Brendler’s Geschichten: Das Theaterhaus „Rudi“ und seine Geschichte (Teil 2)

In den zwei Jahrzehnten nach seiner Eröffnung am 28. Dezember 1957 entwickelte sich das Jugendklubhaus „Rudi Arndt“ zu einem beliebten Treffpunkt der Jugend im Stadtbezirk Dresden-Nord. Jugendtanz, Klubabende, Diskotheken und andere kulturelle Veranstaltungen zogen sogar Jugendliche aus Dresden und Umgebung an. In immer stärkerem Maße machten sich aber bauliche Schäden und ausstattungsmäßige Mängel am und im Gebäude bemerkbar. Eine Reihe von Veranstaltungen, zum Teil für ältere Jugendliche, verlegte deshalb die Klubhausleitung nach außerhalb.

Kleinere Werterhaltungsmaßnahmen und Teilrekonstruktionen konnten die Schließung des Hauses zum Zwecke der Gesamtrekonstruktion zwar hinauszögern, zu umgehen war sie nicht. Nachdem 1976 das Gaststätten- und Wohngebäude Fechnerstraße Nr.2a, Heimstatt des Jugendklubhauses, durch den Rat des Stadtbezirkes Dresden-Nord erworben wurde, entschieden 1978/79 die zuständigen Instanzen: „Das Haus wird einer komplexen Rekonstruktion unterzogen, es bleibt in seiner Gesamtheit aber als ein Zentrum der Jugend erhalten.“

Am 28. November 1981 wird das Jugendklubhaus „Rudi Arndt“ wieder eröffnet. Quelle: Archiv K. Brendler

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Nach fast dreijähriger Bautätigkeit erstrahlte der große Saal in neuem Glanz und bot Platz für 110 Personen. Der ehemalige Klubraum war nun ein Tagescafé für die Bevölkerung mit 36 Plätzen. Durch den neu gestalteten Disco-Keller erhöhte das Haus seine Gesamtkapazität um 50 Prozent auf 370 Personen.

In renovierten Räumen nahmen Arbeitsgemeinschaften, Zirkel und Klubs ihre Arbeit auf. Das Haus hatte neue Fenster und Türen bekommen. Die Elektroenergieanlage war umgebaut, ein moderner Sanitärtrakt installiert und ein Spielplatz angelegt worden. Für die Bauleistungen am Gebäude sowie für die Ausstattung und die Ausgestaltung im Haus wurden über 1,25 Millionen Mark aufgewandt.

In den 1980er Jahren trat Wolfgang „Wolle“ Förster mit seiner Diskothek oft im „Rudi“ auf. Quelle: Archiv Wolfgang Förster

Am 22. Januar 1988 fand im Jugendklubhaus, das seit 1983 dem Rat des Stadtbezirkes Dresden-Nord (Abteilung Kultur) unterstellt war, die Festveranstaltung anlässlich der 30. Wiederkehr seiner Eröffnung als Jugendeinrichtung statt. Die Bilanz der Jahre zwischen 1981 und 1990 konnte sich sehen lassen. Im Saal wurden über die Zeit nahezu 50.000 Gäste begrüßt.

Wettbewerbe im Breakdance und im Gesellschaftstanz gehörten zum Veranstaltungsprogramm, ebenso Wohngebiets- und Kinderfeste, Filmdiskotheken, Auftritte von Rockbands u.v.m. Zum Beispiel wies das Programm für den Monat September 1987 insgesamt acht Jugendtanzveranstaltungen aus. Aktuell waren damals u.a. die „Galactic-Disko“, „Paramount“, „Orakel-Disko“ und „Wolles-Dynamic-Disko“.

Die Kontaktanzeige hatte 1992 u.a. auch die „Trachauer Bürgerzeitung“ veröffentlicht. Quelle: Archiv K. Brendler

Im Jahre 1990 verabschiedete sich das Haus vom Profil des Jugendklubhauses. Weil „Mittzwanziger“ die bevorzugte Zielgruppe sein sollten, hieß es nun „twenty five“. Die von 1990 bis 2005 erscheinende „Trachauer Bürgerzeitung“ schrieb in der Novemberausgabe 1992: „Nach anfänglichen Startschwierigkeiten präsentiert sich das Haus an der Kaditzer Fechnerstraße Nr.2a als ein frisch renoviertes, attraktives Kulturzentrum mit breitem und umfangreichem Angebot.“ Und weiter: „Es ist das Domizil für eine Reihe von Vereinen, Gruppen und kulturelle Einrichtungen. So sind neben anderen der Dresdner Carnevalsclub, die Kabaretts ‚Die Hofnarren‘ und ‚Die Pfefferlinge‘, die Städtische Musikschule Dresden sowie der Jugendfreizeitklub ‚OASE’ e.V. ansässig“.

