Um 1895 hatte die städtische Straßenbahngesellschaft zur Errichtung eines Straßenbahnhofes im Dresdener Nordwesten 15.160 Quadratmeter Bauland auf Micktner Flur erworben. Am 26.09.1897 konnte der darauf errichtete, dringend benötigte Straßenbahnhof, damals Straßenbahn-Depot genannt, einschließlich des Dienst- und Verwaltungsgebäudes übergeben werden.
Schon eine Woche vor der offiziellen Übergabe wurde er zur Endhaltestelle der Pferdeeisenbahn, die seit dem 14. September 1882 vom Postplatz nach Pieschen/Oststraße (heute Oschatzer Straße) fuhr und deren Strecke am 15. Juli 1890 nach Altpieschen-Mohnstraße verlängert worden war.
Mit dem Beginn des Monats August 1899 ist das Straßenbahn-Depot in Mickten für drei Jahrzehnte ein Umsteigebahnhof. Das hat folgenden Grund: Weil für die von der Dresdner Straßenbahn-Gesellschaft betriebene und auf der Stadtspurweite von 1.450 Millimeter fahrende „Elektrische“ hier Endstation war, mussten Fahrgäste, die ihre Straßenbahnfahrt in Richtung Trachau oder weiter in die Lößnitzortschaften fortsetzen wollten, in die „meterspurige“ Lößnitzbahn umsteigen.
Seit dem 21. August 1899 schaukelte selbige von Mickten die Leipziger- und Meißner Straße entlang, zuerst bis zum „Weißen Roß“, dann bis Kötzschenbroda und in den 1920er Jahren bis nach Zitzschewig. Schnell war auch der Name „Lößnitzschaukel“ gefunden, denn die fast acht Meter langen Trieb- und Beiwagen gerieten auf der schmalen Spur recht häufig ins Wanken. Die Lößnitzbahn war bis zum fertiggestellten Umbau auf Stadtspur im Jahre 1929 für die Stadtrand- und Vorortbevölkerung ein beliebtes und wichtiges Verkehrsmittel zugleich.
Auf ihrem Dresdner Streckenabschnitt machte sie halt an den Gaststätten „Goldenes Lamm“ (heute Freie evangelische Gemeinde) und „Zum Feldschlößchen“ (heute Theaterhaus Rudi), desweiteren an der Leipziger Straße in Nähe des Bahnhofs Trachau (heute nur Bushaltestelle) und an der Gaststätte „Waldvilla“ (heute Li-iL Werk, keine Haltestelle mehr).
Zwischen „Goldenem Lamm“ und „Feldschlößchen“ reihte sich dereinst Geschäft an Geschäft. Dazu gehörten auch der Obst- und Gemüsewarenhandel im Haus Leipziger Straße Nr. 242, ab 1920 die „Trachauer Markthalle“ genannt, und das einem Privatier gehörende Nachbargrundstück, die Leipziger Straße Nr. 240, in dem damals vier Familien wohnten und die Witwe Ernestine Federlein einen Trödelhandel betrieb. In dem mehrstöckigen Mietswohnhaus Leipziger Straße Nr. 244/246, abgerissen in den 1970er Jahren, befanden sich unter anderem eine Fleischerei sowie ein Spezialgeschäft für Tabakwaren.
Zur „Trachauer Markthalle“ ist anzumerken, dass sie im Jahre 1992 geschlossen wurde. Nachdem fast zehn Jahre lang die Gaststätte „Sachsenklause“ im Haus ihr Glück versucht hatte, zog im November 2006 „Eis & Süßwaren Andreas Keyl“ ein. Heute beschäftigt diese Firma mehrere Mitarbeiter und verkauft ihre Produkte auch in Radebeul (Meißner Straße Nr. 29) und in der Dresdner Johannstadt (Pfotenhauerstraße Nr. 80).
In den letzten fast sechs Jahrzehnten hat sich das Straßenbild in diesem Abschnitt so grundlegend verändert, dass es einem Vergleich mit dem damaligen nicht mehr standhält.
Und es verändert sich weiter. Wie Pieschen Aktuell bereits berichtet hat, könnte das Grundstück in der Leipziger Straße 240 Gründungsstandort für die Kulturwerkschule werden. Michael Hecht, einer der Gründer der freien Schule, hat das Areal erworben und inzwischen die Gebäude abreißen lassen. Möglich wäre, dass hier zunächst eine Zwischenlösung für den Schulstart im August 2018 errichtet wird.
4 thoughts on “Brendler’s Geschichten: Pferdebahn, Elektrische und Lößnitzschaukel in der Leipziger Straße”
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Danke für den interessanten Artikel! Hab ihn gleich mal hier verlinkt: https://de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Stra%C3%9Fe_(Dresden)
Hallo Brendler,
ich muss eine kleine Anmerkung zum, in Ihren Artikel erwähnten Haus, Leipziger Str. 244, machen. Das Haus stand 1989 noch. Warum? Meine damalige Lebensgefährtin und jetzige Frau und ich, waren die letzten Mieter und sind dort im Frühjahr 1989 ausgezogen. Erst danach wurde das Haus, irgendwann im Sommer oder Herbst abgerissen. Zum Haus und dem Zustand, zum Zeitpunkt unseres Auszugs und wieso es nur noch abgerissen werden konnte, könnte ich einiges erzählen.
Was natürlich sein kann ist, dass in den 1970er Jahren, ein Gebäude auf dem Grundstück Nr. 246 abgerissen worden ist. Das jetzt dort befindliche „Schmidts Bistro“, ist ein Ausbau eines Gebäudes, welches nicht direkt an der Straße gelegen, quasi ein Hinterhaus ist. Wie
es im dortigen Abschnitt der Leipziger, einige gibt.
Das Nachbargrundstück, also die Nr. 242 wurde nicht als „Trachauer Markthalle“ geschlossen, sondern der Vater von Andreas Keyl, hat sein Geschäft „Obst und Gemüse Keyl“ 1992 geschlossen. Das Gebäude war schon damals in seinem Besitz und er hat es dann vermietet, bis Andreas Keyl das Haus seines Vaters, 2007 umgebaut hat und es sozusagen als seinen Firmensitz, für seine schon seit 2003 bestehende Eisproduktion, zu wählen. Sein Vater hat wohl zuvor, schon das Grundstück Nr. 244, nach dem Abriss, angemietet und als Parkplatz genutzt. Danach hat es dann Andreas Keyl gekauft.
Gerne stelle ich Ihn Unterlagen zur Verfügung, die dass zum Grundstück Nr. 244 geschriebene, belegen.
Ich hoffe Sie sehen mir meine Anmerkungen nach.
Der Paul
Hallo „Der Paul“, zuerst will ich mich für Ihre „kleine Anmerkung“ bedanken, zeigt sie mir doch, dass meine durch Pieschen Aktuell öffentlich gemachten Geschichten aus der Geschichte des Dresdner Nordwestens zur Kenntnis genommen werden. Und zweitens bin ich für jeden Hinweis dankbar, weil sich dadurch mein bisheriges „Wissen um die Dinge“ immer mehr vervollständigt. Sie kennen doch den Spruch: „Es ist des Lernens kein Ende.“ Die Geschichte der Grundstücke Leipziger Straße Nr. 244 und 246 war mir vor Ihrer Anmerkung so exakt nicht bekannt. Ich nehme also mit einem Dankeschön zur Kenntnis: Das Haus Leipziger Straße Nr. 244 wurde in den letzten Monaten des Jahres 1989 abgerissen. Zur Nr. 246 würde ich Schmidt’s noch mal befragen.
Und was die „Trachauer Markthalle“ betrifft, so weiß ich Folgendes:
„Im Haus Leipziger Straße Nr.242 eröffnete noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges Schneidermeister Müller einen Obst- und Grünwarenmarkt. Seine Nachfolger waren Max Käseberg (bis 1957), Leander Müller (bis 1983) und Alexander Keyl (bis 1992).“
Andreas Keyls Vater nannte sein Geschäft „Obst und Gemüse Keyl“, das ist natürlich richtig, und bei Leander Müller stand am Haus wohl auch schon „Obst und Gemüse“. Den Begriff „Trachauer Markthalle“ hatte ich mehr im übertragenen Sinne gemeint. Mit besten Grüßen Brendler
Lieber Herr Brendler, vielen Dank für Ihre immer wieder interessanten Beiträge zur Pieschener Geschichte. Ich bin jetzt 53 Jahre alt und geborener Pieschener, aber vieles ist für mich neu und lesenswert. Und ich stimme Ihnen zu, dass es wichtig ist, die Fakten genau zu kennen. Bitte schreiben Sie weiter über unser Viertel, denn Geschichte kann man nur so nachvollziehen! Ich freue mich auf Ihren nächsten Beitrag, liebe Grüße