Wenn man das Café „Charlottes Enkel“ betritt, begegnen einem weder die Enkel, noch Oma Charlotte. Dafür wird der Gast von der Ladeninhaberin Ulrike Müller begrüßt. Ulrike, eine herzliche und patente junge Frau, hat „Charlottes Enkel“ 2018 eher spontan übernommen. Eigentlich kommt Ulrike aus den Sport- und Ernährungswissenschaften, hatte aber schon immer einen Hang zum Weinbau und der Gastro im Allgemeinen. Wie ist Ulrike nun bei den „Enkeln“ gelandet?

Ursprünglich wurde „Charlottes Enkel“ 2010 am Schillerplatz gegründet, und zwar von der Familie Schumann, deren Oma die Charlotte war. Schumanns mussten ihr schmuckes und sehr begehrtes Café aus gesundheitlichen Gründen in andere Hände legen. Und zwar in die von Ulrike Müller, die das ganze eher aus „jugendlichem Leichtsinn übernommen“ hat, erzählt Ulrike lachend. Sie behält den Namen des Cafés, da ihre Uroma wiederum ebenfalls Charlotte heißt.

Von der Backstube zum Café

Damals war es nur die Backstube, die in den Pieschener Räumlichkeiten des jetzigen zweiten Cafés wohnte. In den letzten Sommern kamen dann immer wieder Straßenpassanten an der angelehnten Tür der Backstube vorbei und rochen den köstlichen Duft noch warmer Macarons oder Tartes, erzählt Ulrike. Oft wurde gefragt, ob man mal probieren, ein kleines Käffchen dazu genießen dürfe. Die noch heißen Süßwaren mussten allerdings in der Früh stets ihren Weg in Ulrikes Bus zum Café am Schillerplatz antreten – kein Gebäck, keinen Kaffee für die Pieschener!

Ulrike sah das Potential des mit Backöfen, Spritztüten, Schüsseln vollgestellten Raumes im Erdgeschoss am Pestalozziplatz. Die Backstube wanderte in die Hinterräume. Geschaffen wurde ein herzenswarmes Café, in dem man sich verabreden und „auch mal sitzen bleiben kann, ganz im Gegensatz zu unserem Standort am Schillerplatz, wo es eher schnelllebig zugeht“, erzählt Ulrike froh. Die Wände vom Pieschner „Charlottes Enkel“ sind in warmem rostrot gehalten und die modern-minimalistischen Bilder vom befreundeten Künstler Jan Kunze. Im Juni 2023 war Eröffnung, und seitdem kommen die Stammkunden ständig. In der Vitrine werden Gäste von diversen süßen Kleinigkeiten erleuchtet. Zu trinken gibt’s Kaffee nach „Enkel“-Spezialrezept. Der wird in einer Radebeuler Kaffeerösterei veredelt und lebt von seinem samtig-säurearmem Charakter. Auch warten viele duftige Tees neben der ehrwürdigen, wertvollen Kaffeesiebträgermaschine darauf, aufgebrüht zu werden.

Mit achtköpfigem Team im „Charlottes Enkel“

Ulrike hat mit der Führung von „Charlottes Enkel“ und dem siebenköpfigen Team in den letzten Jahren „beruflich tausend erste Male“ erlebt. Sie weiß: „Mein Herz schlägt in der Kulinarik“. Mit ihr im Boot: vier treue Baristas und drei Backelfen, alle gelernte Konditorinnen. Für die Cafés in Pieschen und am Schillerplatz backen diese fleißig Frankfurter Minikränzchen, Beerentartlettes, Cupcakes. Auf Vorbestellung gibt’s auch Hochzeits- oder Geburtstagstorten. „Wir müssen derzeit mehr absagen als wir annehmen können“, erzählt Ulrike. Aber der Plan für die nächsten Jahre ist, neue Räumlichkeiten für die Bäckerei zu suchen. „Charlottes Enkel“, das betont Ulrike, solle aber nicht bis zur Maßlosigkeit vergrößert werden. Denn „wir“, so betont sie,“sollen davon leben, eine kleine Manufaktur zu bleiben“.

Charlottes Enkel Café (Pieschen)

• Weinböhlaer Straße 9, 01127 Dresden
• Öffnungszeiten: von Mittwoch bis Sonnabend von 13 Uhr bis 18 Uhr
• Zahlen kann man bar und mit EC-Karte.
• charlottesenkel.com und auf instagram.com/charlottesenkel

Serie: Kleine Unternehmen im Stadtbezirk Pieschen

Jeden Dienstag in Pieschen-Aktuell: Ein Portrait eines kleinen Unternehmens aus dem Stadtbezirk. Wir zeigen die unglaubliche Vielfalt im Stadtviertel, von Übigau bis Trachenberge. Wenn Sie auch einen kleinen Laden in Ihrer Nachbarschaft kennen, den wir gerne mal vorstellen sollen, schreiben Sie uns an redaktion@pieschen-aktuell.de

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