Uwe Sochor ist sauer, richtig sauer. In der Nacht zum Montag haben dreiste Diebe auf seiner Baustelle in der Bürgerstraße zwischen 500 und 700 Kilogramm Kupferkabel gestohlen. Die Einbrecher mussten dafür eine verschraubte Platte im Flachdach aufbrechen. Den Wert der gestohlenen Kabel schätzt Sochor auf etwa 1.000 Euro, der Sachschaden allerdings liegt um ein vielfaches höher – 25.000 bis 30.000 Euro. Grund für diese Schadenshöhe ist der Umstand, dass fast alle Kabel bereits verbaut waren.
„Alles, was aus Kupfer war und nicht unter Putz lag, wurde einfach abgeschnitten“, schildert Sochor die Lage. Stromkabel, Datenkabel und Kühlleitungen seien betroffen. Er vermutet, dass vor kurzem bei einem Einbruch die Lage von den Dieben sondiert wurde. Danach hätte man die Baustelle und die Zugänge noch extra gesichert. Dies sei offenbar der Grund dafür, dass die Diebe über das Flachdach eingestiegen sind.
Jetzt sieht der Inhaber des Frankreichladens Savoir vivre den Eröffnungstermin für sein neues Domizil gefährdet. Beim Richtfest Anfang Februar hatte er sich auf den 25. Oktober, den Dienstag nach den Herbstferien, festgelegt. Jetzt, so Sochor, sei schon der Übergabetermin für das Objekt am 19. September gefährdet. Der Vorsprung, den die Bauarbeiter durch den milden Winter herausholen konnten, sei dahin. Er steht in der künftigen Küche vor der Kühlzelle, die schon erkennbar ist, und zeigt auf die zerfledderten Enden eines dicken Kabels, das verloren aus der Decke ragt. Daneben sind dünne Kabel einfach abgetrennt.
Insgesamt mehr als 100 abgeschnittene Kabelenden hat Elektriker Mark Püschel von der Firma Büttner Elektrotechnik bisher gefunden. Statt die Arbeiten fertigzustellen, müssen sie jetzt Ende für Ende mit neuen Kabeln verbinden und diese wieder verlegen. Besonders schwierig sei die Reparatur der Datenkabel. Zwar könne man mit Datenverbindern neue Kabel an die noch verbliebenen, unter Putz und im Beton liegenden, Reste anklemmen, die Folgen für die Übertragungsgeschwindigkeit müssten erst noch getestet werden, erklärt Püschel. Kupferdiebstahl kennt er auch von anderen Baustellen der Firma, nicht nur in Dresden, auch in Westdeutschland. Er hat den Diebstahl am Montag früh bei Arbeitsbeginn entdeckt und die Polizei gerufen. Die Beamten hätten auch nach Fingerabdrücken auf Kabeln und Schränken gesucht.
„Die Datenkabel sind das Herzstück des Ladens, da hängt die gesamte Warenwirtschaft, die Kassen für Bistro und Ladengeschäft dran, alle Daten für das Finanzamt laufen über dieses Netzwerk“, erklärt Sochor. Noch in dieser Woche soll die Alarmanlage in Betrieb gehen. Das war eigentlich erst geplant, wenn das Lager eingeräumt ist.
Immer wieder werden Baustellen von Kupferdieben heimgesucht. Vor vier Wochen registrierte die Polizei den Diebstahl von 130 Metern Kupferkabel am Moritzburger Weg, zwei Wochen später von 20 Metern in der Pfotenhauer Straße. Auch Bahnanlagen sind immer wieder betroffen. Gerade erst konnte die Bundespolizei zwei Diebe zwischen Cotta und Kemnitz auf frischer Tat stellen, die Kupferkabel von den Oberleitungsmasten abmontiert hatten. Die Einbrecher in die Baustelle Frankreichladen konnten samt Diebesgut entkommen. Fast unter den Augen der Polizei. Das Revier Dresden Nordwest liegt schräg gegenüber.
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