Anzeige

Schramm Möbelmanufaktur


ifo-Gutachten sieht Chancen für neue Stiftung: Bitcoin-Milliarden für Sachsens Zukunft?

Logo

Kann ein digitaler Schatz Sachsens wirtschaftliche Zukunft sichern? Diese Frage steht im Zentrum eines vielschichtigen Plans, bei dem es nicht nur um Milliardenwerte, sondern auch um politische Grundsatzentscheidungen geht. So soll eine „Zukunftsstiftung Sachsen“ neue Perspektiven für Industrie, Innovation und regionale Strukturen schaffen, mit einem Fokus auf langfristigem Denken statt kurzfristiger Verteilung. Doch bevor das Konzept Realität werden kann, sind finanzielle, rechtliche und gesellschaftliche Hürden zu lösen.

Entwickelt sich aktuell prächtig: Der Bitcoin - Foto: KI
Entwickelt sich aktuell prächtig: Der Bitcoin – Foto: KI

Wie eine Stiftung Sachsens Wirtschaft zukunftsfähig machen soll

Sachsens Wirtschaft kämpft mit altbekannten Problemen, nämlich niedriger Produktivität, Rückstand gegenüber westdeutschen Bundesländern und fehlenden Impulse für lang anhaltendes Wachstum. Ein neues Ifo-Gutachten schlägt nun vor, als langfristige Strategie mit einer Zukunftsstiftung Sachsen gegenzusteuern. Zum Start empfehlen die Studienautoren ein Volumen von 150 Millionen Euro. Später könnten es sogar bis zu 2,5 Milliarden Euro werden.

Zu den Initiatoren gehören die Industrie- und Handelskammer Leipzig, der Energieversorger VNG und das Innovationsnetzwerk SpinLab. Sie wollen zeigen, dass Sachsen mehr kann, sofern gezielt in moderne Strukturen investiert wird. Der wirtschaftliche Rückstand ist deutlich messbar, derzeit liegt der Freistaat beim Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigem nur auf Platz 15 bundesweit.

Seit dem Jahr 2019 tritt die wirtschaftliche Leistung auf der Stelle, die Produktivität wächst kaum noch. Zu den dringend nötigen Investitionen zählt aber nicht nur die Förderung von Industrie, sondern auch Infrastrukturprojekte wie der Glasfaserausbau im Dresdner Norden.

Dazu kommt, dass spätestens ab 2028 wichtige Zuschüsse der EU-Förderung wegfallen. Die Zeit drängt also. Ziel der Stiftung wäre es, mit sächsischen Mitteln statt europäischer Finanzstütze diese Lücke zu schließen.

Finanzierungsmodelle im Spannungsfeld von Sicherheit und Risikobereitschaft

Viele Wege führen bekanntlich nach Rom oder eben zur finanziellen Grundlage für eine Stiftung. Im aktuellen Vorschlag des Ifo-Instituts soll sich die Zukunftsstiftung aus mehreren Quellen speisen. Neben allgemeinen Steuereinnahmen sind auch Mittel aus einem Klimafonds, Erträge aus dem schrittweisen Verkauf von Bitcoin-Erlösen sowie mögliche Zinsgewinne vorgesehen. Als Vorbild wird Bayern genannt, wo man für die „Hightech-Offensive“ ganz pragmatisch Staatsbeteiligungen verkauft hat.

Ein alternatives Finanzierungsmodell setzt auf risikoreichere Methoden, vereinzelt wurde gar das Hochrisikomodell Krypto-Future-Trading genannt, es kommt jedoch zunehmend in die Kritik. Denn was Sie über Krypto Future Trading wissen müssen, ist, dass es sich hier um ein Hebelgeschäft handelt, das institutionell zwar eher zur Absicherung dienen soll, jedoch eine hohe Komplexität und Risiken birgt. Experten sehen darin kein tragfähiges Konzept, gerade angesichts der starken Schwankungen bei Kryptowährungen.

Die stabilere Variante wäre ein langfristiger Kapitalstock, der sich aus dem Verkauf von digitalen Reserven (Stichwort: Bitcoinschatz) speist und durch Zinsen wächst. So ließe sich schrittweise Vertrauen aufbauen, ohne auf wackelige Konstruktionen zu setzen, ganz im Sinne eines soliden Finanzierungsmodells.

Was es mit Sachsens Kryptoschatz auf sich hat

Dass Sachsens Finanzpolster tatsächlich aus digitalen Quellen stammen könnte, klingt fast wie ein Krimi. Im Zuge eines internationalen Strafverfahrens rund um die Film-Plattform Movie2k konnten etwa 50.000 Bitcoin sichergestellt werden. Die Seite hatte zwischen 2008 und 2013 Hunderttausende Raubkopien verbreitet und mit Werbung Millionen verdient. Einer der Betreiber übergab die digitalen Guthaben freiwillig an das LKA Sachsen. Der aktuelle Marktwert des sogenannten Kryptoschatzes liegt bei rund 2,83 Milliarden Euro.

Ein kleiner Teil wurde bereits verkauft. Davon flossen in den vergangenen Wochen rund 142 Millionen Euro in die Sicherung der Vermögensabschöpfung, um somit illegale Gewinne der Allgemeinheit zurückzuführen. Der restliche Erlös liegt derzeit bei der Bundesbank. Da es bislang keine klare rechtliche Entscheidung über seine Verwendung gibt, bringt das Geld aber keine Zinsen und bleibt vorerst unangetastet.

