Informationen über die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“
- Zeitzeugen bitte bis zum 31. Juli melden: (per Mail) oder per Post an Sachsenbad c/o ProPieschen e.V., Arno-Lade-Str. 9, 01129 Dresden
- Zeitzeugen-Aufruf als pdf-Dokument
Lange hatte die Stadtpolitik das seit 1994 geschlossene Bad ignoriert. Seit 2006 rückt die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ das Thema wieder in die Köpfe und kämpft für die Sanierung des Denkmals. Dafür hat sie das Konzept „Gesundheitszentrum Wasser – das neue Sachsenbad“, entwickelt, das den ursprünglichen Gedanken der Gesundheitsfürsorge aufnimmt. Ehemals für Wannen- und Duschbäder genutzte Flächen können an Arztpraxen und Physiotherapie vermietet werden und so zu einem wirtschaftlichen Betrieb beitragen.
Diese Idee findet sich in der Konzeptausschreibung wieder, mit der die Landeshauptstadt vom 8. bis 10. Oktober auf der Expo Real in München um private Investoren für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude werben will. Am 28. Juni will der Stadtrat über die bereits einmal vertagte Vorlage beraten. Während der Bauausschuss die Beteiligung einer städtischen Gesellschaft an der Konzeptausschreibung abgelehnt hat, hatte der Aufsichtsrat der städtischen Bäder GmbH anders entschieden. Die Geschäftsführung wurde beauftragt, ein inhaltlich und wirtschaftlich tragfähigen Betreibungskonzept zu erarbeiten und sich an einer Konzeptausschreibung zu beteiligen.
Hintergrund für diese Entscheidung ist vor allem die Frage, was mit dem Denkmal passiert, wenn sich kein Käufer findet. Das bewegt auch die Bürgerinitiative. „Warum sind die Stadträte nicht so mutig wie ihre Kollegen in den 1920er Jahren und beschließen die Sanierung des Sachsenbades in Regie der Stadt“, fragen deren Akteure. Damit würden sie den Dresdnern nicht nur ein städtisches Gesundheitsbad zurückgeben, sondern „auch ein Stück Stadt- und verantwortungsvolle Sozialgeschichte der Stadt“.
Es ist einfach traurig was mit dem sachsenbad passiert. Keinen interessiert es. Die Stadt lässt es einfach vergammeln bis es in sich zusammenfällt. Traurig Traurig
Danke das ihr meine Erinnerungen mit beigefügt habt? War eine schöne Zeit die ich gern mit meinen Kindern erlebt hätte. Sehr schade das die Gelder verrinnen wie das Wasser im Becken.
Ich habe hier selbst schwimmen gelernt und es wurde nicht nur von Schulen und Kindergärten genutzt. In unserer Freizeit konnten wir uns mit unseren Freunden treffen, schwimmen und austoben. Schade das es keinen in der Stadtverwaltung gibt der das gleiche erlebt hat. Wenn man beim Arzt oder Friseur sitzt, alle schwimmen in Erinnerungen nur die Stadt nicht. Schade für Dresden, denn Schulen, Kindergärten, Rentner, jung und alt sowie Physiotherapeuten brauchen unser geliebtes Sachsenbad
Ich bin enttäuscht, dass unsere Stadtpolitiker die Sanierung nicht endlich in die Wege leiten. Es geht seit Jahren hin und her! Viele Versprechen gab es, keiner hat etwas bewirkt. Auch jetzt fehlt wieder die Mehrheit im Stadtrat, wobei wir doch eine RGR-Zusammenstellung haben. Warum engagieren sich die Sozialen nicht für das, was sie von ihre Vorfahren geerbt haben? Das Sachsenbad wurde vor 90 Jahren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in ein Wohnviertel mit mit armen Bürgern gebaut. Damit hat es nicht nur Hygiene und Gesundheit verbessert, sondern wurde auch beliebter Treff. Welch große Leistung! Warum kann sie von den Erben nicht geschätzt und wiederholt werden?
Das Sachsenbad ist das einzige historische Stadtbad, das es in Dresden gibt. Es steht zusammen mit dem Wohnblock gegenüber als Ensemble der „Architektur-Moderne“ unter Denkmalschutz und ist selbst Zeitzeuge der sozialen Situation im Arbeiterquartier Pieschen der 1920er Jahre. Unfasslich, dass die historische Dimension nicht erkannt wird! Während Dresden sich mit Wiederaufbauten und Rekonstruktionen brüstet, verfällt vor den Augen aller ein bestehendes Architekturdenkmal mit dieser kultur- und architekturgeschichtlichen Bedeutung. Und das nur, weil sich der Eigentümer, die Stadt selbst, der Verantwortung nicht stellt! Das Sachsenbad ist Teil des kulturellen Erbes dieser Stadt – und so ist es zu behandeln. Der Stadtrat kann die Sanierung des Sachsenbades als Teil der Bäderlandschaft beschließen. Und dass sollte er jetzt tun, aus dieser Verantwortung heraus, über Fraktionsgrenzen hinweg.
die DLRG beklagt, daß immer weniger Kinder schwimmen können. eine gefährliche Situation. wie denn auch. es gibt ja nicht genug Lernmöglichkeiten in unserer Stadt. die Bevölkerung kann eigentlich auch kaum noch schwimmen gehen. fast alle Bäder sind nur noch für den Leistungssport ausgerichtet. Normalverbraucher dürfen morgens 6 Uhr ins Bad. welcher Rentner steigt früh 5 Uhr in die Straßenbahn? da muß er schon ein seehr interessierter Schwimmer sein. die Obrigkeiten unserer Stadt haben offensichtlich ein eigenes Bad, sonst würden sie die Folgen ihres Tiefschlafes selbst spüren und an einer Änderung arbeiten. Wannenbäder werden heute sicher nicht mehr gebraucht, wohl aber dringend Schwimmfläche. nicht jedem Kindergarten ist es möglich mit den Kindern bis Klotzsche oder Bühlau zu fahren. ob der Bürgermeister solche Bedingungen auch den eigenen Kindern zumuten möchte?