Letztgenannter Verein betreibt seit seiner Gründung im Jahr 1992 in der 1. Etage des Hauses einen offenen Jugendtreff und wird durch das Jugendamt und den Freistaat Sachsen gefördert. Im Laufe des Jahres 1997 hatte sich im „twenty five“ auch das seit 1986 bestehende „theater 50“ einquartiert. Zu dessen Mitbegründern gehörten u.a. der Kabarettist und Schauspieler Olaf Böhme (1953-2019) und der Gründer der Dresdner Pantomime-Szene Ralf Herzog.

Veranstaltungsprogramm des „Rudi“ vom Oktober 1997. Quelle: Archiv K. Brendler

Offensichtlich gelang es aber nicht, das Konzept eines Kunst- und Kulturzentrums auf die Dauer umzusetzen, zumal dringend notwendige bauliche Maßnahmen empfindliche Unterbrechungen im gesamten Veranstaltungsbetrieb mit sich brachten. So war nur folgerichtig, dass der Ortsbeirat Pieschen beschloss, das Kunst- und Kulturzentrum „twenty five“ in Stadtteilkulturhaus „Rudi“ umzubenennen. Dem Antrag erteilte der Dresdner Stadtrat im September 1997 seine Zustimmung.

Das „theater 50“ arbeitete unter „neuen Namen“ in gewohnter Form als „die schräge Bühne im Rudi“ weiter. Alle anderen Räume wurden für verschiedenste Veranstaltungen und die Theaterschule genutzt. Schon 1999 hatten sich aber Probleme im Zusammenhang mit dem Fortbestehen des „theater 50“ angedeutet. Auf Grund der kommunalen Sparpolitik der Stadt Dresden wurde es schließlich zum 1. Januar 2000 geschlossen. Unmittelbar danach bezogen die Landesbühnen Sachsen für zwei Jahre Theatersaal und Theaterkeller.

Heidi Geiler, damals Leiterin des sozio-kulturellen Zentrums „Rudi-die Kulturtreppe“, schrieb in der „Trachauer Bürgerzeitung“ (Januar 2000): „So wie unsere Besucher die Angebote seit vielen Jahren nutzten, werden Kurse auch weiterhin stattfinden. Darüber hinaus können ab Februar an den Wochenenden, meist Freitag und Sonnabend, Theatervorstellungen im Saal oder Theaterkeller besucht werden. Dabei wird im Spielplan besonders den Dresdner Amateurtheatern ein fester Platz eingeräumt.“

Das Theaterhaus „Rudi“ ist nicht nur im Dresdner Stadtbezirk Pieschen eine gefragte Adresse. Foto: K. Brendler (2024)

Dem ständigen Theater um das Stadtteilkulturhaus „Rudi“ und seine Nutzung wurde am 5. Februar 2002 mit einem klaren Bekenntnis zum Theater als Spielbühne für Freie Theatergruppen und Amateurtheater ein Ende gemacht. An diesem Tag ergriffen die künftigen Nutzer symbolisch Besitz von den Brettern, die ihnen „die Welt bedeuten“. Sie eröffneten das Haus mit der ersten Vorstellung als „Amateurtheaterhaus Rudi“. Ihre Konzeption wurde schließlich im Mai 2002 vom Stadtrat bestätigt.

Am 17. Juni 2022 konnte das Theaterhaus „Rudi“ auf zwei Jahrzehnter erfolgreicher Arbeit als Proben- und Aufführungszentrum Dresdner Amateurtheater verweisen. Das 1990 gegründete und monatlich über das kulturelle Leben der Stadt berichtende DRESDNER Kulturmagazin veröffentlichte in seiner diesjährigen Februarausgabe die Ergebnisse der DRESDNER Jahresumfrage 2023. Noch vor dem Schauspielhaus und dem Societaetstheater belegte das Theaterhaus „Rudi“ in der Kategorie „Lieblingstheater“ zum dritten Mal in Folge den ersten Platz. Im Haus befinden sich auch die Büros des Landesverbandes Amateurtheater Sachsen (LATS) und des Theaterpädagogischen Zentrums Sachsen (TPZ).

Anmerkung: Teil 1 der Geschichte des Theaterhauses „Rudi“ – „Vom „Feldschlößchen“ zum Jugendklubhaus „Rudi Arndt“ erschien am 29. Dezember 2023

Brendler’s Geschichten ist eine Serie, in der Klaus Brendler für das Onlinejournal Pieschen Aktuell in loser Folge an Orte, Ereignisse und Personen im Stadtbezirk Pieschen erinnert. Der Stadtteilhistoriker und Autor war von 2007 bis 2023 Vorsitzender des Vereins „Dresdner Geschichtsmarkt“ und von 2002 bis 2022 Leiter der „Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest“. Er lebt in Dresden-Trachau.
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Ein Kommentar zu “Brendler’s Geschichten: Das Theaterhaus „Rudi“ und seine Geschichte (Teil 2)

  1. Angela F. sagt:

    In den Jahren vor Corona haben die Schüler des künstlerischen Profils am Pestalozzi-Gymnasium dort ihre gut besuchten Schwarzlicht-Theater Aufführungen gezeigt. Wir durften auch den Probenraum im Keller nutzen. Es gab gute Unterstützung vor Ort.

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