Frankreichladen-Chef Uwe Sochor liefert das Öl und Tobias König "zaubert" daraus feinste Seife. Foto: J. Frintert

Pieschen-Seife selbst gemacht

Seife – die hat man, ob nun flüssig oder fest, eigentlich jeden Tag in den Händen. Wie wird sie aber hergestellt? Den Pieschener Wissenschaftler Tobias König hat das Thema umgetrieben. Sein Ziel: Selber Seife herstellen.

„Eigentlich ist das ganz einfach“, sagt er. Man nehme etwas Öl und Natronlauge eine Lösung aus Natriumhydroxid und Wasser – dann gilt es kräftig zu rühren. „Der Vorgang selber ist dann etwas komplizierter“, sagt König. Es geht um die richtigen Mengen, auch die Temperatur des Wassers spielt eine Rolle. Natronlauge bekommt man in jeder Apotheke. Wasser gibt es aus der Leitung. Für das Öl hat sich König an den Händler in der Nachbarschaft gewandt. Uwe Sochor, Inhaber des Frankreichladens „savoir vivre“, war von der Idee begeistert.

„Wir haben hier jeden Tag Speiseölreste“, sagt er. Meist sei das Oliven- oder Sonnenblumenöl, in dem Delikatessen wie Tomaten, Zwiebeln und Oliven eingelegt sind. Die Ölreste hat er dem Hobby-Seifen-Sieder überlassen und der hat in der heimischen Küche herumexperimentiert. „Der Vorteil des Öls aus dem Frankreichladen ist, dass es schon duftet, das eingelegten Gemüse und die Gewürze haben Spuren hinterlassen“, erzählt König. Entsprechend habe es dann auch bei ihm zu Hause gerochen.

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Traditionelle Herstellung

„Durch die Zugabe der Natronlauge wird das Öl aufgespalten“, erläutert König. Durch die Zugabe von Wasser entsteht dann eine zähflüssige Emulsion, die nach einer Weile fest wird. „Ich habe mich bei der Rezeptur an der traditionellen Aleppo-Seife orientiert, der vermutlich ältesten Art der Seifenherstellung überhaupt“, sagt der Wissenschaftler. Mit dem schonende Siedeverfahren bewahrt sich die natürliche Pflegewirkung der Öle. Die Seife zeichnet sich durch einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren aus, damit ist sie besonders für empfindliche Haut geeignet.

Eine solche Seife, die wegen ihrer hohen Pflegewirkung beim Waschen leicht schleimig wird, hätte im Supermarkt wohl keine Chance. „Die geringe Festigkeit und Stabilität sind jedoch ein Zeichen für die die Frische der Zutaten“, so König. Die kleinen Seifebrocken gibt es nun im Frankreichladen auf der Oschatzer Straße. Da weder König noch Sochor ein Geschäft daraus machen wollen, wird die Seife ohne Verpackung verschenkt. „So können wir den ökologischen Fußabdruck reduzieren und die Umweltbelastung minimieren“, sagt Sochor.

Die kleinen Bröckchen "Pieschener Seife" gibt es geschenkt, Spenden werden gern gesehen. Foto: J. Frintert

Die kleinen Bröckchen „Pieschener Seife“ gibt es geschenkt, Spenden werden gern gesehen. Foto: J. Frintert

Auf dem Etikett der Aleppo-inspirierten Naturseife ist zu lesen: Sonnenblumenöl und Olivenöl sind Auszugsöle aus Tomaten, Zwiebeln und Oliven, verfeinert mit Lorbeeröl. Diese Seife ist eine Hommage an die traditionelle Aleppo-Seife, modern interpretiert mit lokalen, nachhaltigen Zutaten aus dem Frankreichladen in Pieschen. Tobias A.F. König, Februar 2024.

Mit der Pieschener Seife wollen die Beiden nicht nur ein hochwertiges Produkt schaffen, sondern auch eine Brücke zwischen den lokalen Akteuren und dem Gemeinwesen schlagen. „Sie steht symbolisch für das, was in Pieschen möglich ist – die Verbindung von Tradition, Innovation und nachhaltigem Handeln“, sagt König.

