Thema: Kleine Unternehmen

Nach mehr als neunzig Jahren Familien-Fahrradgeschäft schließt das "elberad".

Radladeninstitution „Elberad“ schließt – Räumungsverkauf startet am Donnerstag

Eine Pieschener Institution für Fahrräder, Fahrradzubehör und Reparatur schließt. Mitte Juli wird Sylvia Kührt die Pforten des „Elberad“ dichtmachen. „Es ist kein leichter Schritt“, erklärt sie. „Ich schließe aus gesundheitlichen und geschäftlichen Gründen“, so die Inhaberin.

„Bei uns gab’s auch ‚das Elberad‘ zu kaufen!“

„Ich hab hier ganz viel Herblut reinsteckt“, erklärt Kührt. „Ich fühle mich hier mehr zuhause als anderswo“. Fünfzehn Jahre lang hat Kührt den Laden geleitet. Selbst eine Fahrrad-Eigenmarke, das „elberad“, hat die Geschäftsführerin ins Leben gerufen. Nach Baukastensystem durfte die Kundschaft dann das individuelle Fahrrad zusammenstellen lassen. Auch eine professionelle Ergonomieberatung war immer mit im Programm. Denn Lenker, Sattel und Pedalen sollten schließlich auf den Radfahrer eingestellt sein.

Ab 5. Juni gibt es bis zu fünfzig Prozent Rabatt auf Radfahrsortiment im "elberad".

Ab 5. Juni gibt es bis zu fünfzig Prozent Rabatt auf Radfahrsortiment im „elberad“.

Reparaturen immer gefragt, aber mehr Onlinekauf

„Hochwertige Trekkingräder wurden immer gut gekauft“, meint die Inhaberin. Immer mal auf, mal ab sei es mit dem Geschäft gegangen, „aber mittlerweile findet einfach so viel online statt“, so Kührt. Die Reparaturen in der im Laden angegliederten Werkstatt liefen stetig gut. Dort verarztete ein angestellter Zweiradmechaniker auch mal einen platten Reifen auf die Schnelle. Doch der Verkauf von Helmen, qualitativen Fahrradschlössern und Rädern sei im allgemeinen zurückgegangen. „Schade“, findet Kührt. „Aber jetzt hab ich endlich mehr Zeit für die Familie“.

Anzeige

Schramm Möbelmanufaktur


Erst Ausverkauf von Rädern und Zubehör, dann Werkstattverkauf

Bis Ende Juli bleibt das „Elberad“ noch geöffnet. Ab Donnerstag, 5. Juni 2025 beginnt ein Ausverkauf hochwertiger Fahrräder und Radzubehör. „Man kann jetzt gute Schnäppchen machen, denn bis zu fünfzig Prozent Rabatt gibt’s“, so die Inhaberin. Neben Zubehör und Helmen stehen hochwertige Vorführräder zum Verkauf. Darunter sind Trekkingräder, Gravelbikes, E-Bikes. Auch Kinderräder in verschiedenen Größen sind zu Sonderpreisen erhältlich. Demnächst wird es auch noch einen Werkstattverkauf geben, „aber den kündigen wir nochmal gesondert an“, meint Kührt. Da gäbe es dann das Utensil zum Schrauben und Reparieren zu Sonderpreisen.

Elberad Bürgerstraße

Führten den Laden lange Zeit gemeinsam: die Geschwister Sylvia Kürth und Frank Riemer. Foto: W. Schenk

Familienunternehmen geht zu Ende

Sylvia Kührt kommt aus einer Familie der Fahrradbegeisterten. Ihr Großvater Bernhard Börsch hatte den Laden im Jahr 1932 gegründet. Damals hieß das Geschäft noch „Börsch – mechanische Werkstatt“ und war in der Trachauer Geblerstraße 4 beheimatet. Großvater Börsch verkaufte und reparierte Fahrräder und Motorräder. „Nach dem Krieg stellte er Muttern und Drehteile (…) (für die) volkseigenen Fahrradwerke Diamant und MIFA“ her, so Kührt. Später übernahm Kürth’s Mutter das Geschäft, und leitete dieses unter dem Namen „Fahrrad-Riemer“. Bis 2017 führten die Geschwister Frank und Sylvia das „Elberad“ gemeinsam, die letzten Jahre Sylvia Kührt als alleinige Geschäftsführerin. Mit der Ladenschließung geht auch eine lange „Elberad“-Reise durch Pieschen zu Ende.

