Anzeige

Schramm Möbelmanufaktur

Der Narr im Hintergarten: Ginmanufaktur „Dresdner Feingeist“

Kinder spielen entspannt Fußball auf der Duckwitzstraße in Pieschen. In vielen liebevoll gepflegten Obstbäumen, Hecken und Blumenrabatten der Vorgärten blüht und summt es. An der Duckwitzstraße 12b angekommen, ruht eine weitläufige Modelleisenbahnstrecke in der abendlichen Hitze des verwunschenen Vorgartens. Zu Besuch beim „Dresdner Feingeist“ gongt man zunächst an der privaten Klingel von „Dr. Eberhard Treufeld“. Doch die Edelbrennerei befindet sich weder in Wohnzimmer noch im Keller von Dr. Treufelds. Sie wartet im Hinterhof.

Unternehmensgründer Dr. Eberhard Treufeld (l.) und Mitarbeiter Falk Czekalla (r.).
Unternehmensgründer Dr. Eberhard Treufeld (l.) und Mitarbeiter Falk Czekalla (r.).

Vom Gartenhaus zum Unternehmenssitz

Das Unternehmen ist lauschig beheimatet im sauber konstruierten Gartenhaus, das sich im hinteren Teil des Grundstücks befindet. Der ehemalige Werkzeugschuppen wurde ausgebaut, isoliert, mit Solarpaneelen bestückt. Die Brennerei und deren Produkte sind Herzstücke von Dr. Eberhard Treufeld und dessen Kollegen, Falk Czekalla. Das Logo der Brennerei ist der Hofnarr von August dem Starken. „Er steht für Freiheit im Geiste, denn Spirituosen gehören zum Festgelage“, betont Treufeld, während Czekalla dies schmunzelnd bestätigt.

Im Selbststudium zum Gin-Experten

Im Zentrum der „feingeistigen“ Aktivitäten, in der Brennerei also, startete Treufeld vor Jahren die Reise hin zu tiefgründigen, komplexen und vielseitigen Gin-Sorten. Der Geschäftsführer war lange Jahre als promovierter Ingenieur in der Automobilbranche tätig, hat in Forschungsgruppen Taxameter entwickelt, die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ berichteten 2018 von seiner Arbeit. Mittlerweile ist Treufeld Pensionär. Im Ruhestand angekommen, suchte er sich eine neue Tätigkeit; die Wahl fiel auf das Herstellen seiner Lieblingsspirituose Gin. Akribisch erarbeitet er sich ein Verständnis der chemischen und physikalischen Prozesse, welche bei der Herstellung von Bränden, Likören und Geisten ablaufen. Er liest, formuliert, probiert und verwirft. Der Inhaber: „Künstliche Intelligenz war bei den Recherchen ein wichtiges Hilfsmittel“.

Anzeige

Heisskalt • 10.09.25 • Stromwerk

Im Jahr 2022 eröffnet er dann die Edelbrennerei „Dresdner Feingeist“. Über private Kontakte schließt sich Falk Czekalla an, ein Freund der Familie und ebenfalls Liebhaber hochwertiger Brände. Das intergenerationelle Duo ergänzt sich. Treufeld arbeitet seinen Kollegen akribisch in alle Herstellungsschritte ein. „Mittlerweile kann ich das auch alles selbst“, meint Czekalla stolz.

Akribie in der Produktentwicklung des "Chamäleons": Mittels ausschließlich natürlicher Bestandteile im Gin wechselt dieser bei Zugabe von Tonic die Farbe von Blau zu Rot.
Akribie in der Produktentwicklung des „Chamäleons“: Mittels ausschließlich natürlicher Bestandteile im Gin wechselt dieser bei Zugabe von Tonic die Farbe von Blau zu Rot.

Auch „Botanicals“ aus dem eigenen Garten

Gin ist eine Wacholderspirituose, deren Reiz in der duftigen Vielfalt des Bouquets – des Geruchs also – und der Würze im Geschmack liegt. Die Beeren sind stets essentieller Teil des Aromas. Sie sorgen für einen ätherischen, harzigen Duft, der auch süßlich in Nase und Gaumen hineinströmt. Treufeld zeigt „Botanicals“ der einzelnen Gin-Sorten. In Gläsern gehütet warten diese Gewürz- und Kräuterkompositionen auf den duftenden Auftritt. Schlehen aus Kamenz, Scharfgarbe und Rotklee aus dem eigenen Garten – „Niemals nutzen wir künstliche Aromen, sondern immer Rohstoffe aus der Natur“, betont Treufeld. Exotischere Kräuter und Gewürze bestellt das Gin-Duo bei einem Gewürzhändler aus der Schwäbischen Alp nach Dresden ein.