4 Kommentare zu “Pieschen-Seife selbst gemacht

  1. Ines von der Elbaue sagt:

    Das ist ja wirklich mal eine tolle Idee der Wiederverwendung von Speiseölresten! :) Darauf muss man erstmal kommen.

  2. Fahrradfahrer Bob sagt:

    Tolle Idee der Weiterverwertung, allerdings wissen wir ja dankenswerterweise heutzutage, dass seifenfreie Waschmittel zu bevorzugen sind. Durch die Natronlauge haben Seifen einen basischen pH-Wert, die Haut (und deren bekannter Säureschutzmantel) dagegen ist sauer.

    Nicht umsonst gibt es inzwischen überall und auch von der BG empfohlen pH-hautneutrale, seifenfreie Waschlotionen mit pH von ca. 5.5 (leicht sauer).

  3. Tobias A.F. König sagt:

    Liebe Ines von der Elbaue! Vielen Dank für dein positives Feedback! Es freut mich sehr zu hören, dass dir die Idee der Wiederverwendung von Speiseölresten gefällt. Die Inspiration dazu habe ich aus dem Buch „Plastiksparbuch“ vom smarticular Verlag erhalten, das ich im Verpackungslosladen gekauft habe – dem Vorgänger des heutigen Frankreichladens auf der Oschatzer Str. 18. Es macht mir besondere Freude, diese Idee in die Praxis umzusetzen und zu zeigen, wie wir mit kreativen Lösungen Ressourcen schonen und gleichzeitig etwas Nützliches für unsere Gemeinschaft in Pieschen schaffen können.

  4. Tobias A.F. König sagt:

    Vielen Dank Radfahrer Bob für den wichtigen Hinweis und die konstruktive Kritik zu unserem Artikel. Es ist richtig, dass die moderne Hautpflege und -forschung die Vorteile von pH-hautneutralen, seifenfreien Waschlotionen hervorhebt, um den natürlichen Säureschutzmantel der Haut zu erhalten. Meine ersten Seifenexperimente hatten tatsächlich zum Ziel, eine hautneutrale Seife zu entwickeln. Ich merkte aber schnell, dass dabei eine Mischung aus verschiedenen Inhaltsstoffen wie Tensiden, Ölen und Zusatzstoffen entstand, die nicht die gewünschte Synergie wie bei der traditionellen Seifenherstellung mit Natronlauge ergab.
    Unser Ziel mit diesem Projekt war es jedoch, ein Reinigungsmittel zu schaffen, das sich auf einfache, natürliche Zutaten stützt und dabei eine der ältesten und bedeutendsten Errungenschaften der Menschheit nutzt. Dabei geht es uns nicht nur um die technische Seite der Seifenherstellung. Wir möchten auch das Kulturelle, das Soziale und das Lokale in den Vordergrund rücken. Die Tradition der Seifenherstellung verbindet Generationen und Kulturen, fördert das lokale Handwerk und unterstützt die Idee einer nachhaltigen und bewussten Lebensweise.
    Wir verstehen, dass die Wahl des richtigen Reinigungsmittels sehr individuell ist und von persönlichen Vorlieben sowie Hauttypen abhängt. Deshalb ist es uns wichtig, über die Vielfalt der Möglichkeiten aufzuklären und dabei die Bedeutung von Tradition, Gemeinschaft und lokaler Produktion zu betonen. Die Rückbesinnung auf einfache Methoden und Zutaten ist nicht nur ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, sondern auch ein kultureller und sozialer Akt, der Menschen verbindet und Werte wie Achtsamkeit und Respekt für unsere Umwelt fördert.
    Wir schätzen Ihren Kommentar sehr und nehmen ihn als Anregung, weiterhin über die Auswirkungen und Möglichkeiten unserer Entscheidungen nachzudenken und zu diskutieren. Es ist uns ein Anliegen, eine offene und vielfältige Diskussion zu führen, die sowohl die Wissenschaft hinter den Produkten als auch deren kulturelle und soziale Bedeutung berücksichtigt.

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