Im Zentralwerk Dresden findet im November und Dezember das Festival „Inter Hoch 3“ statt. Es ist eine dreiteilige Veranstaltungsreihe, die sich mit dissidenter Kunst in der DDR und in den sozialistischen Nachbarländern befasst. Anlass ist das 40-jährige Jubiläum des Festivals „Intermedia I“, das 1985 in Coswig stattfand.
Das interdisziplinäre Format setzt sich aus Ausstellungen, Projekten und Veranstaltungen zusammen und versteht sich als kollektive Spurensuche zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Es erinnert an das Festival „Intermedia I“, das 1985 in Coswig stattfand und als Moment künstlerischer Selbstermächtigung in der DDR gilt.
In Kooperation mit Partnern wie Zonic (Leipzig), dem Studio Bubec (Prag) und Studierenden der Hochschule für Bildende Künste Dresden werden künstlerische Positionen zwischen Intermedia, Internationalität und Intergenerationalität erfahrbar gemacht. Das Festival wird von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert, mit Unterstützung von Pilsner Urquell. Programmänderungen sind möglich.
Teil 1: Erinnerung an Intermedia I
Der Festivalauftakt am 14. November steht im Zeichen der Rückschau auf das Jahr 1985. Um 20 Uhr wird der Dokumentarfilm „Spuren des Performativen – Die Intermedia I in Coswig 1985“ von Thomas Claus gezeigt. Die Collage aus Interviews, Fotos und Tondokumenten entstand 2017 für eine Ausstellung im Dresdner Albertinum.
Anschließend sprechen Christoph Tannert, Osmar Osten, Christine Schlegel und Jürgen Gutjahr über ihre Erfahrungen mit dem damaligen Festival. Tannert war einer der Hauptorganisatoren, Osten beteiligte sich an einer Malaktion, Schlegel arbeitete mit Super8-Filmen, zu denen Fine tanzte, und Gutjahr war mit seinem Projekt „Pffft…!“ vertreten.
Im Anschluss folgen Live-Auftritte von MCH Trio aus Prag und „Pffft…!“ aus Berlin. Mikolas Chadima, Gründer der MCH Band, war in den 1980ern Mitzeichner der Charta 77 und produzierte experimentelle Musik zwischen Punk, Industrial und psychedelischen Elementen. Pffft…! entstand aus der Leipziger Punkband Wutanfall und steht für kompromisslose Industrial-Performances. Der Auftritt in Coswig 1985, bei dem ein Mitglied von der Stasi aus dem Saal getragen wurde, gilt als besonders eindrucksvoll.
Weitere Programmpunkte
Am 15. November treten um 20 Uhr Zuby Nehty aus Prag auf. Die Band ging aus den Projekten Plyn und Dybbuk hervor und zählt zu den ersten komplett weiblichen Formationen der New Wave-Szene im Osten.
Am 16. November beginnt das Programm um 19 Uhr mit einer Präsentation von Christoph Tannert und Alexander Pehlemann. Unter dem Titel *Intermedia I als internationale Imagination* entwerfen sie in kurzen Porträts ein Szenario, wie das Festival 1985 hätte aussehen können, wenn es über die DDR hinaus auf Osteuropa ausgeweitet worden wäre.
Zum Abschluss wird der Film „Nachtlied des Hundes“ des ungarischen Regisseurs Gábor Bódy gezeigt. Der 1983 entstandene und 150 Minuten lange Film kombiniert verschiedene Filmtechniken und erzählt von spiritueller Suche und Ausbruch inmitten widersprüchlicher Realitäten. In der DDR wurde er mehrfach aufgeführt und war in der Subkultur sehr einflussreich.
Das Projekt wird von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert. Partner sind unter anderem Zonic, Studio Bubec und Studierende der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
- Rückblick auf das Intermedia I in der Bundeszentrale für politische Bildung.
- Über den Film „Spuren des Performativen“ von Thomas Claus, den ganzen Film gibt es auf Vimeo.