Rechtliche Hürden und politische Trennlinien im Umgang mit den Erlösen

Bevor Sachsen die Bitcoin-Milliarden ausgeben kann, gilt es einiges zu klären. Da das Geld aus einem laufenden Strafverfahren stammt, ist seine Verwendung strikt geregelt. Derzeit dürfen Verkaufserlöse nur zur Vermögenssicherung eingesetzt werden. Wann und wie das passiert, entscheidet nicht der Landtag, sondern allein die Justizbehörden.

Eine gesetzliche Grundlage für die weitere Verwendung fehlt bislang komplett. Weder Ministerien noch politische Gremien dürfen über Ausgaben entscheiden, solange kein haushaltsrechtlicher Rahmen steht. Dabei hofft das Finanzministerium, mithilfe langfristiger Zinserwirtschaftung das absehbare Defizit von aktuell rund 385 Millionen Euro abzufedern.

Im Landtag findet die Idee einer Stiftung wachsenden Zuspruch. Mehrere Fraktionen sehen darin die Chance auf langfristige Investitionen, fordern im Gegenzug aber klare Regeln. Insbesondere eine gesetzlich verankerte Zweckbindung der Mittel und eine verlässliche Kontrolle durch das Parlament stehen auf der Liste. Denn solange die Verwendung nicht klar geregelt ist, bleibt viel Raum für Streit zwischen Regierung, Opposition und Behörden.

Kommunale Forderungen, Gerechtigkeitsfragen und Budgetkonflikte

Aus kommunaler Sicht ist klar, wem das Geld zugutekommen sollte. So fordern Städte, Gemeinden und Landkreise eine feste Beteiligung am Bitcoin-Vermögen, idealerweise 35 Prozent des Gesamtvolumens. Das wären rund 924 Millionen Euro, die direkt in die lokale Wirtschaftsförderung fließen könnten. Besonders ländliche und strukturschwache Regionen sollen davon profitieren. Jedoch geht es um mehr als Geld, denn für die Kommunen steht das Solidaritätsprinzip im Vordergrund, das bestehende Unterschiede innerhalb des Freistaats ausgleichen soll.

Auf Landesebene sieht man das allerdings anders. Die Mittelverwendung ist bereits teilweise im Haushaltsplan eingeplant. Viele Erlöse sollen dabei helfen, aktuelle Finanzlücken im Land zu stopfen. Kommunale Vertreter kritisieren das als verfrühten Zugriff auf Vermögen, das rechtlich noch gar nicht verfügbar sei. Zwischen den Ebenen entbrennt so ein offener Haushaltskonflikt.

Auch inhaltlich gehen die Meinungen auseinander. Während die einen die geplante Stiftung als notwendige Strategie für langfristige Investitionen verstehen, sprechen Kritiker von einem instabilen Modell mit fragwürdigen Risikopotenzialen. Die Diskussion verdeutlicht, dass es auch um Vertrauen, klare Regeln und eine kommunale Beteiligung an Entscheidungen geht.

Ob der Ausgleich gelingt und wie viel Mitsprache den Regionen am Ende zusteht, ist derzeit offen. Die wirtschaftliche Lage vieler Gemeinden macht jedoch deutlich, dass der Druck zu handeln wächst.

Welche Weichen jetzt gestellt werden müssen

Was nun zählt, sind klare Entscheidungen. Die Bitcoin-Milliarden, die Sachsen unverhofft zur Verfügung stehen, könnten zur Investitionschance des Jahrzehnts werden, sofern sie nicht im politischen Stillstand verpuffen. Ohne feste Regeln, gemeinsame Zielvorstellungen und rechtliche Rahmenbedingungen droht das Kapital dort zu liegen, wo es keinem hilft, nämlich unangetastet auf Bankkonten.

Eine Stiftung mit Weitblick braucht mehr als gute Absichten. Denkbar wäre etwa, die digitalen Reserven schrittweise zu verkaufen und die Erlöse durch kluges Anlegen weiterzuentwickeln. Statt kurzfristige Haushaltslöcher zu stopfen, würde sich ein gezielter Kapitalaufbau über Jahre entfalten und nachhaltige Projekte anschieben. Doch dieser Ansatz funktioniert nur, wenn alle Entscheider an einem Strang ziehen.

Derzeit fehlt es allerdings an Koordination. Verschiedene Interessen, parteipolitische Gräben und Unsicherheit in der Auslegung des Haushaltsrechts bremsen den Start. Dadurch entsteht für Kommunen, Unternehmen und die Bevölkerung der Eindruck, dass die Chance da ist, aber niemand zugreift.

Doch viel Zeit bleibt nicht: Ab 2028, also in weniger als vier Jahren, läuft ein Großteil der EU-Förderung aus. Ist bis dahin keine funktionierende Stiftung aufgebaut, droht der Freistaat bei der wirtschaftlichen Wende zurückzufallen. Die Uhr tickt und nicht die Höhe des Geldes wird entscheiden, sondern der Mut zur rechtssicheren und gemeinsamen Umsetzung.