Kräuter aus eigenem Anbau und Gewürze aus der Schwäbischen Alp ergeben Aromencocktails von bis zu 40 Zutaten.
Kräuter aus eigenem Anbau und Gewürze aus der Schwäbischen Alp ergeben Aromencocktails von bis zu 40 Zutaten.

Brennblase aus Tirol ist Herzstück

Die Kupferbrennblase ist eine Spezialanfertigung der „Tiroler Kupferschmiede“. Die Destillieranlage leuchtet in metallischem Hellrot. Bis zu 30 Liter Flüssigkeit fasst die Brennblase. „Basis ist eine Mischung aus Wasser und Ethanol“, erklärt Treufeld. Die Mischung wird in der Brennblase auf 79 Grad Celsius erhitzt. Bei dieser Temperatur verdampft Ethanol. Der Dampf steigt durch einen Aromenkorb voller Kräuter und nimmt so deren Geruchs- und Geschmacksstoffe auf. „Um einen Liter Gin herzustellen, sind 200 Gramm Botanicals nötig“, so Treufeld. Anschließend wird die aromatisierte Spirituose durchs Kupfer-Steigrohr geleitet und schlussendlich im Sammelbehälter aufgefangen und auf Trinkstärke von etwa 42 Prozent Alkohol verdünnt. Der Geschäftsführer ist wählerisch. Bis ein Produkt Treufelds „bestanden-Siegel“ bekommt, wird es zunächst einer Testphase unterzogen. „Auch nach einem Jahr in der Flasche sollen Farbe, Geruch und Geschmack des Gins gleichbleibend hochqualitativ sein“, erklärt der Inhaber.

Die Kupferbrennblase ist eine Spezialanfertigung der Tiroler Kupferschmiede. Hier zeigt Treufeld den Aromenkorb, in welchem die Botanicals während des Herstellungsprozesses liegen.
Die Kupferbrennblase ist eine Spezialanfertigung der Tiroler Kupferschmiede. Hier zeigt Treufeld den Aromenkorb, in welchem die Botanicals während des Herstellungsprozesses liegen.

Abtauchen in Duftwelten

Treufeld und Czekalla bieten mittlerweile sechs Sorten des Edelbrandes sowie einen Gin-Likör an. Im Sortiment ist ein klassischer London Dry Gin mit intensiver Wacholdernote. Aber auch Aromen von Zimt, Kardamom, Pfeffer, Eukalyptus oder Blüten erschnuppert eine feine Nase in Gin-Sorten wie „Exotic Umami“ oder „Bergfreund“. Letzterer etwa duftet fein nach Kiefernharz, Minze und Wiesenkräutern. Auf dem grünen Etikett sind Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz abgebildet. Der ätherische Duft zwirbelt sich betörend aus den Spirituosengläsern in Richtung Nase. Einmal gekostet, eröffnet sich bei Gin und Gin-Likören stets langlebige, nuancierte Geschmackswelten, die halten, was der Name verspricht – und in grüne, blühende Sphären versetzen.

Bei der Verkostung geht's herzlich und familiär zu.
Bei der Verkostung geht’s herzlich und familiär zu.

Dresdner Feingeist – Edelbrennerei

Veranstaltungen von „Dresdner Feingeist“ in Pieschen

  • 27. September 2025 ab 12 Uhr – Gin Tasting im „St. Annen Werksalon“ -Atelier Chelleri-, Grossenhainer Platz 1b, 01097 Dresden
  • 3. und 4. Oktober 2025 „Whisky und Genuss Messe“ im Alten Schlachthof

Serie: Kleine Unternehmen im Stadtbezirk Pieschen

Jeden Dienstag in Pieschen-Aktuell: Ein Portrait eines kleinen Unternehmens aus dem Stadtbezirk. Wir zeigen die unglaubliche Vielfalt im Stadtviertel, von Übigau bis Trachenberge. Wenn Sie auch einen kleinen Laden in Ihrer Nachbarschaft kennen, den wir gerne mal vorstellen sollen, schreiben Sie uns an redaktion@pieschen-aktuell.de

Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert