Das 328 Quadratkilometer große Stadtgebiet Dresdens ist gegenwärtig in zehn Stadtbezirke und neun Ortschaften gegliedert. Der Stadtbezirk Dresden-Pieschen, in dem heutzutage fast 54.000 Einwohner leben, ist einer der drei rechtselbischen Stadtbezirke. Zu ihm gehören die Stadtteile Kaditz, Mickten, Trachau, Trachenberge, Übigau, der westliche Teil der Leipziger Vorstadt und Pieschen selbst.
„Die sorbischen Namen von Kaditz (Kayticz), Mickten (Migtin), Übigau (Vbegowe), Pieschen (Peschen) und Trachau (Trachennowe) weisen darauf hin, dass diese Dörfer zwischen dem siebten und zwölften Jahrhundert von Sorben gegründet wurden. Stadt Neudorf (heute Leipziger Vorstadt) und Trachenberge entstanden erst im 16. bzw. 18./19. Jahrhundert.“ (siehe: Der Stadtbezirk Nord der Stadt Dresden -Aus der Geschichte seiner Stadtteile – Erste Auflage 1983)
Von lebenswichtiger Bedeutung für diese Dörfer war die Elbe. „Sie gab ihnen Nahrung durch Fischfang, ermöglichte den Betrieb von Schiffsmühlen und diente als Verkehrsweg. Selbst Trachau und Trachenberge, beide nicht am Ufer des Flusses gelegen, waren durch das fruchtbare Schwemmland der Elbe begünstigt.“

Die erste Micktener Schule (erbaut 1875, heute Wohnhaus Böcklinstraße Nr.17). Quelle: Archiv K. Brendler
Die Dorfbewohner betrieben in der Regel Ackerbau und Viehzucht. Die meisten spezialisierten sich aufgrund des vorherrschenden Klimas aber auf den Wein-, Obst- und Gemüseanbau. Außer Stadt Neudorf waren alle anderen Dörfer in die erstmals 1273 urkundlich erwähnte Kaditzer Kirche gepfarrt. Neben dem kirchlichen spielte sich bis um 1870 (außer Pieschen) auch das schulische Leben in Kaditz ab. In Pieschen hatte sich schon 1613 ein Lehrer niedergelassen.

Bahn- u. Brückenbogen über die Chaussee bei Trachau (C.E.B. Bommer, um 1840). Quelle: Archiv K. Brendler
Im 19. Jahrhundert begann Dresden sein im Wesentlichen durch die Stadtbefestigung fixiertes Weichbild zu sprengen und sich auch auf dem rechten Elbufer in nordwestlicher Richtung auszudehnen. So wurde im Jahre 1866 die um 1550 entstandene Siedlung Stadt Neudorf, seit 1875 trägt sie zusammen mit weiteren Teilen der Neustadt den Namen Leipziger Vorstadt, nach Dresden eingemeindet.
Lange Zeit ein unbedeutender Ort, gewann Stadt Neudorf 1839 als Endpunkt der ersten deutschen Ferneisenbahn an verkehrsgeographischer Bedeutung. Die Gemeinde Pieschen, im Zuge der Industrialisierung zum Arbeiterwohnort geworden, und die seit 1812 selbständige Siedlung Trachenberge stellten 1893 den Antrag auf Eingemeindung, dem vier Jahre später der Dresdner Stadtrat auch zustimmte. Schließlich wurden zum 1. Januar 1903 die Vororte Kaditz. Mickten, Übigau und Trachau nach Dresden eingemeindet.
Mit der damit verbundenen Besiedlung lösten sich die alten dörflichen Bindungen mehr und mehr auf. Die historischen Dorfkerne wurden durch neu erstehende Wohngebiete völlig umbaut und blieben „… als Relikte einer in die moderne Stadt nicht mehr passenden Wirtschaftsform […] wenigstens teilweise erhalten.“ (siehe: DRESDEN- Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme, Akademie-Verlag Berlin, 1983)
Heute erbringen die zwischen dem siebten und zwölften Jahrhundert von Sorben gegründeten Dörfer als Stadtteile ihre eigenständigen Beiträge zur stetigen Entwicklung der Stadt und des Stadtbezirkes Pieschen.

Klaus Brendler
Brendler’s Geschichten ist eine Serie, in der Klaus Brendler für das Onlinejournal Pieschen Aktuell in loser Folge an Orte, Ereignisse und Personen im Stadtbezirk Pieschen erinnert. Der Stadtteilhistoriker und Autor war von 2007 bis 2023 Vorsitzender des Vereins „Dresdner Geschichtsmarkt“ und von 2002 bis 2022 Leiter der „Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest“. Er lebt in Dresden-Trachau.
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