Elberad Bürgerstraße

Früher war hier „Puppen-Langner“, am 1. April 2015 zog das „elberad“ ins Ladengeschäft. Foto: W. Schenk

elberad – Inhaberin Sylvia Kührt

Serie: Kleine Unternehmen im Stadtbezirk Pieschen

Jeden Dienstag in Pieschen-Aktuell: Ein Portrait eines kleinen Unternehmens aus dem Stadtbezirk. Wir zeigen die unglaubliche Vielfalt im Stadtviertel, von Übigau bis Trachenberge. Wenn Sie auch einen kleinen Laden in Ihrer Nachbarschaft kennen, den wir gerne mal vorstellen sollen, schreiben Sie uns an redaktion@pieschen-aktuell.de

2 Kommentare zu “Radladeninstitution „Elberad“ schließt – Räumungsverkauf startet am Donnerstag

  1. Schweesdo Onie sagt:

    Es ist ja immer schade, wenn ein Traditionsbetrieb zu macht. Ich wünsche Frau Kührt Alles Gute für die Zukunft.
    Nichtsdestotrotz werde ich „elberad“ immer mit der Erkenntnis verbinden, dass Fahrräder geradezu unglaublich teuer geworden sind. Da stand vor wenigen Jahren ein Rad im Schaufenster (ein schönes Rad, zugegeben, aber ein Rad halt, ohne die üblichen preistreibenden Merkmale wie Motor oder Carbonrahmen oder Superleichtgewicht) für knapp 4000 Euro. Das war schon ein Schock!
    Später fanden sich an gleicher Stelle ebenfalls ganz schöne Teile in dem Preisbereich, den für „normal“ zu halten ich gelernt hatte und vor allem die Eigenmarke machte einen recht bodenständigen Eindruck; aber dieses ungläubige Staunen habe ich nie vergessen…

  2. Karsten M. sagt:

    Ich habe mich immer gefragt, wie dieses Konzept funktionieren kann. Mir war von Anfang an klar, das hier der unregelmäßige Verkauf von teuren Rädern, den Rest irgendwie mitfinanzieren muss.

    Ich war zweimal im Laden. Einmal wegen Reifen. Da konnte (wollte) man mit der Beschreibung „alte DDR-28er-Reifen” partout nichts anfangen und ging jeder Beratung aus dem Weg, nur um die teuersten Reifen im Sortiment zu verkaufen (mein Eindruck, wohlgemerkt). Und nein, ich wollte keine alten DDR Reifen kaufen.

    Ein anderes Mal wollte ich für einen Trolley, der nur als Ausstellungsstück im Laden verfügbar war, einen geringen Rabatt aushandeln, was abgelehnt wurde. Der Preis inklusive Rabatt war immer noch teurer als online, aber ich wollte regional kaufen. Nun gut.

    Niemand ist verpflichtet, billig zu verkaufen. Das ist in Ordnung, aber für Pieschen hielt ich die Preispolitik dann doch eher ungeeignet. Sicher, die Preise sind auch von den Kosten abhängig, ich weiß. Aber andere Läden schaffen das auch, und die Fahrradbranche erlebt gerade eine absolute Höhenfahrt. Wer da klagt, macht irgendwas falsch.

    Das Design der „Elberäder“ fand ich übrigens, durchweg gelungen aber der Preis!

    Trotz allem möchte auch ich der Inhaberin einen wohlverdienten Ruhestand wünschen, denn sie hat sich ihre freie Zeit redlich verdient.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert