Thema: Alter Leipziger Bahnhof

Ein Spielplatz der besonderen Art für Jugendliche. Foto: J. Frintert

Alter Leipziger Bahnhof: Ständige Vertretung in Betrieb

Es ist ein verwunschener Platz mitten in der Stadt. Das Gelände rund um den Alten Leipziger Bahnhof liegt seit Jahren brach. Bäume und Tiere haben sich das Gelände zurückerobert – und auch einige Jugendliche.

Eine Initiative von Geh8urban, dem Institut für Städtebau der TU Dresden und jungen Akteuren hat Ende Juni auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs (ALB) eine „Ständige Vertretung“ mit einem „Richtfest“ eingerichtet.

Diese „Ständige Vertretung“ soll ein Ort sein, an dem sich verschiedene lokale Nutzer des ALB treffen und organisieren können. Ziel ist es, gemeinsam Ideen und Wünsche für die Zukunft des Areals zu entwickeln und auszuprobieren. Die Initiative hofft, dass so tragfähige Strukturen, Netzwerke und Wissen wachsen können.

Paul Elsner von Geh8 erläutert: „Eine ständige Vertretung gibt es immer dann, wenn die Beziehungen zwischen zwei Ländern nicht so geklärt sind, dass es eine Botschaft gibt.“ Der Name ist der Diplomatie entlehnt. BRD und DDR errichteten 1974 ständige Vertretungen in Bonn und Berlin. Mehr dazu in der Wikipedia.

Unklar sind auch Zustand und Zukunft des Geländes zwischen Leipziger und Großenhainer Straße. Dennoch treffen sich hier Gruppen überwiegend junger Menschen, die das Gelände seit Jahren nutzen. Die Einrichtung einer „Ständigen Vertretung“ soll deren Anspruch auf Freiraum und Mitgestaltung verdeutlichen.

Der Container ist der Treffpunkt auf dem Gelände. Foto: J. Frintert

Der Container ist der Treffpunkt auf dem Gelände. Foto: J. Frintert

Bauwoche im Juni

Vom 23. bis 29. Juni fand eine Bauwoche statt, bei der etwa 30 Studierende der Architektur und Landschaftsarchitektur sowie lokale Nutzende einen neuen Ort schufen. Unterstützt wurden sie vom französischen Architektur-Kollektiv „Le Cabanon Vertical“ aus Marseille, das für praxisnahe Beteiligungsprozesse bekannt ist.

Im Zentrum des Platzes steht ein alter Seecontainer, der nun in leuchtendem Orange erstrahlt. Eine Freitreppe, gefertigt aus vor Ort gesammelten Spraydosen, führt vom gepflasterten alten Lagerplatz in den „Botschaftsgarten“. Dieser Garten bietet ein Reifenplenum und Konferenzbänke, mobiles Mobiliar, eine Bar auf Rollen und eine Kompost-Toilette. Dabei legte die Initiative Wert darauf, hauptsächlich recycelte und größtenteils bereits auf dem Gelände gefundene Materialien zu verwenden.

Am 29. Juni wurde die Ständige Vertretung mit einem Richtfest eingeweiht. Rund 200 Besucherinnen und Besucher genossen kühle Getränke, veganen Grill und die Übertragung eines EM-Spiels.

Immer dienstags, ab 18 Uhr soll der Container geöffnet werden, dann ist auch jemand von der Initiative vor Ort. Foto: J. Frintert

Immer dienstags, ab 18 Uhr soll der Container geöffnet werden, dann ist auch jemand von der Initiative vor Ort. Foto: J. Frintert

Dienstags: Container offen

Der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs, der im März vorgestellt wurde und inzwischen vom Bauausschuss bestätigt ist, unterstreicht die Bedeutung des Freiraums und der üppigen Vegetation am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden. Die Stadt möchte diesen Bereich erhalten und schützen. Im Rahmen des Wettbewerbs gab es eine zweijährige Beteiligung einer komplex zusammengesetzten Begleitgruppe, bestehend aus Grundstückseigentümern, Vertretern der Zivilgesellschaft, der Kommunalpolitik und der Stadtverwaltung. Nun plant die Initiative, die aktuellen Nutzer des Geländes stärker einzubinden.

Ab dem 23. Juli wird die „Ständige Vertretung“ jeden Dienstag von 18 bis 21 Uhr geöffnet sein. In den kommenden Treffen plant die Initiative, ein Schwarzes Brett zu installieren und ein effektives Müllsystem zu entwickeln. Ideen und Wünsche für Bauaktionen, Workshops, Filmabende und andere Veranstaltungen sind willkommen. Auch ein Botschaftsempfang als Spätsommerfest ist in Planung.

Lokale Gruppen sind eingeladen, Verantwortliche zu benennen, die Schlüssel für den Container erhalten, um diesen auch außerhalb der Dienstagsöffnungszeiten nutzen zu können.

Das Projekt wird mit Mitteln aus den Stadtbezirken Pieschen (7.990 Euro) und Neustadt (15.390 Euro) unterstützt. „Mit den Mitteln konnten wir den jetzigen Zustand herstellen“, sagt Elsner. Die Initiative hat zudem weitergehende Pläne, darunter die Möglichkeit eines beheizten Containers oder nach Abschluss der Sanierung der Scheune einen Umzug des Blechschlosses.

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