Die Sonne hat sich gerade in Richtung Rethelstraße verkrümelt, und über dem Imbisswagen geht ein fast schon voller Mond auf. Vor dem Übigauer Schloss türmt ein Eisberg. Zwei Knaben springen fröhlich herum. Wer die Geschichte von Caspar David Friedrich kennt, weiß, was gleich kommt.
Christian Kühn, der künstlerische Leiter der Comödie Dresden hat hier eine sehr gelungene Inszenierung hingelegt. Er hat das Buch geschrieben und auch Regie geführt. Geschickt verknüpft er aktuelle politische Themen wie den Klimawandel und prekäre Arbeitsverhältnisse mit der Geschichte des berühmten Romantik-Malers Friedrich (Daniel Tille).
Dafür lässt er sogar Carl Gustav Carus (Felix Heller) und Johann Wolfgang von Goethe (Sebastian Lohse) auftreten. Friedrichs Widerpart ist Edgar (Timo Stacey), der eigentlich das berühmte Bild „Wanderer über dem Nebelmeer“ in einer politischen Aktion verbrennen will, aber im Koma liegt und nun von CDF sehr realistisch träumt. Oder träumt CDF von Edgar, den er als seinen Bruder wahrnimmt. Das bleibt offen, hilft aber die Handlung zusammenzuführen.

Musikalisch unterlegt ist das Stück mit Titeln von Silbermond, der Pop-Rock-Band aus Bautzen. Dabei setzt der musikalische Leiter Stephan Ohm nicht unbedingt auf die größten Hits der Band. Er hat sich die inhaltlich am besten passenden Songs herausgesucht. Ein bisschen Gänsehaut ist schon dabei, wenn die Pop-Texte plötzlich zu einer 250 Jahre alten Geschichte passen.
Entstanden ist jedoch bei weitem kein trockenes Geschichtsstück über einen trübsinnigen Nebel-Maler. Kühn setzt immer wieder humorige Details, insbesondere die Schwiegermutter von Friedrich (Kathi Damerow) sorgt mit sächsischer Mundart und anbiedernder Goethe-Verehrung für lautstarke Lacher.
Alles in allem ein wunderbar gelungenes Stück, hervorragend geeignet, auch Museums- und Geschichtsmuffel mit einem kleinen bisschen CDF-Fieber zu infizieren. Denn eins ist klar. Nach dem Stück geht’s rauf auf die Kaiserkrone.
Kleiner Wermutstropfen: Es wird nur noch an zwei Abenden gespielt und beide sind komplett ausverkauft. Aber, so Felix Heller aka Carl Gustav Carus, zum Abschluss der Vorstellung: „Der Vorverkauf für 2026 ist schon gestartet.“
Tickets und weitere Informationen
- www.comoedie-dresden.de
- Ab 14. August gibt es dann „Natürlich Blond“ am Elbschloss Übigau zu sehen. Dafür sind noch einige Karten zu haben.