Der sächsische Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hat am Dienstag die Abendoberschule Dresden in Pieschen besucht. In einer Runde mit 15 Lehrerinnen und Lehrern und der Schulleiterin Uta Hanke hörte er sich die Sorgen, Nöte und besonderen Herausforderungen dieser Schule des sogenannten zweiten Bildungsweges an.
Hier werden täglich ab 16 Uhr rund 350 Schüler in 14 Klassen von 17 Lehrkräften unterrichtet. Piwarz hob hervor, dass es sich hier um ein besonderes Klientel handele, anders als an den normalen allgemeinbildenden Schulen sei hier der Altersschnitt deutlich höher. Hierher kommen Lernwillige, die auf dem normalen Weg den Haupt- oder Realschulabschluss aus unterschiedlichen Gründen nicht geschafft haben. Die Schüler hier sind zwischen 18 und 50 Jahren alt. Außerdem ist der Anteil an Schülern mit einem Migrations- oder Fluchthintergrund mit 60 Prozent sehr hoch.
Vor allem aufgrund des Alters der Schüler funktionieren etliche normale Schülerfördermöglichkeiten nicht, so gibt es zum Beispiel kein Bildungsticket und auch die Schulsozialarbeit könne nicht über die Jugendhilfe abgedeckt werden. Dennoch machte Piwarz deutlich: „Schulen des zweiten Bildungsweges sind wichtig.“
Gerade der hohe Anteil an Migranten mache die Arbeit schwierig, so die Schulleiterin. Zwar müssten die Schüler ein sogenanntes B1-Sprachzertifikat vorlegen, aber das Niveau sei sehr unterschiedlich. Eine Lehrerin brachte es auf den Punkt: „Reden können die meisten schon ganz gut, aber im Schriftlichen gehen die Kenntnisse weit auseinander.“ Eine andere Lehrerin schildert, wie weit die Vorkenntnisse auseinanderklaffen. Das reiche von jungen Frauen aus Afghanistan, die nur zwei Jahre eine Schule besuchen durften bis hin zu Geflüchteten aus Syrien, die dort zwölf Jahre an der Schule waren.
Industrie in die Pflicht nehmen
Die Probleme kenne er bereits von den Regeloberschulen, sagt der Kultusminister und weist darauf hin, dass die Wirtschaft am liebsten Bewerber mit mindestens Realschulabschluss hätte. Der Fachkräftebedarf sei riesig. Er wolle da die Industrie mit in die Pflicht nehmen, die müsse sich an der Bildungsaufgabe beteiligen. Außerdem bekannte er, das Problem sei nicht allein durch das Kultusministerium zu stemmen, da müssen auch das Sozial- und das Wirtschaftsministerium mitziehen. Dafür wolle er sich einsetzen.
Die Lehrer geben ihm noch einiges an Hinweisen mit, so solle der Unterricht praxisnäher werden. Außerdem sei die Stundenzahl in der Abendoberschule nicht gemäß den Prüfungsanforderungen. Piwarz ließ einen Mitarbeiter protokollieren und versprach, dem nachzugehen, insbesondere bezüglich der Stundenzahl.
Grundsätzlich ist die Abendoberschule eine staatliche Schule des Zweiten Bildungsweges. Unterrichtet wird nach den gleichen Lehrplänen wie alle anderen sächsischen Oberschulen – das gilt auch für die Prüfungen. Der Unterricht läuft von Montag bis Donnerstag, am Freitag ist häusliche Lernzeit (Selbststudium). Die Unterrichtzeiten liegen zwischen 16.10 bis 21.15 Uhr (je nach Stundenplan). Die Abendoberschule Dresden nutzt seit dem Schuljahr 2022/2023 die Räumlichkeiten im neu entstandenen Schulcampus auf der Gehestraße 2.
Abendoberschule Dresden
- Gehestraße 2, 01127 Dresden
- www.abendoberschule-dresden.de
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